VS-Tannheim „Ja, es war ein besonderes Gefühl, als ich Ende Juli die Einladungskarte zum Bürgerfest des Bundespräsidenten in Berlin in Händen hielt“, so Karl-Heinz Bartsch-Pubanz gegenüber dem SÜDKURIER. Dass er diese Einladung ins Schloss Bellevue angenommen hat, ergänzt er stets mit dem Satz: „Ich bin als Stellvertreter aller Beteiligten dort hingefahren.“
Im Rückblick sieht sich der agile Macher aus Tannheim in vielen Punkten bestätigt und freut sich, dass die Dorfgemeinschaft Tannheim über viele Jahre hinweg mit einem schier unglaublichen ehrenamtlichen Engagement dafür Sorge getragen hat, dass das altehrwürdige Tannheimer Naturbad zu einem modernen Ort der Naherholung, der Kommunikation und des Schwimmsportes geworden ist.
Der ganze Ort packt mit an
Zum Hintergrund: Das Tannheimer Freibad wurde bis zur Sommersaison 2004 von der Stadt Villingen-Schwenningen betrieben. Geldnöte zwangen den doppelstädtischen Gemeinderat zur Schließung des Bades. Doch die Tannheimer Bürgerschaft wollte es nicht hinnehmen, das 1957 mit viel Mühe errichtete Bad aufzugeben. Unter der Regie von Karl-Heinz Bartsch-Pubanz und weiterer engagierte Bürger wurde der Förderverein Tannheimer Freibad ins Leben gerufen, der im Mai 2005 Gelände, Inventar, Schwimmbecken und Zubehör für den symbolischen Preis von einem Euro und 16 Cent käuflich erwarb. Binnen weniger Wochen galt der Verein als mitgliederstärkster in Tannheim und nach mehreren Hau-Ruck-Aktionen gelang es den Mitgliedern und Gönnern, die Pforten für das familienfreundliche Bad wieder zu öffnen.
Diese Rettungsaktion sorgte schon 2007 für ein anerkennendes Schreiben seitens der großen Politik. Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel fanden 2007 in persönlichen Schreiben höchstes Lob für das bürgerschaftliche Engagement der Freibadbetreiber. Damit stand das Tannheimer Bad schon damals in der Kartei des besonderen ehrenamtlichen Engagements.
Obwohl Karl-Heinz Bartsch-Pubanz den Vereinsvorsitz nach fünf Jahren aufgab, verstand er es, sein Wissen und seine Ideen an die Nachfolgevorstände weiterzugeben. So kümmerte er sich auch weiterhin um das Bad und dessen weitere Entwicklung. Besonderen Wert legten nun die Vorstände auf striktes Sparen, denn jedem war bewusst, dass das große Schwimmbecken sowie die Wasseraufbereitung einer Renovierung unterzogen werden musste. Die Begeisterung der Bevölkerung und des Fördervereins für das Bad hielt über all die Jahre an.
2020 musste das Bad geschlossen werden, weil das Becken undicht geworden war. Danach folgte während der Coronazeit eine umfassende Renovierungsphase, in welcher nicht nur das große Becken, sondern auch die Wasserreinigungsanlage und das Umfeld des Beckens neu gestaltet wurden. Unzählige Stunden ehrenamtlichen Schaffens wurden neben gut einer Million Euro in die notwendigen Arbeiten gesteckt.
Auch dies blieb dank einer erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit dem Bundespräsidialamt nicht verborgen, denn das Tannheimer Freibad ist nicht nur eine Sportstätte zum Schwimmen, sondern auch ein Ort der Begegnung. Während der Öffnungszeiten laden die Schattenplätze neben dem Kiosk zum fröhlichen Miteinander und die Gäste, die das Schwimmbecken nicht in Anspruch nehmen, brauchen keinen Eintritt zu bezahlen. „Demokratie braucht Begegnung“, so ein Wort aus der Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Somit ist das Tannheimer Freibad auch ein kleines Mosaiksteinchen im demokratischen Miteinander.
Stand hinter Steinmeiers Bemerkung, dass das klassische Ehrenamt „älter wird und die Schultern weniger“ die Sorge, dass es um das ehrenamtliches Engagement künftig schwieriger bestellt sein dürfte, hält Bartsch-Pubanz dagegen: „Wir in Tannheim haben wohl alles richtig gemacht, denn die Vorstandschaft hat eine deutliche Verjüngung erfahren und viele junge Menschen stellen ihren Dienst in den Betrieb des Freibades. Wir haben inzwischen praktisch alle Generationen ansprechen können.“ Und aus seinen Worten klingt ein gewisser Stolz, dass der Förderverein des Bades und die Worte des Bundespräsidenten sich so gut ergänzen.
Das Berliner Bürgerfest selbst hat den Initiator des bundesweiten „Tages des Freibades“ sehr beeindruckt. „Es war zwar sehr anstrengend, die ganze Zeit musste man sich auf den Füßen halten, aber das Gebotene war einfach toll.“ Ob die Band Boss Hoss oder die Big-Band der Bundeswehr, ob die Diskussion mit Peter Maffay oder die kulinarischen Genüsse der über 40 Caterer: das Bürgerfest wird dem Vertreter aus Tannheim in bester Erinnerung bleiben.