Thomas Güntert

In der Lottstetter Nachbarschaft wird anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Rheinbrücke in Eglisau vom 13 bis 15. September ein großes Fest gefeiert. Die Eglisauer Straßenbrücke ist einer der wichtigsten Rheinübergänge der Nordschweiz, aber auch ein lästiges Nadelöhr auf der Strecke Schaffhausen – Zürich. Täglich fahren durchschnittlich 22 000 Fahrzeuge über die Brücke, mehr als durch den Gotthardtunnel.

Die Eglisauer Straßenbrücke ist einer der wichtigsten Rheinübergänge der Nordschweiz, dementsprechend hoch ist das Verkehrsaufkommen. Im ...
Die Eglisauer Straßenbrücke ist einer der wichtigsten Rheinübergänge der Nordschweiz, dementsprechend hoch ist das Verkehrsaufkommen. Im Schnitt sind es 22.000 Fahrzeuge pro Tag, mehr als am Gotthardportal. | Bild: Thomas Güntert

Ähnlich hoch ist der Lastwagenanteil, der auch bedingt durch die Kiesgruben im Rafzerfeld und dem Jestetter Zipfel rund zehn Prozent beträgt. Vergleichbar mit ähnlich großen Gemeinden ist Eglisau die mit Abstand stärkste verkehrsbelastete Gemeinde im Kanton Zürich.

Eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich prognostiziert, dass die Stauzeiten auf der überlasteten Kantonsstraße in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Um die Gemeinde Eglisau von den Verkehrsemissionen zu entlasten, wurde in den 1980-er Jahren ein erstes Umfahrungsprojekt mit einer Hochbrücke über den Rhein geplant. Das Zürcher Stimmvolk lehnte das Projekt jedoch mit 71 Prozent der Stimmen ab, wobei die Stimmbeteiligung lediglich bei 37 Prozent lag.

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1988 nahm der Kanton Zürich die Umfahrung Eglisau in den Verkehrsrichtplan auf und ein Jahr später wurde der Verein Umfahrung Eglisau gegründet, der das Projekt vorantreiben wollte. Gegangen ist seither aber nicht mehr viel. Eine Umfahrung von Eglisau würde mehrere hundert Millionen Franken kosten und müsste an der Urne bewilligt werden.

„Der Stau beginnt bei uns um 6 Uhr in Richtung Süden und dauert etwa zwei Stunden, abends zieht er sich von 16 bis 18.30 Uhr vom Bülacher Wald durch Eglisau bis ins Rafzerfeld„, beklagt sich Jürg Rämi, der in Eglisau wohnt.

„Der Stau beginnt bei uns um 6 Uhr in Richtung Süden und dauert etwa zwei Stunden, abends zieht er sich von 16 bis 18.30 Uhr vom ...
„Der Stau beginnt bei uns um 6 Uhr in Richtung Süden und dauert etwa zwei Stunden, abends zieht er sich von 16 bis 18.30 Uhr vom Bülacher Wald durch Eglisau bis ins Rafzerfeld“, Jürg Rämi, Eglisau. | Bild: Thomas Güntert

Vom Stau betroffen sind aber auch zahlreiche Grenzgänger aus dem Kreis Waldshut. Für einige ist die Straßenverbindung nach Zürich sogar ein Grund, in Deutschland zu bleiben. „Lieber verdiene ich in Deutschland weniger und verbringe meine Freizeit mit meiner Familie, als im Stau im Bülacher Wald„, sagt der Lottstetter Bauhofleiter Stefan Uhl.

„Lieber verdiene ich in Deutschland weniger und verbringe meine Freizeit mit meiner Familie, wie im Stau im Bülacher Wald“, ...
„Lieber verdiene ich in Deutschland weniger und verbringe meine Freizeit mit meiner Familie, wie im Stau im Bülacher Wald“, Stefan Uhl, Hohentengen. | Bild: Thomas Güntert

Ein kleiner Lichtblick ist der Wettbewerb, den der Kanton Zürich bezüglich der Lage und Gestaltung der Rheinbrücke ausgeschrieben hat. Mit den Ergebnissen wird noch in diesem Jahr gerechnet. Zuvor wird in Eglisau aber noch das 100-jährige Jubiläum der Straßenbrücke gebührend gefeiert. Rechtzeitig zum Fest konnte die Sanierung des 130 Meter langen, dreibogigen, mit Bruchsteinen verkleidete Bauwerk aus Stahl und Beton abgeschlossen werden.

Der Festakt beginnt am Samstag beim Kirchplatz mit einem Umzug der Festgäste über die halbseitig gesperrte Straßenbrücke zur Lochmühle, wo die Festreden gehalten werden. Danach gibt es ein Dampfboot-Corso und ein Schifferstechen. Der Höhepunkt des Brückenfestes ist das große Feuerwerk auf dem Rhein am Samstagabend.

Am Sonntag beginnt der Betrieb mit dem ökumenischen Festgottesdienst, bei dem an die Einweihung der Brücke erinnert wird, die auf den Tag genau vor 100 Jahren stattgefunden hatte. Die Geschichte der Eglisauer Rheinbrücke ist zudem in einer Sonderausstellung im Weierbachhus dokumentiert.

Zwischen Eglisau und dem Rafzerfeld verkehrt ein kostenloser Shuttle-Bus und es gibt eine Gratis-Fähre über den Rhein. „Wir sind auf 15 000 Besucher vorbereitet“, sagte Jürg Rämi vom Organisationskomitee.