VS-Schwenningen Die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) schreiten in rasantem Tempo voran. Die neue Technologie halte zunehmend Einzug in den Alltag und verändert zahlreiche Lebens- und Arbeitsbereiche grundlegend. Auch an der Dualen Hochschule (DHBW) Villingen-Schwenningen beschäftige man sich intensiv mit den Potenzialen und Herausforderungen dieser Entwicklung, teilt die Hochschule mit.

Der Umgang mit KI sowie ihr sinnvoller Einsatz sind fester Bestandteil des Lehrplans. Wie stark beeinflusst der Einsatz von KI tatsächlich bestimmte Themenfelder – insbesondere in den steuerberatenden und wirtschaftsprüfenden Berufen? Paula Wellmann, Sabrina Kummer und Clemens Wangler, die als Studiengangsleiter im Bereich RSW – Steuern und Prüfungswesen an der DHBW tätig sind, beschäftigen sich seit rund zwei Jahren intensiv mit dem Thema. Einzelne Unternehmen entwickeln bereits eigene Tools – etwa zur fachlichen Recherche mit Literaturhinweisen oder zur automatisierten Erstellung textlicher Zusammenfassungen.

KI übernehme hier eine Assistenzfunktion. Doch gerade im Steuerrecht, das von schnellen und häufigen Gesetzesänderungen geprägt ist, sei eine kritische Grundhaltung unerlässlich. Es müsse genau hingeschaut und wohlklingende Lösungen fachlich eingeschätzt, hinterfragt und optimiert werden. Das gelte auch für steuerspezifische KI-Lösungen, welche durch die Verbindung der gesetzlichen Grundlagen mit Judikaten und Fachliteratur bessere Ergebnisse lieferten. Prof. Dr. Paula Wellmann betont: „Die Rahmenbedingungen ändern sich so schnell, dass die Technologie aktuell noch teilweise überfordert ist. Umso wichtiger ist daher eine solide Ausbildung, die den Studierenden Sicherheit im Umgang mit KI vermittelt – sowohl technisch als auch kritisch-reflexiv.“

Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, führte die DHBW Villingen-Schwenningen im Juli 2025 ein neues Profilfach ein: Digitalisierung im Steuer- und Prüfungswesen. Die Studierenden sollen KI aktiv nutzen – aber auch nachvollziehbar dokumentieren, was genau verwendet wurde und wie, ist den Lehrenden wichtig. Die konkrete Problemstellung stehe dabei stets im Mittelpunkt.

Auch Rektor Lars Meierling unterstreicht die Bedeutung der Thematik:
„Das Thema Künstliche Intelligenz wird die Hochschulen nicht mehr loslassen. Ich bin sehr stolz, dass wir als DHBW VS hier eine gewisse Vorreiterrolle einnehmen und uns den Herausforderungen aus unterschiedlichsten Perspektiven stellen, um so positive Transformationen erwirken zu können.“

Dass KI eines Tages Steuerberater vollständig ersetzen könnte, schließen die Studiengangsleiter klar aus. „KI ergänzt uns, aber sie ersetzt uns nicht“, sagt Clemens Wangler. Vor allem im direkten Mandantenkontakt seien menschliche Faktoren entscheidend. Hier sind sozial-kommunikative Aspekte wichtig, langjährige Beziehungen – und es geht oft um feine Nuancen, die nur ein Mensch erkennen kann. Natürlich gebe es auch standardisierbare Bereiche wie die Erstellung von Jahresabschlüssen oder Steuererklärungen, in welchen digitale Prozesse immer größere Effizienzvorteile bringen.

Prozesse beschleunigen

Aber gerade in typischen Beratungsfeldern, wie etwa der Nachfolge- oder Transaktionsberatung, seien Soft Skills gefragt: „Bei diesen teils sensiblen, aber auch echt anspruchsvollen Themen braucht es Fingerspitzengefühl und ein Verständnis für komplexe Zusammenhänge“, sagt Sabrina Kummer. Zudem umfasst das Berufsfeld der Steuerberatung weit mehr als nur steuerrechtliche Fragestellungen. Es geht beispielsweise auch um Themen wie Unternehmensgründung und betriebswirtschaftliche Begleitung. KI kann in vielen Fällen Prozesse beschleunigen – etwa bei der Recherche –, doch das persönliche Urteil und die Erfahrung qualifizierter Berater blieben weiterhin unersetzlich, so die Hochschule. (pm/cla)