Villingen-Schwenningen Der diesjährige, bundesweit stattfindende Tag des offenen Denkmals findet am 14. September statt. Er steht unter dem Motto „WERT-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ Zahlreiche historische Stätten öffnen ihre Türen und laden Besucherinnen und Besucher dazu ein, über den wahren Wert unserer kulturellen Erbschaft nachzudenken. Dabei stehen weniger die materiellen Aufwendungen im Mittelpunkt, sondern der ideelle Wert von Zeugnis, Handwerk, Erinnerung und Identität, den nur Denkmale vermitteln können.

In Villingen-Schwenningen ist es der 30. Tag des offenen Denkmals. Am 10. September 1995 konnte man in Villingen den Romäusturm und in Schwenningen die Bürk-Villa bei Führungen besichtigen. Am kommenden Sonntag finden in der Doppelstadt an sechs Standorten Veranstaltungen und Führungen statt.

Das Besondere daran: Drei der Standorte sind Schulen, die nicht nur kulturell und architektonisch wertvoll sind, sondern auch von den Spuren erzählen, die die Menschen mit ihrer individuellen Geschichte hinterlassen haben. „Täglich erleben 800 Personen das Gebäude von 1909, das ein Glücksfall für die Stadt Villingen-Schwenningen ist“, sagt Friedemann Schmidt vom Gymnasium am Romäusring in Villingen. Bei den Rundgängen werde man nicht nur das Gebäude anschauen. „An mehreren Punkten kann man die Dokumentation der Schulgeschichte verfolgen“, kündigt Friedemann Schmidt an.

Die Gartenschule in Schwenningen freut sich über steigenden Schülerzahlen. Der dreigeschossige Bau mit Jugendstilornamenten, Toilettenhaus und einem hölzernen Laubengang ist seit dem Bau von 1907/1908 äußerlich fast unverändert. Als „WERT-voll“ gilt für die Schule die Bildung der Kinder. Nach den zwei Rundgängen ab 11 Uhr wird es eine Führung von Kindern für Kinder um 14 Uhr geben. In einem Projekt haben die Klassen eins bis vier mit Kinderaugen beobachtet erarbeitet, was dieser Ort für sie wertvoll macht. „Dazu möchten wir besonders die Erstklässler, die im September starten, aber auch jungen Menschen einladen“, sagt Schulleiterin Katya Cankovski.

In Villingen öffnen die St. Ursula-Schulen ihre Türen. Der ursprüngliche Konvent und die Schule wurde 1782 gegründet. Seit den 1990er-Jahren wurden die Gebäude umfangreich saniert und nach dem Auszug der letzten Ursulinen-Schwestern weiter umgebaut. Teilweise erhalten blieb dabei die ursprüngliche Klostersituation. Bei der Umgestaltung für die schulische Nutzung wurde ganz behutsam vorgegangen. Zwischen 2015 und 2024 sind in drei Bauabschnitten das Wirtschaftsgebäude, die Fläche über der Turnhalle und das Klostergebäude mit einer Gesamtfläche von 3000 Quadratmetern umgebaut worden. Um bei einer der drei Führungen, die jeweils auf 20 Personen begrenzt sind, teilnehmen zu können, ist eine Anmeldung unter www.villingen-schwenningen.de/tickets erforderlich.

Still und bescheiden steht die St. Wendelinskapelle am Rande des Stadtbezirks Weigheim an ihrem Platz. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich die Feldkapelle, erbaut in den Jahren 1860 bis 1862, als geschichtsträchtiger Ort mit bewegtem Schicksal und tief verwurzelter Bedeutung für das Dorfleben der Gemeinde. „Wir haben genügend Parkplätze, an denen wir die Besucher abholen und auf dem Weg zur Kapelle so manche Anekdoten zu erzählen haben“, so Ortsvorsteher Holger Fetzer.

Einen beeindruckenden Gang durch das größte Denkmal bietet den Besucherinnen und Besucher die 100 Jahre alte Siedlung Hammerstatt in Schwenningen. Hierbei handelt es sich um eine Kleinwohnungssiedlung mit T-Kreuzung, deren Querbalken den zentralen Dorfplatz bildet. Beispiele von der ursprünglichen Gestaltung der Siedlung und den späteren Veränderungen sind bei den Führungen zu erkennen. Die Hammerstatt als Denkmal lebt von den Menschen, die in den Denkmälern wohnen.

Dagegen ist der Kiosk am Schwenninger Marktplatz ein eher unscheinbares Gebäude und das kleinste Denkmal, das am Sonntag besichtigt werden kann. Als architektonisches Kleinod mit wechselhafter Geschichte beschreibt Peter Graßmann das Gebäude, der dieses in zwei Führungen vorstellen wird. Sieben Meter misst der Baukörper mit Art-déco-Einflüssen und edler Travertin-Fassade. Mittig der Verkaufsraum, flankiert von zwei Eingängen zum Männer- und Frauen-WC. Der Kiosk erzählt von der aufstrebenden Uhrenmetropole in den 1930er-Jahren, als selbst die Sanitäranlagen vom Aufbruch in die Zukunft kündigten.