Die Bekanntgabe des geplanten Standortes Nördlich Lägern für ein atomares Tiefenlager in der benachbarten Schweiz Mitte September, nur wenige Kilometer von Hohentengen entfernt gelegen, war sicher der einschneidenste Moment im Jahresgeschehen 2022. Obwohl zunächst als weniger geeignet zurückgestellt, wurde der Standort nun von der Nagra als sicherster von drei möglichen Standorten favorisiert. Das Medieninteresse war riesengroß, der Frust in der Gemeinde ebenso.
Atommüllendlager kommt vor die Haustür
Es war ein strahlender Septembertag, die Menschen in Feierlaune beim erstmals nach der coronabedingten Pause wieder veranstalteten Weinfest auf dem Rathausplatz. Rasch machte die Nachricht von der Standortauswahl Nördlich Lägern die Runde, von der Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) schon vor dem offiziellen Bekanntgabetermin verkündet. Für die Nagra der sicherste der drei im Verfahren gebliebenen Standorte. Auf deutscher Seite sind noch viele Fragen offen. Nur eins ist sicher: Das Thema wird noch über Jahre hinaus beschäftigen.
Projekt Pfarrwiese füllt sich mit Leben
Aber es gab auch Erfreuliches. So zog allmählich Leben ein in das Ende 2021 fertiggestellte soziale Projekt Pfarrwiese. Die ersten Bewohner bezogen die untere Etage des ambulant betreuten Pflegewohnens. In der oberen Etage fanden ukrainische Flüchtlinge eine Unterkunft. Eine Zahnärztin, eine Psychotherapeutin und – was die Gemeinde nach jahrelanger Suche besonders freut – eine weitere Allgemeinmedizinerin eröffneten hier ihre Praxen. Vermietet sind auch die Wohnungen.
Sehr viel Anerkennung gab es für die Komplettsanierung und Erweiterung der Mehrzweckhalle Hohentengen, die nach eineinhalb Jahren Umbauzeit am 15. Mai offiziell eingeweiht wurde und sich hell, modern und funktionell verbessert präsentiert. Schule, Sportvereine und kulturelle Vereine sowie die Besucher freuen sich über das neue Erscheinungsbild.

Gute Fortschritte macht der Bau des Bürgerhauses in Stetten. Der Rohbau konnte fertiggestellt, die Arbeiten für den Innenausbau vergeben werden. Im Herbst 2023 soll es bezugsbereit sein.

Vereinsleben kommt wieder in Schwung
Fahrt aufgenommen hat das Bürgernetzwerk Hohentengen. Im Blockhaus fanden zahlreiche Aktivitäten statt, brachten sich Bürger mit Ideen ein und wurden Feste gefeiert. Nach wie vor sind Mitstreiter und Ideengeber willkommen.
Brenzlig wurde es für den FC Hochrhein Hohentengen-Stetten. Trotz Ankündigung des Rücktritts der Vorsitzenden und intensiven Bemühungen im Vorfeld fand sich niemand, der die Nachfolge an der Spitze des größten Vereins in der Gemeinde übernehmen wollte, was das Aus für den Verein bedeutet hätte. Schließlich ergab sich mit drei neuen ersten und zwei stellvertretenden Vorsitzenden eine Lösung auf breiter Basis. Für Vereinsmitglieder und Helfer steht an Pfingsten 2023 ein Mammutereignis an: die Veranstaltung des Stetten-Turniers mit Fußball und Festprogramm.
Vier Feuerwehren für sechs Ortsteile
Gleich zwei der drei Musikvereine in der Gemeinde wechselten den Dirigenten. Altersbedingt gab nach 16 Jahren Paul Maurer vom Musikverein Lienheim den Dirigentenstock weiter. Nach 35 Jahren legte aus gesundheitlichen Gründen Rainer Hack die Leitung der musikalischen Geschicke beim Musikverein Stetten-Bergöschingen in die Hände von Sohn Robin.


Bundesverdienstkreuz für Renate Reinhart
Eine ganz besondere Auszeichnung erhielt Renate Reinhart. Ihr wurde für ihr jahrzehntelanges Engagement für das DRK auf Gemeinde- und Kreisebene von Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Stuttgart das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Und noch eine Überraschung gab es: Bürgermeister Martin Benz (62) gab am 14. Juli im Gemeinderat bekannt, dass er bei der im Frühjahr 2023 anstehenden Bürgermeisterwahl nicht mehr kandidieren werde, eine Entscheidung, die ihm sehr schwergefallen sei.

Gewählt wird am 26. März. Bis zum 27. Februar können sich interessierte Kandidaten bewerben.