Beim Spatenstich in der Weihermattstraße im März 2019 hätte wohl niemand gedacht, dass die provisorische Ampel, die infolgedessen an der Kreuzung zur Klettgaustraße eingerichtet wurde, mehrere Jahre stehen würde. Damals begannen die Tiefbauarbeiten für die neue Verkehrsführung rund um den Gratisparkplatz am Sulzerring. Auf dem Gelände sollte damals wie heute das Geschäftshaus Klettgau-Carré errichtet werden.

Schaltung verärgert Autofahrer

„Die Lieblingsampel der Tiengener“, nannte Nathalie Rindt, Vorsitzende des CDU-Ortsverbands Tiengen, ironisch die Lichtsignalanlage, deren Schaltung zahlreiche Verkehrsteilnehmer verärgere. Der CDU-Ortsverband hatte kürzlich zu einem Rundgang durch die Stadt eingeladen. Auf dem Programm standen Projekte des Tiefbauamts, die bereits begonnen haben oder in den Startlöchern stehen.

So wie das seit Jahren geplante Klettgau-Carré – „eines der meistdiskutierten Punkte in den vergangenen Jahren“, sagte Rindt bei dem abendlichen Spaziergang. Das Klettgau-Carré gehört zwar zum Hochbaubereich, doch das private Projekt des Investors Claus Schleith aus Waldshut-Tiengen hat unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeiten des städtischen Tiefbauamts.

Klettgau-Carré muss erst stehen

Denn die Stadt könne die endgültige Ampelanlage an der Weihermattstraße nicht bauen, solange das Fundament und die Fassade des Millionenprojekts nicht errichtet sind. „Uns fehlt der Randbereich wie die Gehwege. Diesen können wir erst bauen, wenn das Gebäude steht“, erklärte Tiefbauamtsleiter Theo Merz den Teilnehmern vor Ort.

An der provisorischen Ampel gibt es anhaltende Kritik. Oftmals bildet sich aufgrund der nichtsynchronen Schaltung ein Rückstau. „Ich fahre über die Ampel viermal am Tag. Ich bin auch nicht zufrieden“, erklärte Merz. Bei einer festinstallierten und permanenten Anlage wären laut dem Tiefbauamtsleiter alle drei Ampeln an den Kreuzungen Weihermattstraße und Heckerstraße jeweils zur Klettgaustraße sowie an der Kreuzung der unteren Hauptstraße zur Schaffhauser Straße – diese Ampel wäre neu – aufeinander abgestimmt. Infolgedessen seien die Wartezeiten kürzer.

Weihermattstraße war früher schon mal angebunden

Wann das Provisorium denn ende, wollte Nathalie Rindt wissen. „Haben Sie eine Glaskugel mitgebracht?“, erwiderte Theo Merz trocken. Das Sanierungsgebiet „Tiengen – Innenstadt Süd“, zu dem der Bereich Sulzerring, Heckerstraße und Weihermattstraße gehören, sei bereits 2015 festgelegt worden.

„Ziel ist es, die Innenstadt von Tiengen aufzuwerten und den Verkehr zu beruhigen“, hatte Merz beim Spatenstich im März 2019 erklärt. Als erster Schritt wurde in jenem Jahr die Weihermattstraße wieder an die Klettgaustraße (L 159) – die Ortsdurchfahrt von Tiengen – angeschlossen, wie es vor vielen Jahren der Fall war.

Oftmals staut sich der Verkehr in der Weihermattstraße, da die Ampel nicht auf die Anlage an der Kreuzung Heckerstraße zur ...
Oftmals staut sich der Verkehr in der Weihermattstraße, da die Ampel nicht auf die Anlage an der Kreuzung Heckerstraße zur Klettgaustraße abgestimmt ist. | Bild: Juliane Schlichter

Investor Claus Schleith hatte damals den Baubeginn für das Klettgau-Carré für Anfang 2020 angekündigt, die Fertigstellung für Ende 2021. Doch bis heute geht nichts auf dem Gelände, das zwischenzeitlich wieder als Parkplatz genutzt wird. „Warum wir es nicht zurückkaufen?“, griff Oberbürgermeister Philipp Frank die Frage auf, die viele Bürger angesichts des Stillstands in Sachen Klettgau-Carré umtreibt.

Schleith will Klettgau-Carré weiter bauen

„Stand jetzt haben wir keine Handhabe, etwas zu ändern, so unbefriedigend das ist“, erklärte Frank und verwies auf das Baurecht des Investors. Zudem ende der Zeitraum, in dem das Projekt realisiert werden müsse, erst 2024. Wie der OB mitteilte, habe Claus Schleith zuletzt erneut signalisiert, dass er das Klettgau-Carré bauen möchte.

Die Unterführung auf Höhe des Parkplatzes am Sulzerring soll zurückgebaut werden. Fußgänger sollen in Zukunft barrierefrei über die ...
Die Unterführung auf Höhe des Parkplatzes am Sulzerring soll zurückgebaut werden. Fußgänger sollen in Zukunft barrierefrei über die Klettgaustraße gehen. (Archivbild vom März 2021) | Bild: Juliane Schlichter

Im Zuge der Änderung der Verkehrsführung im Sanierungsgebiet soll auch die Unterführung an der Klettgaustraße zurückgebaut werden. „Die Fußgänger sollen überirdisch geführt werden“, erklärte Merz und nannte die Umgestaltung eine Verbesserung. „Das finden Sie eine Verbesserung?“, schüttelte der Tiengener Bürger und Geschäftsinhaber Michael Schüz ungläubig den Kopf. „Diese Logik kann ich nicht verstehen“, fügte er hinzu.

Unterführung ist zu steil

Thomas Kuhn, stellvertretender Tiefbauamtsleiter, erwiderte, dass der Übergang auf der Straße barrierefrei und dadurch besser werde. Auf den Einwand, dass die alte Unterführung keine Stufen habe, erwiderte Kuhn, dass die Steigung zu steil sei – sie darf maximal sechs Prozent betragen – und damit nicht den gesetzlichen Vorgaben entspreche.

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