Die Bemühungen um eine mögliche Reaktivierung der Wehratalbahn zwischen Bad Säckingen und Schopfheim haben einen Dämpfer bekommen. Die seit langen angekündigte Machbarkeitsstudie konnte bislang noch nicht mit einem befriedigenden Ergebnis fertiggestellt werden. Dies teilt das Landratsamt Waldshut am Freitag mit.

Die Gleise der Wehratalbahn führen heute teilweise durch dichtes Dickicht.
Die Gleise der Wehratalbahn führen heute teilweise durch dichtes Dickicht. | Bild: Obermeyer, Justus

Es ist keine Überraschung: Der Knackpunkt einer Wiederinbetriebnahme der Wehratalbahn bleibt der Fahrnauer Tunnel zwischen Schopfheim und Wehr. Beim Bau im Jahre 1890 zählte der 3169 Meter lange Tunnel zu den längsten Eisenbahntunneln Deutschlands.

Vor einer Reaktivierung müsste diese lange Röhre laut Machbarkeitsstudie mit neuer Betoninnenschale umfangreich saniert werden, was zu sehr hohen Investitionskosten führt. Aber nicht nur das: Wie das Landratsamt mitteilt, müsste auch die übrige Strecke „komplett wieder aufgebaut“ werden.

„Die Nettoinvestitionen für die Infrastruktur betragen in der standardisierten Bewertung etwa 181 Millionen Euro, davon entfallen auf den Fahrnauer Tunnel rund 133 Millionen Euro“, so Tobias Herrmann, Sprecher des Landratsamts. Immerhin bestätigen die Gutachter, dass eine Sanierung und Nutzung der 130 Jahre alten Tunnelröhre technisch machbar ist.

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Umfahrungslösungen über den Berg mit ganz neuer Trassierung und günstigere Alternativen mit dem Betrieb als Straßenbahn im Bestand scheiden allerdings nach heutigem Stand aus und sind im Bereich der Wehratalbahn insgesamt nicht zielführend, fasst das Landratsamt die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zusammen.

Die letzte Fahrt der Wehratalbahn
Die letzte Fahrt der Wehratalbahn | Bild: Eisenbahnfreunde

Die hohen Kosten einer Streckensanierung führen nun dazu, dass das erforderliche Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) nicht erreicht werden kann. Als prinzipiell gesamtwirtschaftlich vorteilhaft eingestuft – und damit als realisierbar – wird ein Verkehrsprojekt nämlich erst dann, wenn der prognostizierte Nutzen die Kosten übersteigt, der NKV also größer als 1 ist. Diesen Wert hat die Wehratalbahn deutlich verfehlt.

Historisches Bauwerk der Wehratalbahn: Die denkmalgeschütze Eisenbahnbrücke über die Wehra.
Historisches Bauwerk der Wehratalbahn: Die denkmalgeschütze Eisenbahnbrücke über die Wehra. | Bild: Obermeyer, Justus

Allerdings hat das Bundesverkehrsministerium erst im Sommer 2022 neue Kriterien für eine standardisierte Bewertung des NKV eingeführt. Hier könnte sich deshalb noch eine Verbesserung des NKV-Werts ergeben.

Die Projektpartner – die Städte Bad Säckingen, Wehr, Schopfheim und Hasel sowie die beiden Landkreise Waldshut und Lörrach, befinden sich darüber in Abstimmung, so das Landratsamt. „Das konkrete Ergebnis bleibt abzuwarten und wird voraussichtlich im April 2023 vorliegen“, so Tobias Herrmann.

Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl hofft, dass die Bahnstrecke mit einem besseren Wert im Rennen bleibt. Wehrs Bürgermeister Michael Thater, der sich immer wieder für eine Reaktivierung stark gemacht hat, ließ eine Anfrage unserer Zeitung unbeantwortet.

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Bessere Chancen für eine Reaktivierung gibt es jedoch auf der Wutachtalbahn im östlichen Teil des Landkreises. Warum die Chancen hier besser stehen und wann auf der Strecke die Züge stündlich verkehren soll, lesen Sie hier. 

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