Mit der kürzlich präsentierten Vorzugstrasse für den Autobahn-Lückenschluss zwischen Hauenstein und Tiengen, haben die Vertreter der verantwortlichen Planungsgesellschaft Deges in der Region viel Aufmerksamkeit hervorgerufen. Die ambitionierte Zeitplanung gibt außerdem Anlass zur Hoffnung auf schnelle Fortschritte, denn schon in sieben Jahren soll das Vorhaben alle Instanzen durchlaufen haben und bereit zur Realisierung sein. Aber wie steht es eigentlich mit Herausforderungen?
5,5 Kilometer langer Tunnel um Waldshut
„Unser Ziel war es, eine genehmigungsfähige Trasse zu finden“, schilderte Johannes Kuhn, Projektleiter der Deges, dem Gemeinderat in jüngster Sitzung. Das sei mit der Variante, die die Bezeichnung B2a trägt, gelungen: „Es ist von allen untersuchten Optionen die vorteilhafteste, mit der wir weiterplanen werden.
Besonders daran ist, dass etwa zwei Drittel des geplanten Streckenverlaufs über Ingenieurbauwerke – also Tunnels und Brücken führen wird. Aus Waldshuter Sicht besonders vorteilhaft: Die Stadt soll praktisch komplett durch einen 5,5 Kilometer langen Tunnel umfahren werden.
Dieser beginnt östlich von Dogern und reicht bis zum Gewerbegebiet Kaitle. Die Bahnstrecke, die Landesstraße 161 und die Schlücht werden mit einer Brücke überquert, ehe der Anschluss an den Abschnitt bei Tiengen erfolgt.
Wie steht es mit Konflikten zu bestehenden Bauwerken?
Auch wenn die Trasse Waldshut unterirdisch umfährt – ist mit Konflikten zu bestehenden Anlagen zu rechnen? Unter anderem verläuft in etwa 70 Metern unter der B500 ein Triebwasserweg des Schluchseewerks, der das Speicherbecken Witznau Häusern mit dem Kraftwerk in Waldshut verbindet, wie Unternehmenssprecher Peter Steinbeck auf Nachfrage unserer Zeitung darstellt.
Doch bislang sei dem Unternehmen nichts bekannt, dass es zu Problemen kommen könnte, so Steinbeck weiter. Zumindest sei seitens der Autobahnplaner kein entsprechender Kontakt aufgenommen worden.
Deges-Sprecherin Pia Verheyen erklärt auf Nachfrage wiederum: Die Leitungen und Stollen der Schluchseewerk GmbH seien bekannt. „Eine detaillierte Kollisionsprüfung wird im Zuge der kommenden Planungsphase in Verbindung mit möglichen Optimierungen der Tunnellage erfolgen“, sagt sie.
Nach derzeitigen Planungen soll der Tunnel allerdings etwa in 150 Metern Tiefe unter der B500 verlaufen – also mehr als doppelt so tief wie die Schluchseewerk-Leitungen.
Aus Waldshut-Tiengener Sicht optimale Lösung
„Aus unserer Sicht ist das die bestmögliche Variante“, lautete die Einschätzung von Oberbürgermeister Philipp Frank. Die Stadt wird gemäß dieser Vorlage massiv vom Verkehr entlastet, auch wenn die Trassenführung baulich aufwendiger und voraussichtlich deutlich teurer ist als die ebenfalls untersuchten Alternativen.
Es sei aber auch aus fachplanerischer und umwelttechnischer Sicht eine gelungene Lösung, so die Einschätzung der Verwaltung.
Vor allem sei es auch mit Blick auf den Gesamtverlauf des Abschnitts 8/9 die konfliktärmste Variante von allen, gerade mit Blick auf die Nachbarkommunen Albbruck und Dogern – wobei letztere Gemeinde bereits Kritik an der Umfahrung in offener Straßenführung angemeldet hat. Für Dogern müsse auf jeden Fall eine ordentliche Lösung im Bereich Lärmschutz gefunden werden, lautet auch eine Forderung der Stadtverwaltung.
Gemeinderat trägt Vorzugstrasse mit
Auch der Gemeinderat zeigte sich weitgehend begeistert von den vorgestellten Plänen. „Die Stadt kann froh und dankbar sein, dass die Trasse so verläuft, dass wertvolle Landschaften geschützt bleiben“, so Harald Würtenberger (FW). Wichtig sei, dass es jetzt auch weiter vorwärtsgehe.
Auch Philipp Studinger (CDU) sieht in der Variante eine hervorragende Lösung, von der die ganze Region profitieren werde: „Denn ohne diesen Lückenschluss ist an eine starke Ost-West-Verbindung nicht zu denken.“
Einzig Antonia Kiefer (Grüne) sprach sich dagegen aus. Es müsse eine zügige Alternative zum „sturen Warten auf die Autobahn“ gefunden werden. Stattdessen forderte sie in Sachen Mobilität ein schnelles Umdenken.
Entwicklungen bei der Hochrheinautobahn A98
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