Warum meldet man eine Person als verschollen, wenn klar ist, dass das nicht der Wahrheit entspricht? Diese Frage stellen sich viele SÜDKURIER-Leserinnen und -Leser nach der Meldung von der Frau, die mit Absicht den Notruf missbrauchte. Schließlich beschäftigte sie damit 46 Einsatzkräfte von Polizei, Wasserschutzpolizei, Feuerwehr, DLRG und Rettungsdienst sowie die Drohneneinheit des Landkreises Konstanz und einen Wassersuchhund ohne Grund.

Hätte sich zeitgleich ein echter Notfall ereignet, wären sehr viele Hilfskräfte gebunden gewesen, ohne dass dies nötig war. Die Antwort auf die obige Frage hat aber auch die Polizei nicht. „Warum die Frau das tat, wird niemand beantworten können“, sagt Tatjana Deggelmann, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz. Sie begründet: „Die Dame ist in psychischer Behandlung.“

(Archivfoto) Beim Einsatz suchten sechs Polizeibeamte, 19 Kräfte der Feuerwehr mit fünf Fahrzeugen und vier Booten sowie die DLRG mit 21 ...
(Archivfoto) Beim Einsatz suchten sechs Polizeibeamte, 19 Kräfte der Feuerwehr mit fünf Fahrzeugen und vier Booten sowie die DLRG mit 21 Einsatzkräften, davon 8 Taucher und ein Wassersuchhund, nach dem angeblich vermissten Schwimmer. | Bild: DLRG Konstanz

Sie hatte sich am Freitag, 19. September, per Notruf gemeldet, weil sie sich Sorgen um ihren Ehemann mache, der regelmäßig zum Schwimmen in den See gehe und nicht wie gewohnt zurückgekehrt sei. So stand es zunächst in der Polizei-Pressemitteilung. Inzwischen korrigiert Tatjana Deggelmann: „Der Gesuchte war nicht ihr Ehemann, sondern ein flüchtiger Bekannter.“

Dieser wusste nichts davon, dass er angeblich in Lebensgefahr sein soll und dass viele Helfer nach ihm suchten. „Die Polizei traf ihn zu Hause an, es ging ihm gut und er war überrascht, dass er als vermisst gemeldet wurde“, so die Pressesprecherin. Der Einsatz auf Höhe des Hotels Riva in der Seestraße habe eine gute Stunde gedauert.

„Die Polizei traf den Mann zu Hause an, es ging ihm gut und er war überrascht, dass er als vermisst gemeldet wurde“, sagt ...
„Die Polizei traf den Mann zu Hause an, es ging ihm gut und er war überrascht, dass er als vermisst gemeldet wurde“, sagt Polizeisprecherin Tatjana Deggelmann. | Bild: PI Konstanz
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Droht der Frau eine Strafe?

Inwiefern die Frau für ihr Fehlverhalten bestraft wird, ist so kurz nach dem Vorfall nicht zu sagen. Laut dem Leitenden Oberstaatsanwalt Johannes-Georg Roth von der Konstanzer Staatsanwaltschaft könnten Polizei und Rettungskräfte ihren Einsatz in Rechnung stellen. „Ob sie wirklich zahlen müsste, hinge davon ab, ob sie in der Lage war einzusehen, was sie tat“, so Roth.

Neben dieser zivilrechtlichen Schadenersatz-Strafe könnte es auch ein strafrechtliches Verfahren geben. „Wir müssten dann schauen, ob wir einen Gutachter brauchen. Der müsste klären, ob die Frau schuldfähig war“, erklärt der Oberstaatsanwalt. Das alles sei zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht klar.

Eines aber weiß Johannes-Georg Roth aber genau: „Den vorsätzlichen Missbrauch eines Notrufs kenne ich bisher nicht von Erwachsenen, aber bei Teenagern kommt das durchaus vor – wenn sie zum Beispiel Feueralarmknöpfe eindrücken, obwohl es nicht brennt.“