Feuchte Hände, ein flaues Gefühl im Magen – wenn jetzt wieder Abiturprüfungen anstehen, gehört das für Schüler auch im Kreis Waldshut zum Alltag. Und auch viele andere Betroffene kennen die Unsicherheit, die sich in wichtigen Entscheidungsmomenten wie Vorstellungsgesprächen, Examen oder während der Fahrprüfung zu Wort meldet.

An sich ist die Nervosität in diesen Situationen völlig normal, nimmt sie jedoch überhand, kann das rasch zu Problemen führen. Dies ist etwa der Fall, wenn Schüler statt einer harmlosen Unruhe eine regelrechte Prüfungsangst entwickeln, die zu einer körperlichen und psychischen Belastung führt und sie daran hindert, ihr Wissen abzurufen.

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Lehrer müssen Ruhe vermitteln

Lothar Senser kennt als ehemaliger Schulleiter des Hochrhein-Gymnasiums Waldshut zwar derartige Fälle, wirklich ernsthafte Schwierigkeiten wie Übelkeit, Schlafstörungen oder unkontrollierbare Panik habe er zu seiner Amtszeit jedoch selten erlebt. Häufiger hätten sich Schüler während einer Prüfung kurzzeitig nicht mehr an das Gelernte erinnern können, weil sie sich selbst zu sehr unter Druck setzten. Aufgabe des Lehrers ist es dann nach den Worten von Senser, Ruhe zu vermitteln.

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Generell hält er es jedoch für wichtig, Schüler bereits in unteren Klassen an Prüfungssituationen zu gewöhnen. „Vielleicht ist es die Aufgabe der Schule, jemanden durch Klassenarbeiten in Stresssituationen zu bringen“, sagt er. Schließlich bedeute eine schlechte Klausur im Normalfall nichts Schlimmes, und so könne bereits im Kleinen für wichtige Prüfungen geübt werden. Wichtig sei auch, dass Schüler sich durch zu hohe Anforderungen nicht selbst zu sehr unter Druck setzen – etwa, weil für ein angestrebtes Studium ein bestimmter Schnitt nötig ist. „Ganz oft ist dieser Stress selbst gemacht“, betont Senser.

Beratungssystem an der Realschule Tiengen

In der Realschule Tiengen vertraut man auf ein spezielles Beratungssystem. Regelmäßig wird innerhalb der Klassen über Probleme wie auch Prüfungsangst gesprochen, um diese frühzeitig lösen zu können. Stellen Lehrer einen Bedarf fest, ermutigen sie betroffene Schüler dazu, mit Beratungslehrern oder Schulsozialarbeitern zu sprechen.

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„Der Druck wächst unter den Schülern“, stellt Margret Teufel, Konrektorin der Realschule Tiengen fest. Sie vermutet, dass vor allem soziale Medien das Gefühl auslösen, ständig beobachtet und bewertet zu werden. Um das Selbstbewusstsein zu stärken und Unsicherheiten zu überwinden, bietet sie als Beratungslehrerin etwa vor Präsentationen eine Übungsmöglichkeit an, in der die Schüler sich mit konstruktiver Kritik an das Sprechen vor Zuschauern gewöhnen können.

Bei den Schülern komme das System der Realschule Tiengen sehr gut an. Viele von ihnen nutzten das Angebot und sprächen offen über ihre Probleme. Dass es dennoch Fälle von Prüfungsangst gibt, von denen die Schule nichts mitbekommt, will Margret Teufel nicht ausschließen: „Es wird eine Dunkelzone geben.“

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