Jahrzehnte des Hin und Her und damit des Stillstands sind vorbei. Die Vorzugsvariante für die Trasse der A98 zwischen Hauenstein und Tiengen-West steht: Eine Straßenführung im Tal, die sich an der B34 und an den Bahngleisen orientiert, in Verbindung mit zwei langen Tunneln.
Nur etwa ein Drittel der insgesamt gut 15 Kilometer langen Strecke verläuft nach der Vorzugsvariante oberirdisch.
Mit der bislang erst groben Festlegung der Straßenführung wird die mit der Planung beauftragte Projektmanagementgesellschaft Deges jetzt in die Feinplanung und Umsetzungsphase gehen. In deren Verlauf wird die Deges auch die bislang außen vor gelassenen Kosten ermitteln.
Deges stellt öffentlich die Vorzugstrasse vor
Am Freitag hat die Deges in der Stadthalle Waldshut der Öffentlichkeit die Vorzugsvariante vorgestellt und begründet, warum im Vergleich zu sechs weiteren untersuchten Varianten, die Talvariante B2a mit zwei Tunneln das Rennen machte.

Umweltschutzbelange spielten bei der Entscheidung eine maßgebliche Rolle. Ökologische Einschnitte so gering wie möglich zu halten, sind laut Deges rechtliche Vorgaben. Eine Trasse im Tal würde in Verbindung mit den zwei langen Tunnels im Gegensatz zu einer Bergtrasse, keine erheblichen Einschnitte in den Gebiets- und Artenschutz bedeuten.
Das Interesse der Bürgerschaft an der Vorstellung der Vorzugstrasse war groß. Die aufgestellten Stühle reichten nicht. Weitere mussten aufgestellt werden, damit rund 250 Interessierte einen Platz fanden.
So sieht der Zeitplan aus, den die Deges als sportlich bezeichnet
Nach Aussagen und Reaktionen zu schließen, wurde die präsentierte Vorzugsvariante überwiegend positiv aufgenommen oder zumindest mit mehr oder weniger großen Vorbehalten akzeptiert.
In der Fragerunde äußerten einige Bürger Bedenken mit Blick auf mögliches Hochwasser in den Tunneln durch die rheinnah geführte Trasse und die immensen Kosten, die mit zwei so lange Tunneln verbunden wären. Ob die Vorzugsvariante nicht noch mehr Belastungen für Dogern bedeutet, wurde ebenfalls angesprochen.

Der Deges-Projektleiter Johannes Kuhn antwortete sinngemäß, dass Vorkehrungen mit Blick auf Hochwasser und Lärmschutz getroffen werden und auch bereits genehmigt wären. Zu den Kosten sagte er: „Wir werden sie jetzt im Rahmen der Entwurfsplanung ermitteln, auch eine Bergtrasse ist nicht so kostengünstig wie in den 90er-Jahren gedacht.“
Lob für die Deges
Von verschiedenen Seiten mehrfach gewürdigt wurde die Arbeit der Deges und die Einbeziehung der Bürgerschaft in die Findung der Vorzugstrasse. Ergebnisoffen, konstruktiv und transparent waren hier die wichtigen Stichworte.

Bei einem abschließenden Infomarkt wurde die Vorzugsvariante nochmals vor allem anhand von Kartenmaterial vorgestellt und Planer und Mitarbeiter der Deges standen für Fragen und Erklärungen zur Verfügung.
Landrat appelliert für Einigkeit
Landrat Martin Kistler äußerte nach der Präsentation der Vorzugsvariante den Eindruck, dass diese positiv aufgenommen wurde und die Bürger den gelungenen Prozess zu ihrer Findung honoriert hätten.
Er zeigte sich zuversichtlich, dass es auf Grundlage der Vorzugsvariante jetzt zügig mit dem Bau der A98 zwischen Hauenstein und Tiengen vorangehen kann, wenn alle mitziehen.

„Kreistag, Regionalverband, die Gemeinderäte von Laufenburg, Albbruck, Dogern und Waldshut-Tiengen sowie unsere Abgeordneten in Stuttgart und Berlin – wir müssen jetzt als Region gemeinsam auftreten und deutlich machen, dass wir eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung brauchen und wollen.“
Das sagen die Bürger zur Vorzugstrasse
- Angelika Kuhn aus Waldshut: „Die Deges hat für mein Empfinden einen guten Job gemacht. Ich hätte nie gedacht, dass Tunnels kommen und bin sehr froh darüber. Eine Bergtrasse hätte uns Bewohner auf dem Aarberg direkt betroffen, für viele ist der umgebende Wald ein Naherholungsgebiet, das durch eine Bergtrasse stark beeinträchtigt wäre.“

- Gabriele Brüstle aus Albbruck: „Mir gefällt die gewählte Tunnel-Variante gut, sie wurde schlüssig rübergebracht und ich denke, sie ist die beste Lösung für Albbruck. Ich kann gut nachvollziehen, dass man aus Umwelt- und Naturschutzgründen eine Bergtrasse nicht favorisiert hat. Es wäre schön, wenn es 2030 losgeht, glauben tue ich es aber nicht.“

- Wilhelm Ebner aus Dogern: „Die Veranstaltung war in Ordnung, es ist alles offen gelegt worden, aber die Frage nach dem Schutz der Dogerner vor Lärm und Feinstaub wurde nicht ausreichend beantwortet. Für Dogern wäre aus meiner Sicht eine Bergtrasse besser gewesen. Ich finde, Dogern wurde nicht ausreichend in das Verfahren einbezogen.“

- Claus Schlachter aus Birndorf: „Die getroffene Entscheidung über die Vorzugsvariante ist für mich fundiert, durchdacht und schlüssig. Ich denke, es wurde die Variante gewählt, die am wenigsten negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat. Damit die Entscheidung fair ist, sollte aber der Lärmschutz für die Dogerner gelöst werden.“

Entwicklungen bei der Hochrheinautobahn A98
- 17. März 2023: Die Deges stellt die Vorzugsvariante für die Trasse zwischen Hauenstein und Tiengen-West vor. Und so fallen die Reaktionen von Bürgerinitiativen, Bürgermeistern und Abgeordneten aus.
- 29. Dezember 2022: Was hat sich in Sachen A98 im Jahr 2022 getan?
- Mai 2022: Die Verkehrsstudie für den Hochrhein liegt vor
- März 2022: Verkehrsminister Hermann muss Kehrtwende in der A98-Frage machen.
- Dezember 2021: Autobahnabschnitt 4 bei Rheinfelden ist für den Verkehr freigegeben
- 13. Oktober 2021: Rückenwind für Vorzugstrasse der Autobahn kommt aus dem Waldshuter Kreistag. Doch es herrscht Uneinigkeit über die Verkehrsprognose.
- 30. September 2021: Die Gemeinderäte aus Bad Säckingen, Wehr und Murg begrüßen A98-Vorzugstrasse, aber nicht in allen Fragen herrscht Einigkeit.
- 14. Juli 2021: Die Deges hat die neue Vorzugsvariante für den Autobahnabschnitt 6 zwischen Schwörstadt und Murg präsentiert. Außerdem liefert ein neues Verkehrsgutachten die Grundlage für die weitere Planung. Hier die Hintergründe.
- Juli 2021: Entscheidung in der Tunnelfrage im Abschnitt 5.
- Juli 2021: Äußerungen des Verkehrsministers: Erneut Wirbel um A98.
- Juni 2021: Spektakuläre Luftaufnahmen: Rundflug über die neue Autobahn bei Rheinfelden.
- Mai 2021: Wie kommen die Planungen der A98 voran? Wo stockt es? In diesem Artikel können Sie den aktuellen Stand jedes Abschnitts überblicken.
- März 2021: Diskussionen um den Tunnel im Abschnitt 5 (Karsau-Minseln) Ausführlichere Informationen zu den Hintergründen finden Sie hier.
- März 2021: Ist ein Basistunnel bei Waldshut denkbar? Lesen Sie hier mehr dazu.
- Februar 2021: Der BUND fordert einen Baustopp bei der A98.
- Dezember 2020/Januar 2021: Die neue Autobahngesellschaft übernimmt Zuständigkeiten des Regierungspräsidiums Freiburg.
- August 2020: Wie hat sich Corona auf die Hochrheinautobahn ausgewirkt? Das können Sie hier nachlesen.