Unter keinem guten Stern steht in diesem Jahr der Flug des „Waldrapp-Teams“ um den österreichischen Biologen Johannes Fritz in den Süden. Aktuell machen 29 Waldrappe im Hotzenwald Station. Eigentlich sollten die 29 im Allgäu aufgezogenen Küken längst schon in Spanien sein, wo sie ausgewildert werden sollen. Doch einige Schwierigkeiten im Vorfeld verzögerten die „menschengeführte Migration“ der Zugvögel gewaltig. Auch im Hotzenwald ging nicht alles wie geplant über die Bühne, was nicht nur am Wetter lag.
Gelber Gleitschirm führt Vögel ins Winterquartier
Waldrappe gehören zu den gefährdeten Tierarten. Um den Bestand zu erhalten, gibt es mehrere Wiederansiedlungsprojekte. Darin werden Waldrappe künstlich von Menschen aufgezogen. Da Waldrappe Zugvögel sind, die in Südeuropa und Nordafrika überwintern, sie aber kein natürliches Zugverhalten besitzen, müssen sie auch vom Menschen lernen, ihre Überwinterungsgebiete aufzusuchen: Dazu fliegt das Waldrapp-Team mit einem gelben Motorgleitschirm voraus, die Vögel folgen im Verbund.
Wochenlang wurden die Tiere trainiert, dem signalgelben Gelitschirm zu folgen. Doch schon beim Start im Allgäu weigerten sich die Vögel mehrfach, dem Fluggerät zu folgen, so dass das Team eine weitere Trainingswoche einschob – allerdings nicht mit nachhaltigem Erfolg. Am vergangenen Donnerstag ist das Team zwar im Hotzenwald auf dem Segelflugplatz Hütten angekommen, mehrfach mussten die Vögel allerdings mit Autos transportiert werden.

Vor der französischen Grenze kehrten die Vögel um
Am frühen Sonntagmorgen starten Gleitschirm und 29 Waldrappe dann wie geplant in Hütten. „Anfangs folgte die Gruppe noch gut, doch nach etwa zehn Kilometern, unweit der französischen Grenze, war es schon wieder vorbei – die Vögel kehrten um“, berichtet Johannes Fritz im Netzwerk Facebook. „Wir konnten sie zwar einholen und erneut weiterfliegen, aber auch dieser Flug endete bald“. Einige Vögel kehrten zum Flugplatz Hütten zurück, während andere auf dem Fluggelände der Gleitschirmschule MGS Südschwarzwald auf dem Dinkelberg bei Wehr entdeckt wurden.
Waldrappe landen auf dem Dinkelberg
Das Waldrapp-Team holte sie dort mit dem Gleitschirm ab, was allerdings für Irritationen in Wehr sorgte: Denn sonntags ist auf dem Gleitschirmlandeplatz von Fluglehrer Christoph Nägele eigentlich kein Flugbetrieb erlaubt. „Ich hab sofort ein paar Anrufe bekommen, warum wir heute fliegen“, berichtet Nägele. Er konnte die Anrufer aber beruhigen, dass seine Flugschule auch weiterhin nicht sonntags fliegen wird. Die Zwischenlandung der Waldrappe-Begleiter sei sozusagen ein Notfall – und bleibe natürlich die Ausnahme, so Nägele.

Die Vogelschar wartet nun in Hütten, wie und wann der Flug in den Süden weitergeht. „Bis wir endlich Frankreich erreichen, müssen wir uns also noch etwas gedulden“, schreibt der Biologe Fritz. „Vorerst bleiben wir am Boden, da sich das Wetter verschlechtert.“ Das Ziel, bis Ende September Andalusien zu erreichen, rückt damit in weite Ferne.