Der Gemeinderat Lottstetten hat einstimmig beschlossen, dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Jestetten beizutreten und bevollmächtigte Bürgermeister Andreas Morasch, an der Genossenschaftsversammlung zur Gründung des MVZ der Gründung zuzustimmen und die Verträge zu unterzeichnen. Am 18. April fand eine Informationsveranstaltung zum MVZ für die Gemeinden Dettighofen, Hohentengen, Jestetten und Lottstetten statt. An dieser Informationsveranstaltung wurden die personelle und wirtschaftliche Situation sowie die mit der Gründung verbundenen Chancen und Risiken erläutert.
Bürgermeister Morasch fasste in der jüngsten Gemeinderatssitzung nun für den Gemeinderat und die vielen Zuhörer den aktuellen Stand zusammen. Demnach wird das MVZ die Praxis Asael in Jestetten zum 1. Oktober übernehmen. „Wir möchten eine dauerhafte Sicherung des Ärztehauses in Jestetten sicherstellen“, sagte der Bürgermeister.

Wie in vielen Bereichen fällt es heute Landärzten schwer, Nachfolger zu finden. Dies sieht im Jestetter Zipfel nicht anders aus. In Lottstetten gibt es seit der altershalber erfolgten Schließung der Praxis Manning vor einigen Jahren keine Arztpraxis mehr. „Offensichtlich fällt es heute vielen jungen Menschen schwer, Verantwortung für eine Arztpraxis zu übernehmen“, stellte Morasch fest.
Der typische Landarzt früherer Tage ist demnach passé. Ärzte, wie der Jestetter Ehrenbürger Werner Steinberg, der nicht nur Tag und Nacht für seine Patienten ansprechbar war, sondern beispielsweise auch noch gerufen und zu Rate gezogen wurde, als ein Jäger in Jestetten ein seltsames Reh – das sich später als erster erlegter Jestetter Sikahirsch entpuppte – gelten heute als ausgestorben.
Zipho kümmert sich um die Rahmenbedingungen
Darüber hinaus sei die überbordende Bürokratie im Gesundheitsbereich auch nicht gerade verlockend für die Nachwuchsmediziner. Daher wurde von den Gemeinden Jestetten, Lottstetten, Dettighofen und Hohentengen sowie niedergelassenen Ärzten und dem Klinikum Hochrhein die Genossenschaft Zipho gegründet, die sich als Dienstleister um die Rahmenbedingungen kümmern wird. Die Ärzte sollen beim MVZ angestellt werden und ihr Arbeitspensum je nach individuellen Möglichkeiten leisten.
„Thomas Asael wird ab Oktober der Leiter des MVZ“, gab Andreas Morasch bekannt und ergänzte: „Für die Patienten ändert sich gar nichts.“ Hauke Schneider (Freie Wähler) sieht das MVZ als dringend notwendig an. „Wir sind verpflichtet, hier Unterstützung zu leisten, zumal es kein finanzielles Risiko für die Gemeinde gibt“, befand Schneider.