Wir Menschen stöhnen, wenn das Quecksilber über 30 Grad steigt. Manche Fische können schon bei 24 Grad Wassertemperatur kaum noch überleben. Äschen und Forellen geraten im Rhein bei der anhaltenden Trockenheit und Hitze allmählich in Not. Ein großes Fischsterben gibt‘s bisher noch nicht, aber die Lage ist kritisch. An manchen Stellen in der Region misst der Rhein schon fast 27 Grad. Da überleben Äsche und Forelle nicht. Wie reagieren die Fische? Was kann der Mensch tun?

Warum geraten die Fische in Not?

Die Pegel sinken, das Wasser in Bächen und Flüssen heizt sich zunehmend auf. „Je wärmer das Wasser ist, desto weniger Sauerstoff kann es binden, und die Fische bekommen Stress“, erklärt Stefan Eichkorn, Gewässerwart beim Angelsportverein Lauchringen, im Telefonat mit dem SÜDKURIER.

Wo Äsche und Bachforelle vorkommen und bevorzugt leben:

Laut Eichkorn zählen Äschen und Forellen wie die Lachse zu den sogenannten Salmoniden. „Sie brauchen sommerkühles Wasser“, weiß er. In 20 bis 22 Grad warmem Wasser bekämen diese Fische Stress, bei 24 Grad überlebten sie grad mal so. Die „Neue Zürcher Zeitung“ formuliert es so: „Die Äsche lebt im kalten Wasser, ab 22 Grad Wassertemperatur leidet sie, ab 27 Grad erstickt sie.“

Äschen tummeln sich in der Wutach. Sie brauchen kühles Wasser.
Äschen tummeln sich in der Wutach. Sie brauchen kühles Wasser. | Bild: Stefan Eichkorn

Im Gegensatz zu den karpfenartigen Fischen wie Barben und Döbel. „Die haben mit dem Sauerstoff kein so großes Problem, sie können auch mal Luft atmen“, weiß Eichkorn. Barben können laut „Aqualog.de“ kurzfristig auch bei 30 Grad überleben, Döbel bevorzugen laut Wikipedia ohnehin höhere Wassertemperaturen bis 26 Grad.

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Wie reagieren die Äschen und Forellen?

Wenn‘s den Äschen und Forellen zu ungemütlich wird, lassen sie sich fallen, wie es im Fachjargon heißt. „Bis sie wieder atmen können“, sagt Eichkorn. Sie würden sich an die kühlere Stellen wie Bachmündungen oder Grundwasseraufstöße zurückziehen.

Die Wutach am Hartmannswehr zwischen Wutöschingen und Oberlauchringen.
Die Wutach am Hartmannswehr zwischen Wutöschingen und Oberlauchringen. | Bild: Stefan Eichkorn

Somit bekommen Rheinzuflüsse wie die Wutach, die auf der Höhe des Kreisverkehrs beim Lonzaareal zwischen Waldshut und Tiengen in den Rhein mündet, eine wichtige Funktion.

Wie wichtig sind die Zuflüsse zum Rhein?

Eichkorn erklärt: „Die Wutach kommt vom Feldberg, sie führt auch im Sommer kühles Wasser.“ Obwohl das Wutachwasser anhand seinen Messungen (Stand: 4. August) in manchen Bereichen schon 27 Grad erreicht hat. Wie bei der Brücke in Oberlauchringen, wo der Kotbach zusätzlich noch 27 Grad warmes Wasser mitbringt. 24 Grad habe er am Hartmannswehr zwischen Wutöschingen und Oberlauchringen gemessen.

Die Temperaturen in der Wutach, gemessen am 3. und 4. August, von links: die Wutach bei der Brücke in Oberlauchringen (27 Grad), das ...
Die Temperaturen in der Wutach, gemessen am 3. und 4. August, von links: die Wutach bei der Brücke in Oberlauchringen (27 Grad), das Wasser im Kotbach (27 Grad), die Wutach am Hartmannswehr zwischen Wutöschingen und Oberlauchringen. | Bild: Stefan Eichkorn

„Ab Stühlingen hat die Sonne die volle Angriffsfläche“, erklärt Eichkorn. Hier fehle es an ausreichendem Bewuchs, der Schatten spende. Besser werde es weiter flussabwärts. „Wo Grundwasseraufstöße und Quellzuflüsse kühles Wasser in die Wutach führen.“ Als Beispiel nennt er den Siechenbach, der unterhalb des Sportzentrums in Lauchringen in die Wutach mündet. Er bringe 16 Grad kühles Wasser mit.

Auch der Kotbach führt wenig Wasser.
Auch der Kotbach führt wenig Wasser. | Bild: Stefan Eichkorn

Laut seinen Messungen liege die Temperatur in der Wutach beim Naturschutzgebiet bei der ehemaligen Lauffenmühle bei 21 Grad. In Tiengen, unterhalb des Kaltenbachs, münde die Wutach mit 19 Grad kühlem Wasser in den Rhein.

Was kann die Bevölkerung tun?

„In solche Bereiche ziehen sich die Fische zurück, deshalb müssen wir die Zuflüsse auch wirklich schützen“, mahnt Eichkorn, „ich schätze, die Fische haben ihren Platz gefunden.“

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Man solle die Fische dort in Ruhe lassen, in solchen Bereichen wie am Siechenbach möglichst nicht schwimmen oder Hunde baden lassen, appelliert er an die Bevölkerung. Eichkorn hat aus diesem Grund mit Genehmigung der Gemeinde bereits Hinweisschilder aufgestellt.

Was tun Behörden und Fischervereine?

Er berichtet davon, wie der Kanton Schaffhausen zwischen Stein am Rhein und Schaffhausen in den Mündungsbereichen der Bäche Kaltwasserbecken, Schutzzonen, einrichtet.

Der Angelsportverein Lauchringen selbst habe schon Mitte Juli spontan eine Aktion durchgeführt und Tausenden Fischen, Kleinstlebewesen und Makrozoobenthos das Überleben gesichert. Eichkorn: „In dem wir einen Seitenarm der Wutach mit Wasser versorgten. Der Zufluss war nur noch ein Rinnsal. Durch Aufgraben auf etwa zehn Meter Länge konnten wir 400 Meter wertvolle Flussstrecke mit Wasser versorgen.“

Stefan Eichkorn steht in der Wutach, die teils sehr wenig Wasser führt.
Stefan Eichkorn steht in der Wutach, die teils sehr wenig Wasser führt. | Bild: Stefan Eichkorn

Wichtig ist aus seiner Sicht auch die Vegetation entlang der Bäche und Flüsse zu erhalten. Der Bewuchs bringt Schatten und verhindere, dass das Wasser sich zu schnell aufheize. Die Lauchringer Fischer hätten sich bereits ans Regierungspräsidium gewandt, mit der Bitte, Bäume stehen zu lassen.

Die Umsetzung der Fische, wie jüngst im Kanton Aargau an der Sissle praktiziert, sei mit Vorsicht zu genießen. „Das ist nicht so einfach“, sagt Eichkorn.

Abschließend sagt er: „Die Schwarzwaldzuflüsse sind Gold wert, die Wutach als sommerkühles Gewässer ein Juwel. Wenn die Äschen im Rhein aussterben, können sie in der Wutach noch überleben.“

Wie hoch ist der Rheinpegel aktuell?

Das können Sie immer tagesaktuell hier nachlesen:

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