„Was habe ich angestellt?“ Dieser Gedanke ist Renate Reinhart aus Hohentengen durch den Kopf gegangen, als sie vor einiger Zeit einen Brief vom Innenministerium erhalten hat.

„Dann habe ich den Brief gelesen und ich war geschockt“, erinnert sich die 72-Jährige an den Zeitpunkt als sie erfuhr, dass sie das Bundesverdienstkreuz am Bande erhält. Dieses hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann der Hohentengenerin am 9. Dezember in Stuttgart für ihren unermüdlichen Einsatz beim DRK verliehen. „Renate Reinhart ist das Rückgrat des Deutschen Roten Kreuzes in Hohentengen und in Waldshut. Seit über 50 Jahren ist sie mit Engagement und ihrer ganzen Schaffenskraft für ihre Mitmenschen im Einsatz“, heißt es in der Laudatio für die Geehrte.

Wer hat sie vorgeschlagen?

Nachdem sie die Information aus dem Brief etwas verarbeitet hatte, begab sich Renata Reinhart auf Spurensuche – erst im Rathaus Hohentengen, dann beim DRK. Schließlich wollte sie wissen, „wer das eingefädelt“ hat. Noch immer weiß die ehemalige Kreisbereitschaftsleiterin des DRK Kreisverbandes Waldshut nicht, wem sie diese Ehrung zu verdanken hat.

Nur so viel hat sie herausgefunden: „Das DRK hat mich bereits vor drei Jahren angemeldet. Eigentlich sollte ich die Ehrung zu meinem 70. Geburtstag bekommen“, sagt die 72-Jährige. Und im gleichen Atemzug schiebt sie hinterher: „Ich bin dem DRK aus Leib und Seele beigetreten, nicht wegen Geld oder Lob.“

Die Tage bis zur Verleihung in Stuttgart seien für Renata Reinhart schlaflos gewesen. Immer wieder seien ihr Gedanken durch den Kopf gegeistert, warum gerade sie diese Auszeichnung jetzt verdiene. „Nimm es jetzt doch einfach an“, habe ihre Tochter schließlich gesagt.

Impressionen von der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am 9. Dezember im Neuen Schloss in Stuttgart.
Impressionen von der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am 9. Dezember im Neuen Schloss in Stuttgart. | Bild: Staatsministerium Baden-Württemberg

Und so fuhr sie am 9. Dezember, dem Tag des Ehrenamts, mit ihrem Mann, ihrem Sohn, ihrer Tochter und ihrem Enkel Tim in das Neue Schloss in Stuttgart. Mit dabei waren auch Hohentengens Bürgermeister Martin Benz sowie der ehemalige DRK-Kreisvorsitzende und langjähriger Wegbegleiter Günter Kaiser.

Seit mehr als 50 Jahren im DRK

Mit 19 Jahren ist die gebürtige Reckingerin 1969 in das DRK eingetreten und initiierte die Gründung einer Jugendgruppe im Ortsverein Hohentengen. 1971 wurde sie Bereitschaftsleiterin – diesen Posten führte sie laut Mitteilung des DRK „45 Jahre mit Stärke und Überzeugung“ aus. 1992 folgte die Wahl zur stellvertretenden Kreisbereitschaftsleiterin und 1998 zur Kreisbereitschaftsleiterin. „Das ist immer so gegangen mit den Posten“, sagt Renate Reinhart heute rückblickend. „Ich hab das einfach mit dem Herzen gemacht.“

„Mit ihrem unermüdlichen Engagement organisierte Frau Reinhart Sammelaktionen für Hilfsgüter, unterstützte das Kriseninterventionsteam und brachte die Ortsvereine zusammen, auch im Dreieck mit dem Blutspendedienst“, würdigt das DRK die Leistung seines Mitglieds.

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Sie baute eine „Helfer-vor-Ort-Gruppe“ auf und gab ihr Wissen in diversen Fachgremien auf Landesebene ein. Und: „Wenn die Feuerwehr bei Einsätzen Verpflegung benötigte, stand die Geehrte auch hier mit an vorderster Linie, bis alle Einsatzkräfte gesättigt waren“, lobt das DRK weiter. Und: „Wir sind mächtig stolz auf unsere Renate!“

„Das ging aber alles nur, weil die Familie mitgezogen hat“, sagt die 72-Jährige. An manchen Weihnachtsfesten oder Geburtstagen musste sie für einen Einsatz alles stehen und liegen lassen. Egal ob Sturm Lothar, Brände oder das Hochwasser in Waldshut, immer war die 72-Jährige für den Einsatz bereit.

Und was ist ihr in den mehr als 50 Jahren besonders in Erinnerung geblieben? Es ist kein Einsatz oder ein eindrückliches Erlebnis. „Es ist die Kameradschaft über all die Jahre und die gute Zusammenarbeit zwischen Bereitschaft und Kreisverband“, sagt die 72-Jährige.

Das Engagement für das DRK liegt übrigens in der Familie. Sohn Martin ist Bereitschaftsleiter des DRK Hohentengen, auch Enkel Tim (13) will sich wie seine Oma im DRK engagieren.

17 Engagierte aus Baden-Württemberg haben am 9. Dezember das Bundesverdienstkreuz am Bande bekommen.
17 Engagierte aus Baden-Württemberg haben am 9. Dezember das Bundesverdienstkreuz am Bande bekommen. | Bild: Staatsministerium Baden-Württemberg

Renate Reinhart gibt sich auch Tage nach der festlichen Verleihung in Stuttgart bescheiden. „Die Verleihung war ein freudiges Gefühl. Aber es ist auch eine gewisse Verantwortung. Ich werde es mit Bedacht tragen und in Ehre halten“, sagt die Rotkreuzlerin mit Leib uns Seele.

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