Zum Ende wurde es noch mal spannend: Kurz vor Friedrichshafen fiel sein Tracker aus, mit dem man Extremsportler Florian Neuschwander auf seinem knapp 200 Kilometer langen Weg rund um den Bodensee in Echtzeit verfolgen konnte.

Dann, kurz nach 13 Uhr, gab es auf Instagram ein erstes Lebenszeichen – und die erlösende Nachricht. Florian Neuschwander hat es geschafft und ist in 20 Stunden und 29 Minuten um den Bodensee gelaufen.

Damit sollte er auch einen neuen Weltrekord innehaben: Laut dem Portal Fastest Known Time (deutsch: schnellste bekannte Zeit) war er drei Stunden schneller als der bisherige Rekordhalter, der Amerikaner Patrick George.

Ein Lebzeichen von Neuschwander: In 20 Stunden und 29 Minuten lief er einmal um den Bodensee.
Ein Lebzeichen von Neuschwander: In 20 Stunden und 29 Minuten lief er einmal um den Bodensee. | Bild: Screenshot Marina Schölzel/Trailmagain auf Instagram

Allein auf sich gestellt war Florian Neuschwander nicht: Schon zum Start in Friedrichshafen-Fischbach haben sich, wie es auf einem Instagram-Video seines Sponsors Red Bull zu sehen war, rund 400 Fans versammelt, um mit ihm gemeinsam seinen Rekordversuch zu starten. 

Auch deutsche Prominenz fieberten mit dem Läufer mit: TV-Moderator Kai Pflaume kommentierte unter einem Instagram-Beitrag von Neuschwander, dass die Daumen gedrückt seien und viel Spaß gewünscht werde.

Extremläufer Florian Neuschwander: „Ich bin halb tot“

Dass Neuschwander stetig von einer Gruppe motivierten Läufern begleitet wurde, die sich ihm auf seinem Weg angeschlossen haben, sei auch sein Grund gewesen durchzuhalten, sagt er dem SÜDKURIER gegenüber. „Es war super hart. Aber durch die ganze Unterstützung konnte ich nicht aufhören. Ich bin froh, dass ich niemanden enttäuscht habe, aber das war schon das härteste, was ich je gemacht habe.“

Was die reine Laufzeit betreffe, sagt er, sei er sogar mit rund 18 Stunden schneller gewesen: „Aber ich musste einfach aufgrund den vielen Problemen auch viele Stopps einlegen.“

Ab dem 70. Kilometer haben seine Oberschenkel angefangen zu streiken, zusätzlich kamen Magenprobleme. Die Nacht durchzulaufen sei in Ordnung gewesen – aber jetzt liege er erstmal mit angeschwollenen Füßen „halb tot“ im Bett, wie er sagt. Die Erschöpfung in seiner Stimme ist dabei kaum zu überhören.

Einige Tage noch werde er am Bodensee verbringen: „Ich hoffe, ich kann die nächsten Tage Treppenlaufen“, sagt er und schmunzelt, „sonst muss noch jemand einen Rollstuhl holen.“

Wie von ihm angekündigt, musste Florian Neuschwander die Strecke nicht allein bewältigen: Auch durch Radolfzell ging es nicht allein.
Wie von ihm angekündigt, musste Florian Neuschwander die Strecke nicht allein bewältigen: Auch durch Radolfzell ging es nicht allein. | Bild: Marina Schölzel

Martin Stengele musste seine Bodensee-Umrundung abbrechen

Bei einem anderen Extremsportler, der ebenfalls am Wochenende zu Fuß den Obersee umrunden wollte, lief es nicht so gut. Martin Stengele startete am Samstag um 6 Uhr in Konstanz-Staad, wollte in 48 Stunden ohne Pause für einen guten Zweck den Obersee umrunden.

Martin Stengele lief die Nacht durch. Er musste aber am nächsten Morgen in Lindau gesundheitsbedingt abbrechen.
Martin Stengele lief die Nacht durch. Er musste aber am nächsten Morgen in Lindau gesundheitsbedingt abbrechen. | Bild: Martin Stengele

Nach 120 Kilometer war für den Extremsportler, der einst durch den Atlantik rudern wollte, Schluss: „Gesundheitlich ging nichts mehr“, sagt Stengele am nächsten Morgen. Schon am Bodanrück habe er durch das unwegsame Gelände viel Kraft verloren, in Meersburg hatte er viele Blasen an den Füßen und zusätzlich seien ihm die Koffeingele, die ihm eigentlich Kraftspenden sollten, auf den Magen geschlagen. Von Lindau aus ging es für ihn mit dem Zug zurück nach Konstanz.