Melanie Völk und Jannic Hofmuth

Mit dem Spatenstich haben vergangene Woche die Arbeiten am Nahwärmenetz am Allmendweg in Tiengen begonnen. Nachdem anfängliche Bedenken einiger Anwohner inzwischen ausgeräumt werden konnten, hat im November 2022 schließlich auch das Amt für Umweltschutz grünes Licht für das Projekt der Stadtwerke Waldshut-Tiengen gegeben. Einzig der Rote Punkt fehlte dem Projekt noch, dieser wurde vor einigen Wochen erteilt.

„Es ist ein großer Schritt für die Stadt Waldshut-Tiengen und die Stadtwerke“, sagte Oberbürgermeister Philipp Frank vor dem offiziellen Spatenstich. Er bezeichnet den Bau als wichtigen Beitrag auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt. „Um jetzt von den fossilen Energieträgern wegzukommen, müssen wir auf regenerative Wärmeerzeugung setzen“, betont auch Siegfried Pflüger, Geschäftsführer der Stadtwerke Waldshut-Tiengen.

„Viele Menschen sind verunsichert, wenn die Heizung ausgetauscht werden muss. Jetzt können wir mit der Heizzentrale eine echte Alternative bieten“, bekräftigt der Geschäftsführer weiter. Für die Umwelt sei das Projekt ein großes Plus. Denn die Nahwärmeanlage sei ein wichtiger Schritt in Richtung CO²-Minimierung, so Pflüger.

Der Weg zu Spatenstich

Wie funktioniert das Nahwärmenetz?

Die Anlage besteht aus zwei Heizungsanlagen, einer Hackschnitzelanlage und einem Blockheizkraftwerk, das seit Dezember 2022 in Betrieb ist und unter anderem die direkt nebenanliegende Johann-Peter-Hebel-Schule versorgt. Durch die Verbrennung von Hackschnitzeln erzeugt die Anlage Wärme, die anschließend durch ein Netz von Leitungen zu den verschiedenen Haushalten transportiert wird. Geplant ist ein Leitungsnetz von 1,4 Kilometern Länge.

Eine Ansicht der Nahwärmeanlage. Im Vordergrund im Boden sind die Bunker für die Lagerung der Hackschnitzel zu sehen. Auf der ...
Eine Ansicht der Nahwärmeanlage. Im Vordergrund im Boden sind die Bunker für die Lagerung der Hackschnitzel zu sehen. Auf der Hinterseite des Gebäudes soll eine Kletterwand entstehen. | Bild: Stadtwerke Waldshut-Tiengen

Die Hackschnitzel werden in einem in der Erde eingebauten Bunker gelagert. Das Blockheizkraftwerk wird mit Gas betrieben, die dadurch entstehende Abwärme wird wieder in das Netz gespeist. Es werden vier Heizkessel eingebaut, von denen zu Beginn zwei betrieben werden sollen. Die Leistung der Anlage liegt bei 800 Kilowatt. 60 bis 70 Wohngebäude können mit der Heizzentrale versorgt werden.

Was kostet der Bau des Nahwärmenetzes?

In den Bau des Nahwärmenetzes investieren die Stadtwerke Waldshut-Tiengen laut Geschäftsführer Siegfried Pflüger 2,7 Millionen Euro.

Mit welchen Kosten müssen Interessenten rechnen?

Laut Auskunft von Andreas Rutschmann, Technischer Betriebsleiter der Stadtwerke Waldshut-Tiengen, müssen Kunden für einen Anschluss an das Nahwärmenetz mit 20.000 bis 25.000 Euro rechnen. Das Vorhaben werde bis zu 45 Prozent vom Bafa (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) bezuschusst.

Wie Rutschmann weiter ausführt, müssten Kunden im Gegenzug berücksichtigen, dass kein Schornsteinfeger mehr benötigt werde, zudem gäbe es keine Wartung- und Instandhaltungskosten. „Eine Alternativ-Heizung wäre eine Wärmepumpe und die kostet derzeit 40.000 bis 45.000 Euro“, so Rutschmann.

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Wie sieht der Zeitplan aus?

Das Nahwärmenetz soll zu Beginn der Heizsaison 2023 im September/Oktober in Betrieb gehen. Zwei bis drei Monate kalkulieren die Stadtwerke für die Tief- und Hochbauarbeiten. Im Mai und Juni sollen die Anlage und die Technik installiert werden, dies soll zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen.

Zwei bis drei Monate kalkulieren die Stadtwerke für die Tief- und Hochbauarbeiten. Die Anlage soll im Mai/Juni installiert werden.
Zwei bis drei Monate kalkulieren die Stadtwerke für die Tief- und Hochbauarbeiten. Die Anlage soll im Mai/Juni installiert werden. | Bild: Völk, Melanie

„Wir sind guter Dinge, dass wir das Projekt fristgerecht umgesetzt bekommen“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Pflüger.

Wie geht es weiter?

Das Interesse an einem Nahwärmeanschluss sei laut Geschäftsführer Pflüger bereits bei Planungsbeginn groß gewesen und während der Energiekrise noch weiter gestiegen. Von 137 befragten Haushalten hätten 45 Interesse an der Nahwärme angemeldet.

Die Stadtwerke wollen nun Kontakt mit den Kunden aufnehmen und erneut den Bedarf abfragen.

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