Herr Stoll, zunächst herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zum neuen Wutöschinger Bürgermeister. Wie geht es Ihnen jetzt, nachdem alles vorbei ist?
Im Moment überwiegt bei mir eigentlich nur die Freude. Das war bei der Bekanntgabe des Ergebnisses so, und das hält unvermindert an. Angekommen ist bei mir vor allem, dass jetzt alles vorbei ist und dass es erfolgreich über die Bühne gegangen ist. Was sicher noch etwas dauern wird, bis ich es richtig verarbeitet habe, ist die Tatsache, das sich jetzt eine ganze Menge für mich ändern wird, dass ich in das Chef-Büro einziehen werde und eine Menge neuer Aufgaben und Verantwortung hinzukommt.
„War froh, mich bei allen Unterstützern zu bedanken“
Was bleibt Ihnen denn vom Wahltag besonders in Erinnerung?
Ich war froh, dass ich auf der Bühne bei meiner Rede die Gelegenheit hatte, mich bei allen Freunden, Mitstreitern und Unterstützern bedanken zu können. Besonders gefreut hat mich, dass ich Georg Eble bei dieser Gelegenheit meine Anerkennung für seine Leistungen und seinen großen Einsatz für diese Gemeinde aussprechen konnte und er dafür minutenlang vom Publikum mit Applaus gefeiert wurde. Nicht zuletzt bleibt aber auch der etwa anderthalbstündige Gratulationsreigen der Menschen in der Halle in Erinnerung, die mir Glück gewünscht haben.
Mit Joana Carreira hatten Sie es mit einer ernst zunehmenden Mitbewerberin zu tun. Haben Sie mit einem so klaren Ergebnis zu Ihren Gunsten gerechnet?
Nein, ich habe auch allen entschieden widersprochen, die mir gesagt haben, dass ich das Rennen praktisch schon für mich entschieden hätte. Das hat mit stellenweise sogar ziemlich verärgert, denn Frau Carreira hat einen engagierten Wahlkampf geführt. Ich denke, 40 Prozent Stimmenanteil sind eine schöne Belohnung dafür. Ich selbst kann sehr gut mit dem Ergebnis leben, auch wenn mir 70 Prozent zu 30 Prozent natürlich noch besser gefallen hätten. Enttäuscht bin ich aber von der Wahlbeteiligung. Nicht einmal 55 Prozent bei einer Bürgermeisterwahl in einer so schönen Gemeinde – das hat deutlich Luft nach oben.
„Konkurrenzsituation hat Wahl und Amt aufgewertet“
Wie sehr hat es ihre persönliche Planung eigentlich durcheinandergebracht, dass da kurz vor Bewerbungsschluss noch Konkurrenz aufgetaucht ist?
Meine persönliche Planung hat das nicht beeinflusst, denn meine Homepage war beauftragt, ebenso die Flyer und die Termine für Bürgergespräche waren vereinbart. Generell war ich sogar froh über die Bewerbung, auch wenn das für mich durchaus mehr Stress und Aufregung mit sich gebracht hat. Es hat sicherlich der Wahl und dem Amt des Wutöschinger Bürgermeisters gutgetan, dass es eine echte Wahl gegeben hat.
Wie wollen Sie die 40 Prozent der Wähler, die für Ihre Mitbewerberin gestimmt haben, von sich überzeugen?
Offenbar stecken hinter diesen 1100 Stimmen für Frau Carreira Menschen, die von ihr etwas erwartet haben, was sie bisher nicht bekommen. Aufgabe von mir als neuem Bürgermeister, der Verwaltung und dem Gemeinderat wird es sein, die Probleme, Wünsche und Bedürfnisse ausfindig zu machen. Zuhören und Hinschauen waren von Anfang an wichtige Maßgaben meiner Bewerbung.
Nun müssen wir Mittel und Wege finden, um allen Bürgern gleichermaßen zu ermöglichen, diese Anliegen zu formulieren und zu platzieren. Gleichzeitig müssen Bürger natürlich auch stärker bei Prozessen mitgenommen und Entscheidungswege transparent gemacht werden, um falsche Hoffnungen zu vermeiden.
„Arbeitsreiche Zeit steht bevor“
Wie geht es nun unmittelbar nach der Wahl für Sie weiter?
Zunächst einmal bleibe ich weiterhin Hauptamtsleiter, bis wir eine Nachfolge gefunden haben. Ich hoffe, dass wir dabei möglichst schnell Erfolg haben werden, die Rahmenbedingungen sind aber natürlich aktuell generell schwierig, denn Fachkräfte fehlen im Verwaltungswesen an allen Ecken und Enden. Einstweilen werden wir intern nach einer Übergangslösung suchen müssen.
Wir haben zum Glück eine tolle Truppe im Rathaus, von der jeder Einzelne bereit ist, mehr zu tun als er muss. Daher hoffe ich, möglichst bald Bestandteile meiner regulären Tätigkeit abgeben, um die Möglichkeit zu haben, mich von Georg Eble intensiver in die Tätigkeit des Bürgermeisters einarbeiten zu lassen. Damit wird meine Arbeitswoche, die ohnehin schon bei etwa 55 Stunden liegt, sicherlich nicht weniger arbeitsreich.
Wenn Sie dann am 2. Juni ihr Amt antreten: Welches der vielen Themen auf Ihrer Liste werden Sie dann als erste angehen?
Zeitnah, innerhalb der ersten zwei Wochen, werde ich Gespräche mit den Rathausmitarbeitern führen. Im Sinne des Dienstleistungsgedankens, der mir sehr am Herzen liegt, möchte ich auf jeden Fall die Öffnungszeiten des Rathauses ändern.
Ansonsten ist das gar nicht so leicht zu beantworten, denn eigentlich ist es nicht möglich und auch nicht redlich, bei der Vielzahl von Vorhaben und Problemstellungen eine Priorisierung vorzunehmen. Vielmehr wird es darauf hinauslaufen, dass wir wie bisher versuchen werden, möglichst viele Dinge parallel anzustoßen und voranzubringen.