Modernisierung der Technik zur Sicherung der Stromversorgung in der Region und weit darüber hinaus. Zugleich eine Anpassung an steigende Anforderungen infolge der Elektrifizierung der Hochrhein-Bahn. Und: Weniger Belastung für die Anwohner in Gurtweil und Tiengen bei gleichzeitiger Aufwertung des Landschaftsbilds.

Mit ihren Umbauplänen für die Umspannwerke Tiengen und Gurtweil verfolgen die Netzbetreiber Amprion und Transnet BW ganz große Ziele. Auch wenn längst nicht alle Detailpläne abgeschlossen und Genehmigungsverfahren durchlaufen sind, soll schon in wenigen Wochen mit den ersten Maßnahmen gestartet werden.

Warum ist die Maßnahme notwendig?

Wie die Vertreter beider vor Ort vertretenen Netzbetreiber im Rahmen eines Pressegesprächs wie auch vor dem Gemeinderat von Waldshut-Tiengen darstellten, handelt es sich bei den geplanten Maßnahmen um dringende Notwendigkeiten – einerseits, um die inzwischen 60 Jahre alte Bestandstechnik zu erneuern, andererseits aber auch, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Hinzukommen zusätzliche Anforderungen, die die Netzbetreiber erfüllen müssen, um die Elektrifizierung der Bahnlinie zu ermöglichen.

Gemeinsam sei den beiden Netz-Betreibern die Zielsetzung, die Stromversorgung bis in den nördlichen und westlichen Bereich des Bodenseeraums zu sichern, wie Amprion-Projektleiter Jörg Weber darstellte: „In den kommenden Jahren werden dafür auf einer Strecke von 140 Kilometern zwischen Herbertingen und Waldshut-Tiengen die bisherigen Leitungen durch zwei leistungsfähige 380-kV-Stromkreise ersetzt.“

In diesem Zuge müssten aber eben auch die technischen Anlagen der Umspannwerke Tiengen und Gurtweil wie auch noch eine Reihe anderer Anlagen entlang der Strecke auf den neusten Stand gebracht werden, weswegen ein Umbau unerlässlich sei.

Was wird gemacht?

Einige Bestandteile des Projektes sind noch nicht zu Ende geplant. Der große Rahmen steht allerdings.

Laut Jonas Laudage plant Amprion eine 380 kV-Schaltanlage die gasisoliert ist. Die Umspannung erfolge über zwei Transformatoren, die über die bestehende Gleisanlage angeliefert werden. Die Anlage soll auf dem Gelände erfolgen, auf dem sich bislang die Tennisplätze des TC Gurtweil befinden. Mit dem Verein, der bislang ohnehin nur Pächter der Anlage gewesen sei, habe sich Amprion dahingehend geeinigt, dass eine neue Tennisanlage gebaut werde, so Laudage weiter. Eine bestehende 110-kV-Anlage soll im Bestand umgebaut werden. Die Arbeiten sollen bereits im April beginnen.

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Die Transnet BW wird die bestehende Anlage ebenfalls durch eine 380-kV-Schaltanlage mit Gasisolation ersetzen, so Otto Kettmann, Gesamtprojektleiter des Unternehmens. Geprüft werden Bündelungsoptionen der Leitungen nach Osten und eine Anbindung der 380-kV-Leitung von Westen her.

Flächenersparnis kommt auch dadurch zustande, dass die bislang verteilten Anlagen im südöstlichen Bereich der Anlagen gebündelt werden.

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Welche Folgen hat das für Gurtweil und Tiengen?

Profitieren sollen in diesem Zuge vor allem auch die Bewohner von Gurtweil und Tiengen, denn im Zuge der Maßnahmen sollen Belastungen reduziert werden. Zum einen werden demnach die 220-kV-Freileitungen über die Orte hinweg verschwinden, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind. Außerdem rücken die Anlagen von der Wohnbebauung ab.

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Und: Die moderne gasisolierte Schalttechnik, die hier künftig eingesetzt werden soll, sei wesentlich leiser und platzsparender als die bisherigen Anlagen, so Mike Dokter, Vorhabensleiter der Firma Amprion. Eine weitere Folge der Maßnahme sei freilich auch die langfristige Betriebssicherung der wichtigen Knotenpunkte entlang der Versorgungslinie Gurtweil – Herbertingen. Um auch während der Umbauphase den Betrieb der Anlagen nicht zu gefährden, erfolge der Umbau schrittweise.

Die gewaltigen Strommasten sind durchaus auch Stein des Anstoßes. Komplett verschwinden werden sie aus dem Landschaftsbild wohl nicht. ...
Die gewaltigen Strommasten sind durchaus auch Stein des Anstoßes. Komplett verschwinden werden sie aus dem Landschaftsbild wohl nicht. Es sollen aber weniger werden. | Bild: Schlichter, Juliane

Was ist mit den Leitungen?

Noch sind die Planungen nicht in allen Details abgeschlossen. Das gelte laut Tanja Ulmer von der Transnet BW gerade auch für den Verlauf der Stromleitungen. Hier werden die Netz-Betreiber sich gemäß den gesetzlichen Anforderungen an das so genannte „Bündelungsgebot“ halten, könnten aber gerade mit Blick auf die Optik der fertigen Stromtrasse noch keine verbindliche Aussage treffen. Wie Jörg Weber auf Nachfrage von Gurtweils Ortsvorsteher Claudio Helling einräumte, dürften die Masten aber deutlich höher werden als bisher. Gleichzeitig sei aber mit weniger Masten zu rechnen.

Eine Lösung per Erdverkabelung, wie von Annette Klaas (FDP) angeregt, schließen die Netzbetreiber derweil aus. Die wäre mit aufwendigen Eingriffen in die Landschaft und unkalkulierbaren Folgen für Boden und Mikroorganismen verbunden.

Wie geht es jetzt weiter?

Auch wenn die Planung seit sechs Jahren läuft, Genehmigungsverfahren auf dem Weg oder bereits abgeschlossen sind, und die ersten Maßnahmen bereits in Sichtweite sind: Der Dialog mit den Bürgern und Transparenz über Fortschritte sei beiden Unternehmen weiterhin wichtig, wie sie betonen. Daher soll es auch auf absehbare Zeit hinweg regelmäßig Info-Veranstaltungen und Austauschmöglichkeiten geben.

Die erste ist am Mittwoch, 29. März, von 16 bis 19 Uhr in der Gemeindehalle Gurtweil. Interessierte könnten jederzeit kommen und ihre Fragen stellen, so die Vertreter der Netzbetreiber.

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