Die A98 soll zwischen Hauenstein und Tiengen in zwei langen Tunnels und südöstlich Dogern entlang des Rheins verlaufen.

Dies sieht der von der staatlichen Projektmanagementgesellschaft Deges in fast fünf Jahren erarbeitete Vorschlag für den bevorzugten Verlauf der Autobahntrasse vor. Die Deges stellt die Pläne in diesem Augenblick in der Stadthalle Waldshut in einer öffentlichen Informationsveranstaltung vor.

Die Vorzugsvariante sei vom Bund bestätigt worden, erklärte Deges-Projektleiter Johannes Kuhn vorab am Freitagvormittag bei einer Pressekonferenz im Landratsamt Waldshut. Damit könne in die Entwurfsplanung gegangen werden.
Der nächste Schritt wäre dann das Planfeststellungsverfahren, für das das Regierungspräsidium Freiburg zuständig ist, und dessen Beschluss für Ende 2028 erwartet wird. „Wenn alles gut läuft, würde das bedeuten, dass man ab 2030 bauen könnte“, so Kuhn. Zu den zu erwartenden Baukosten wollte sich der Projektplaner zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.
Mühlbachtal, Albert, Albtal und Albbruck werden untertunnelt
Etwa zwei Drittel der 15,4 Kilometer Gesamtstrecke der Vorzugsvariante B2a verlaufen unterirdisch in zwei langen Tunnels: Aus westlicher Richtung geht die A98 nördlich Hauenstein unter die Erde, unterquert in einem vier Kilometer langen, im Verlauf der Bahnlinie entsprechenden Tunnel das Mühlbachtal, Albert, das Albtal und Albbruck. Etwa auf Höhe des Albbrucker Autohauses Ebner endet der erste Tunnel.
Bei Dogern verläuft die Trasse parallel zur B 34
Das Tunnelportal liegt zwischen der B34 und dem Werkkanal auf Höhe des östlichen Endes der Rheininsel. Von hier verläuft die A 98 südlich parallel zur B34. Kurz vor der Kreuzung beim Dogerner Gewerbegebiet Schnöt beginnt der zweite Tunnel.
Auch Waldshut wird in einem Tunnel umfahren
Auf 5,5 Kilometern unterquert er die B34, die K6589, den Liederbach und die B500 und umfährt Waldshut. Erst östlich des Aarbergs beim Waldshut-Tiengener Industriegebiet Kaitle verläuft die A98 wieder oberirdisch, überquert auf drei Brücken die Bahnlinie, die L161, die Schlücht und die B34, um an der bestehenden Anschlussstelle Tiengen-West kurz vor dem Bürgerwaldtunnel an die vorhandene A98 anzuschließen.

Vom Bau des 8. und des 9. Abschnitts der A98 erwarten sich die Planer einen wesentlichen Effekt auf das Verkehrsaufkommens auf der heutigen B34, die in ihrem Verlauf und Ausbaustand belassen werden soll.
Deges-Projektleiter Kuhn zitierte die Prognose, dass sich das Verkehrsaufkommen auf den innerörtlichen Durchgangsstraßen um 43 Prozent, der Schwerlastverkehr sogar um die Hälfte verringern werde. Etwa zwei Drittel des zukünftigen überörtlichen Verkehrsaufkommens würden auf der A98 unterwegs, etwa ein Drittel auf den Ortsdurchfahrten.
Die Deges plant die A98.8/9 vierspurig mit zwei Richtungsbahn. Gebaut wird wie auf den anderen Abschnitten auch nur eine Richtungsbahn mit zwei Spuren. Auf den oberirdischen Teilstrecken können auch drei Spuren eingerichtet werden.
Es soll drei Anschlussstellen geben
Auf der 15,4 Kilometer langen Strecke soll es drei Anschlussstellen gebe. Von West nach Ost sind dies die bestehende bei Hauenstein, eine neu zu errichtende bei Dogern westlich der Schnöt-Kreuzung beziehungsweise des Tunnelportals sowie eine dritte in Tiengen-West. Weil nach der Inbetriebnahme der A98.8/9 die B34 nur noch dem Ziel und Quellverkehr diene, werde auch auf der Abfahrt Hauenstein das Verkehrsaufkommen stark abnehmen. Auf ihren in der Region lange vehement geforderten Ausbau könne deshalb verzichtet werden, sagte Kuhn.
Die Benennung der Vorzugsvariante beendet einen jahrzehntelangen Streit über den Verlauf der A98 zwischen Laufenburg und Waldshut-Tiengen. Schlagwortartig standen dafür die Begriffe Taltrasse und Bergtrasse. Tatsächlich aber prüften die Planer der Deges sehr viel mehr Varianten und Zwischenvarianten.
Rücksicht auf den Naturschutz
Am Ende habe sich herausgestellt, dass die Talvariante B2a in vielerlei Hinsicht die beste Lösung sei, erklärte Deges-Projektleiter Kuhn. Bei der Gewichtung der verschiedenen Entscheidungsfaktoren sei der Umwelt, und damit auch dem geschützten Status des Mühlbachtals, des Albtals und der Liedermatten, das weitaus meiste Gewicht zugeschrieben worden.
Weitere wichtige Faktoren bei der Abwägung der verschiedenen Varianten seien deren verkehrliche Beurteilung und deren raumstrukturelle Wirkung gewesen. Eine nachgeordnete Rolle hätten demgegenüber der bautechnische Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Variante und deren finanzielle Kosten gespielt.

Die Deges hat versucht, frühzeitig die Region in den Planungsprozess mit einzubeziehen. Als Ansprechpartner dienten ihr eine Planungswerkstatt, dem 38 Personen angehörten. Neben den Vertretern der betroffenen Gemeinden waren dies auch Mitglieder von Naturschutz- und Wirtschaftsorganisationen, der verschiedenen Bürgerinitiativen sowie zehn zufällig per Los ins Gremium entsandte Bürger.
Unter ihnen war auch die Röntgenassistentin Katja Streit aus Waldshut. „Alles, was wir Zivilisten ins Spiel gebracht haben, wurde aufgegriffen“, erklärte sie. Es sei gelungen, die emotionale Diskussion um Berg- und Taltrasse endlich zu versachlichen, sagte Jörg Roth von der Initiative Pro Basistunnel. Zusätzlich zur Planungswerkstatt wurden in einem zweiten Gremium 15 Politiker aus der Region und Behördenvertreter beratend in die Planungen einbezogen.

Die Interessen der Region seien unmittelbar in die Planungsarbeit eingeflossen und mit der Vorzugsvariante bestmöglich berücksichtigt, betonte auch Landrat Martin Kistler. „Die Vorzugsvariante verspricht die besten Realisierungschancen und größtmögliche Schonung von Menschen, Natur und Landschaft.“ Die Qualität der Variante stimme ihn zuversichtlich, dass sie eine breite Zustimmung finden könne.
Entwicklungen bei der Hochrheinautobahn A98
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