Aufgeklärt oder nicht aufgeklärt? Straftaten und Unfälle, die Aufsehen erregt haben, verschwinden nach der ersten Aufregung meist schnell aus dem öffentlichen Bewusstsein. Obwohl oft weder klar ist, wer dafür verantwortlich ist, noch wie genau sich das Ganze eigentlich abgespielt hat. Deshalb hat SÜDKURIER nachgefragt. Das sind die Ergebnisse:
Die Schmierereien an der Bodensee-Therme
Als die Mitarbeiter der Bodenseetherme am Morgen des 20. Januars zur Arbeit kamen, konnten sie es im ersten Moment nicht fassen: Auf den Eingangsbereich, die Glasfassade und Sichtbetonmauern waren großflächig mit roter und schwarzer Farbe Parolen gesprüht worden: „Uns ist das Klima egal“, „Wir finanzieren Putin & Heizen mit Gas“, „Gas kills“. Zudem hatten die Täter etwas in das Außenbecken gekippt, weshalb die Umwälzanlage gereinigt und das Wasser ausgetauscht werden musste.

Sind mehr als zwei Monate später die Täter bekannt? Die Antwort fällt unbefriedigend für die Öffentlichkeit aus. „Aufgrund laufender Ermittlungen können wir hier keine Angaben machen“, sagt Katrin Rosenthal, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz. Das kann so viel heißen wie: Der Täter darf nicht wissen, dass wir ihm auf der Spur sind, sonst verwischt er dieselbe. Muss es aber nicht. Und nähere Einzelheiten lässt sich die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht entlocken.
Mehr Klarheit – zumindest was den Ausgang der Ermittlungen betrifft – gibt es zu den Schmierereien in den Seekuh-Toiletten und im Bereich Fischmarkt/Konzilstraße einige Tage vor dem Farbanschlag auf die Therme. Unbekannte hatten dort mit schwarzer Farbe die Abkürzung SFG aufgebracht, teils verbunden mit einem auch von Satanisten verwendeten Symbol.
Die Polizei gab den Fall als Anzeige gegen Unbekannt an die Staatsanwaltschaft ab. Im Klartext: Es konnte kein Täter geschnappt werden. Der Staatsanwalt stellt dann die Ermittlungen in der Regel ein – sie werden aber wieder aufgenommen, wenn doch neue Erkenntnisse auftauchen.
Was aus älteren Fällen wurde
Der Reifenstecher vom Casino

War das ein Fahrrad(fahrer)hasser? Jemand zerstach am 19. Februar vor dem Casino Konstanz die Reifen von neun abgestellten Rädern. Was er offenbar nicht wusste: Die Fahrradbügel liegen im Sichtbereich der dortigen Videoüberwachung. „Der Täter konnte über die Aufnahmen ermittelt werden“, sagt Polizeisprecherin Rosenthal. Dass er alle zerstörten Reifen wieder flicken muss, droht ihm allerdings nicht – so etwas ist im Strafgesetzbuch nicht vorgesehen.
Die närrischen Kennzeichendiebe
Wahrscheinlich sollte es ein Scherz zur Fasnacht sein, denn als diese Narren am 10. Februar das Kennzeichen eines Polizeifahrzeugs auf dem Schulhof der Grundschule in Dettingen abrissen, lief in dem Konstanzer Teilort gerade das große Seenarrentreffen. Die Polizei sieht die Angelegenheit heute mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn das Kennzeichen wurde laut Katrin Rosenthal in der Nähe gefunden, der Täter nicht mehr zu finden.
Auch die zweite Straftat an jenem närrischen Wochenende bleibt wohl unaufgeklärt. Ein unbekannter Schwarzgekleideter hatte am Sonntagabend, 12. Februar, einen 52-jährigen Gast in einer Besenwirtschaft erst angerempelt und dann mehrfach ins Gesicht geschlagen. „Der Täter wurde leider nicht gefasst“, sagt Rosenthal. „Die Personenbeschreibungen waren sehr dürftig und konnten auch im Nachgang nicht verbessert werden. Somit blieben keine weiteren Ermittlungsansätze.“
Die Auseinandersetzung in Petershausen
Gibt es eine neue Jugendbande in Konstanz? Man konnte es nach dem Vorfall am frühen Nachmittag des 31. Januars in der Gustav-Schwab-Straße nahe der Gemeinschaftsschule Gebhard fast befürchten. Ein 14-jähriger Schüler auf dem Heimweg war dort von sechs Jugendlichen attackiert worden. Um wen es sich bei den Aggressoren handelte, werden wir aber wahrscheinlich nie erfahren, denn am Ende der Ermittlungen stand die Anzeige gegen Unbekannt an die Staatsanwaltschaft. Hinweise, dass es sich um eine Jugendbande gehandelt habe, gebe es aber nicht, betont die Polizeisprecherin.
Der Whisky-Dieb von der Tankstelle
Die Eni-Tankstelle an der Reichenaustraße ist gut videoüberwacht, wie sich auch die Beteiligten des jüngsten Prozesses gegen die Herosé-Räuber überzeugen konnten. Denn während der Verhandlung wurden mehrere Aufnahmen des Geschehens an diesem nächtlichen Treffpunkt gezeigt. Trotzdem ist der dreiste Dieb, der dort am 9. Januar zwei Flaschen Whisky stahl und dann einem Mitarbeiter Pfefferspray ins Gesicht sprühte, offenbar noch nicht endgültig dingfest gemacht.

Die Polizei verweist auf Anfrage auf die Staatsanwaltschaft. Und die lässt auch nichts raus. „Meine Antwort ist (leider), dass ich zu dem Verfahren zum jetzigen Zeitpunkt aus ermittlungstechnischen Gründen keine Angaben machen kann“, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Johannes-Georg Roth.
Die Räuber vom Zähringerplatz
Weihnachten endete 2022 für einen 14-Jährigen schmerzhaft. Als er am zweiten Feiertag an der Bushaltestelle Zähringerplatz stadteinwärts stand, bauten sich drei Jugendliche vor ihm auf, verlangten seine Umhängetasche und ließen nach seiner Weigerung die Fäuste fliegen. Das Opfer konnte sich aber in einen Kiosk flüchten.
Am 28. Dezember wurde dann ein 72-Jähriger auf der Jahnstraße am Seerheincenter ausgeraubt. Der Täter packte den Senior am späten Abend von hinten am Hals und zog ihm den Geldbeutel aus der Hosentasche. Auch in diesen Fällen gibt es anscheinend Hoffnung auf Aufklärung. Die Polizei macht aus den bekannten ermittlungstaktischen Gründen derzeit keine näheren Angaben.
Die Trüffeldiebe vom Weihnachtsmarkt
Weil wir gerade bei Weihnachten sind: Sind eigentlich die Trüffelschweine vom Konstanzer Weihnachtsmarkt gefasst? Die hatten dort einen Verkaufsstand aufgebrochen und sich an den wertvollen Pilzen ordentlich bedient. Der Schaden ging in die Tausende. Es war nicht das einzige Mal, dass Kriminelle auf dem 2022er-Markt Beute machten. Mindestens fünf Hüttenaufbrüche und 13 Diebstähle sind dokumentiert. Nicht aber die Namen der Täter.
Der Unfall mit dem Mega-Stau
Dieser Unfall auf der B33 hatte am 10. Februar nicht nur drei Verletzte gefordert, sondern auch die Nerven ungezählter Freitagnachmittagspendler strapaziert. Ein 25-jähriger VW-Fahrer geriet kurz vor dem Rechtsknick zum Tunnel Waldsiedlung in Richtung Konstanz auf die Gegenfahrbahn und stieß dort mit einem BMW zusammen. Der drehte sich und rammte ein dritten Auto hinter dem VW.

Die Straße war anschließend nahezu zwei Stunden komplett dicht, überall auf den Umfahrungsrouten stauten sich die Fahrzeuge. Und warum geriet der junge Mann nun auf die falsche Seite? Das hält die Polizei noch unter Verschluss, denn „der Vorgang ist noch in Bearbeitung“. Eine erfreuliche Nachricht kann Sprecherin Katrin Rosenthal aber verkünden: „Alle Beteiligten waren nur leicht verletzt worden und sind mittlerweile wieder genesen.“
Der Schock auf der Schneckenburgstraße
Weder Beteiligte noch Zeugen dürften so schnell vergessen, was am 2. Februar kurz vor 13 Uhr auf der Schneckenburgstraße zwischen Media Markt und E-Center Baur passiert ist. Eine 71-jährige Fußgängerin hatte die Fahrbahn zwischen wartenden Fahrzeugen überqueren wollen, war dabei von einem Peugeot erfasst und gegen einen Opel Corsa geschleudert worden. Die ältere Frau erlitt schwere Verletzungen – zahlreiche Menschen mussten das mit ansehen.

Doch zum Glück hat sie das Schlimmste überstanden und das Krankenhaus wieder verlassen können, wie Polizeisprecherin Katrin Rosenthal berichtet. Den genauen Unfallhergang habe man allerdings trotz diverser Zeugenaussagen nicht ermitteln können – zu unterschiedlich offenbar die Wahrnehmungen. „Sowohl die ältere Dame als auch der Fahrer des Peugeots werden wegen Missachtung der Sorgfaltspflicht angezeigt.“