Ursula Freudig

Jahrzehnte des Hin und Her und damit des Stillstands sind vorbei. Die Vorzugsvariante für die Trasse der A98 zwischen Hauenstein und Tiengen-West steht: Eine Straßenführung im Tal, die sich an der B34 und an den Bahngleisen orientiert, in Verbindung mit zwei langen Tunneln.

Nur etwa ein Drittel der insgesamt gut 15 Kilometer langen Strecke verläuft nach der Vorzugsvariante oberirdisch.

Mit der bislang erst groben Festlegung der Straßenführung wird die mit der Planung beauftragte Projektmanagementgesellschaft Deges jetzt in die Feinplanung und Umsetzungsphase gehen. In deren Verlauf wird die Deges auch die bislang außen vor gelassenen Kosten ermitteln.

Deges stellt öffentlich die Vorzugstrasse vor

Am Freitag hat die Deges in der Stadthalle Waldshut der Öffentlichkeit die Vorzugsvariante vorgestellt und begründet, warum im Vergleich zu sechs weiteren untersuchten Varianten, die Talvariante B2a mit zwei Tunneln das Rennen machte.

Die Veranstaltung: Helena Schmidt (von links, Zebralog) moderiert in der Stadthalle Waldshut die Vorstellung der Vorzugsvariante der A98 ...
Die Veranstaltung: Helena Schmidt (von links, Zebralog) moderiert in der Stadthalle Waldshut die Vorstellung der Vorzugsvariante der A98 zwischen Hauenstein und Tiengen-West, Landrat Martin Kistler und Johannes Kuhn (Deges-Gesamtplaner/Projektleiter) beantworten hier ihre Fragen. | Bild: Ursula Freudig

Umweltschutzbelange spielten bei der Entscheidung eine maßgebliche Rolle. Ökologische Einschnitte so gering wie möglich zu halten, sind laut Deges rechtliche Vorgaben. Eine Trasse im Tal würde in Verbindung mit den zwei langen Tunnels im Gegensatz zu einer Bergtrasse, keine erheblichen Einschnitte in den Gebiets- und Artenschutz bedeuten.

Das Interesse der Bürgerschaft an der Vorstellung der Vorzugstrasse war groß. Die aufgestellten Stühle reichten nicht. Weitere mussten aufgestellt werden, damit rund 250 Interessierte einen Platz fanden.

So sieht der Zeitplan aus, den die Deges als sportlich bezeichnet

Nach Aussagen und Reaktionen zu schließen, wurde die präsentierte Vorzugsvariante überwiegend positiv aufgenommen oder zumindest mit mehr oder weniger großen Vorbehalten akzeptiert.

In der Fragerunde äußerten einige Bürger Bedenken mit Blick auf mögliches Hochwasser in den Tunneln durch die rheinnah geführte Trasse und die immensen Kosten, die mit zwei so lange Tunneln verbunden wären. Ob die Vorzugsvariante nicht noch mehr Belastungen für Dogern bedeutet, wurde ebenfalls angesprochen.

Fragerunde: Nach Vorstellung der A98-Vorzugsvariante zwischen Hauenstein und Tiengen-West in der Stadthalle Waldshut, stellen sich die ...
Fragerunde: Nach Vorstellung der A98-Vorzugsvariante zwischen Hauenstein und Tiengen-West in der Stadthalle Waldshut, stellen sich die Planer der Deges den Fragen der Bürger. | Bild: Ursula Freudig

Der Deges-Projektleiter Johannes Kuhn antwortete sinngemäß, dass Vorkehrungen mit Blick auf Hochwasser und Lärmschutz getroffen werden und auch bereits genehmigt wären. Zu den Kosten sagte er: „Wir werden sie jetzt im Rahmen der Entwurfsplanung ermitteln, auch eine Bergtrasse ist nicht so kostengünstig wie in den 90er-Jahren gedacht.“

Lob für die Deges

Von verschiedenen Seiten mehrfach gewürdigt wurde die Arbeit der Deges und die Einbeziehung der Bürgerschaft in die Findung der Vorzugstrasse. Ergebnisoffen, konstruktiv und transparent waren hier die wichtigen Stichworte.

Bürgerbeteilung: Diese Frauen und Männer gehören zu den engagierten Bürgern, die im Rahmen einer Planungswerkstatt bei der Findung der ...
Bürgerbeteilung: Diese Frauen und Männer gehören zu den engagierten Bürgern, die im Rahmen einer Planungswerkstatt bei der Findung der A98-Vorzugsvariante mitgewirkt haben, einige erzählen von ihren Erfahrungen. | Bild: Ursula Freudig

Bei einem abschließenden Infomarkt wurde die Vorzugsvariante nochmals vor allem anhand von Kartenmaterial vorgestellt und Planer und Mitarbeiter der Deges standen für Fragen und Erklärungen zur Verfügung.

Landrat appelliert für Einigkeit

Landrat Martin Kistler äußerte nach der Präsentation der Vorzugsvariante den Eindruck, dass diese positiv aufgenommen wurde und die Bürger den gelungenen Prozess zu ihrer Findung honoriert hätten.

Er zeigte sich zuversichtlich, dass es auf Grundlage der Vorzugsvariante jetzt zügig mit dem Bau der A98 zwischen Hauenstein und Tiengen vorangehen kann, wenn alle mitziehen.

Genaue Blicke: Diese Beiden verfolgen beim Info-Markt auf einer Foto-Abbildung auf dem Boden den Verlauf der A98-Vorzugsvariante.
Genaue Blicke: Diese Beiden verfolgen beim Info-Markt auf einer Foto-Abbildung auf dem Boden den Verlauf der A98-Vorzugsvariante. | Bild: Ursula Freudig

„Kreistag, Regionalverband, die Gemeinderäte von Laufenburg, Albbruck, Dogern und Waldshut-Tiengen sowie unsere Abgeordneten in Stuttgart und Berlin – wir müssen jetzt als Region gemeinsam auftreten und deutlich machen, dass wir eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung brauchen und wollen.“

Das sagen die Bürger zur Vorzugstrasse

  • Angelika Kuhn aus Waldshut: „Die Deges hat für mein Empfinden einen guten Job gemacht. Ich hätte nie gedacht, dass Tunnels kommen und bin sehr froh darüber. Eine Bergtrasse hätte uns Bewohner auf dem Aarberg direkt betroffen, für viele ist der umgebende Wald ein Naherholungsgebiet, das durch eine Bergtrasse stark beeinträchtigt wäre.“
Angelika Kuhn aus Waldshut.
Angelika Kuhn aus Waldshut. | Bild: Ursula Freudig
  • Gabriele Brüstle aus Albbruck: „Mir gefällt die gewählte Tunnel-Variante gut, sie wurde schlüssig rübergebracht und ich denke, sie ist die beste Lösung für Albbruck. Ich kann gut nachvollziehen, dass man aus Umwelt- und Naturschutzgründen eine Bergtrasse nicht favorisiert hat. Es wäre schön, wenn es 2030 losgeht, glauben tue ich es aber nicht.“
Gabriele Brüstle aus Albbruck.
Gabriele Brüstle aus Albbruck. | Bild: Ursula Freudig
  • Wilhelm Ebner aus Dogern: „Die Veranstaltung war in Ordnung, es ist alles offen gelegt worden, aber die Frage nach dem Schutz der Dogerner vor Lärm und Feinstaub wurde nicht ausreichend beantwortet. Für Dogern wäre aus meiner Sicht eine Bergtrasse besser gewesen. Ich finde, Dogern wurde nicht ausreichend in das Verfahren einbezogen.“
Wilhelm Ebner aus Dogern.
Wilhelm Ebner aus Dogern. | Bild: Ursula Freudig
  • Claus Schlachter aus Birndorf: „Die getroffene Entscheidung über die Vorzugsvariante ist für mich fundiert, durchdacht und schlüssig. Ich denke, es wurde die Variante gewählt, die am wenigsten negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat. Damit die Entscheidung fair ist, sollte aber der Lärmschutz für die Dogerner gelöst werden.“
Claus Schlachter aus Birndorf.
Claus Schlachter aus Birndorf. | Bild: Ursula Freudig

Entwicklungen bei der Hochrheinautobahn A98