Die Hoffnungen auf eine baldige Öffnung des Schlüchttals nach den Felsstürzen Ende April haben sich zerschlagen: Die L 157 zwischen Witznau und Riedersteg bleibt bis Herbst gesperrt. Darüber informiert das Regierungspräsidium Freiburg am Mittwochnachmittag in einer Mitteilung.
Was war im April geschehen?
Am 29. April sind kurz nacheinander rund zehn Kubikmeter Felsmaterial auf die Straße gestürzt.

Der erste Felssturz hat sich etwa gegen 4 Uhr ereignet, unmittelbar nach der Räumung ist es gegen 8 Uhr zu einem zweiten Sturz gekommen. Die Abbruchkante lag etwa 60 Meter über der Fahrbahn.
Wie ging es nach dem Felssturz weiter?
Nach den beiden Felsstürzen ist die Straße durch das Schlüchttal für den Verkehr gesperrt worden. Nach der Begutachtung der Situation durch Fachleute des Landratsamts Waldshut und des Regierungspräsidiums seien weitere Schritte eingeleitet worden, um die Straße möglichst schnell wieder für den Verkehr freigeben zu können.
„Dennoch gehen die Experten davon aus, dass sich die Felssicherungsarbeiten voraussichtlich bis in den Herbst hinziehen werden“, so das Regierungspräsidium in seiner Mitteilung vom Mittwoch.
Warum muss das Schlüchttal so lange gesperrt bleiben?
Für den Bereich des letzten Felsabgangs hätten die Ingenieurgeologen bei der Begutachtung festgestellt, dass für den Verkehr im Schlüchttal eine akute, hohe Gefahr besteht.
Neben der Ausbruchstelle, die rund 50 Meter oberhalb der Straße liegt, befindet sich eine weitere rund fünf bis zehn Kubikmeter große, instabile Felspartie und diverse, rund einen Kubikmeter große vorbewegte Blöcke.

Deshalb muss laut Auskunft des Regierungspräsidiums ein rund 140 Meter langer und vier Meter hoher Schutzzaun aufgestellt werden, bevor das Schlüchttal wieder für den Verkehr freigegeben werden kann. Der Schutzzaun soll in einer Entfernung von etwa sechs Meter zur Fahrbahn aufgestellt werden.
Warum sind die Felsen auf die Straße gestürzt?
Verschiedene Natureinflüsse sind laut Auskunft der Geologen die Ursachen für die Felsstürze im Schlüchttal. Dazu zählen Frost-, oder Tauwechsel, hydrostatischer Wasserdruck in Spalten und Klüften oder eine Hebelwirkung durch verwurzelte Bäume.

Dadurch werden die Felspartien instabil, so dass schließlich Niederschläge, Wind oder ein Temperaturwechsel die Felsstürze auslösen können. „Deshalb könne es auch zukünftig immer wieder zu unkontrollierten, zeitlich und örtlich nicht vorhersehbaren Felsabgängen kommen“, schreibt das Regierungspräsidium.
Wie geht es jetzt weiter?
Experten des Regierungspräsidiums sind für die Sicherungsarbeiten verantwortlich, unterstützt werden sie vom Landratsamt Waldshut. Das Landratsamt Waldshut übernimmt die Ausschreibung für die notwendigen Arbeiten.
Parallel dazu erhebt das RP im Bereich des künftigen Schutzzauns und den 15 Meter breiten Streifen entlang der Landstraße die Fauna und Flora, um abschätzen zu können, inwiefern sich dieser Schutzzaun auf Fauna und Flora auswirkt.
Für den Bau dieses Zauns ist auch eine naturschutzrechtliche Genehmigung erforderlich, da hochwertige ausgewiesene Schutzgebiete direkt betroffen sind. Das Regierungspräsidium geht davon aus, dass diese Genehmigung bis spätestens Ende des Sommers vorliegt.
Wann sollen die Arbeiten beginnen?
Wie Landratsamt und RP mitteilten, solle so bald wie möglich mit den für die Sicherung der Straße erforderlichen Bauarbeiten begonnen werden.
Während der Sperrung sollen außerdem weitere Schutzzäune mit einer Gesamtlänge von rund 200 Meter Länge aufgestellt werden. Die Kosten für die beiden Schutzzäune, für die die naturschutzrechtliche Genehmigung bereits vorliegt, werden auf rund 500.000 Euro geschätzt.
Die Bauüberwachung der Arbeiten übernimmt das Straßenbaureferat des RP in Bad Säckingen.
Wie wird der Verkehr umgeleitet?
Die bestehende Umleitung der L157 verläuft laut Landratsamt über die K6594 nach Brenden, von dort weiter über die K6502 nach Buggenried und über die K6500 über Riedern am Wald Richtung Riedersteg. Der Gegenverkehr verläuft in umgekehrter Richtung.
Die Chronologie der jüngsten Felsstürze
Mai 2023: Droht im Schlüchttal ein zweites Albtal?
April 2023: Zwei Felsabgänge innerhalb weniger Stunden
Ende März 2023: Die Felsen nach dem Abgang im sind beseitigt
15. März 2023: Schlüchttal wegen Felssturz gesperrt
Mitte November 2023: L157 nach Felssturz wieder befahrbar
22. Oktober: Riesiger Felsblock stürzt auf die Straße