Die Region schaut auf die Zapfsäulen: Mit Einführung des Tankrabatts am 1. Juni sollten die Preise für Kraftstoff deutlich sinken. Für Benzin rund 35 Cent, für Diesel rund 17 Cent pro Liter. Doch ein dauerhafter Effekt ist nicht feststellbar.
Inzwischen bewegen sich die Preise wieder auf dem Niveau von vor der Tankrabatt-Einführung. Erschwerend kommt hinzu, dass etliche Tankstellen in der Region offenbar Engpässe bei ihren Beständen haben – wobei es hierzu auf Nachfrage unserer Zeitung sehr widersprüchliche Angaben gibt.
Auf den ersten Blick verwunderlich ist obendrein die Aussage von Matthias Spitznagel, Mitglied der Geschäftsleitung des Lauchringer Energie-Dienstleisters Mowag, dass Autofahrer aller Unkenrufe zum Trotz sehr wohl vom deutschen Tankrabatt profitieren.
Die aktuelle Lage
Bereits im Vorfeld war gerätselt worden, ob die Mineralölkonzerne den steuerlichen Rabatt auf Kraftstoffe tatsächlich auch an den Verbraucher weitergeben würde. Viele Experten hatten daran gezweifelt. Nach einer Woche fällt die Bilanz tatsächlich sehr ernüchternd aus.
Am Stichtag 1. Juni zumindest waren die Preise – im Vergleich zum Vortag – zwar deutlich gesunken. Erstmals seit Wochen ging das Niveau wieder unter die Zwei-Euro-Marke. Doch dieser Effekt war nicht von Dauer.
Während der Pfingstfeiertage erreichte das Preisniveau neuerliche Höchststände – inzwischen sind die Preise wieder leicht gesunken, bewegten sich aber am Mittwoch, 8. Juni, mit 1,95 Euro bis deutlich über 2,10 Euro unabhängig von der Kraftstoffart in etwa auf dem Preis-Niveau der Vorwoche.

Experte: Vielschichtige Gemengelage
Laut Matthias Spitznagel tragen eine Reihe von Faktoren zur derzeitigen preislichen Situation bei. Denn die nicht zuletzt die politischen Rahmenbedingungen hätten sich in den vergangenen Wochen erheblich verschlechtert. Der Rohölpreis sei bereits ab dem 20. Mai kräftig angestiegen. Maßnahmen wie das vergangene Woche beschlossene Ölembargo gegen Russland hätten laut Spitznagel weitere drastische Preisanstiege mit sich gebracht.
Der Tankrabatt habe dazu geführt, dass die Preissteigerungen nicht so krass beim Verbraucher angekommen sei, ist Spitznagel überzeugt: „Wo wir ohne den Rabatt wären, kann man bei einem Blick in die Schweizer Nachbarschaft sehen“, so Spitznagel. Denn Spritpreise von 2,30 bis 2,40 Franken pro Liter sorgten dafür, dass der Tanktourismus seit einer Woche von der Schweiz nach Deutschland laufe – und nicht wie gewohnt in die andere Richtung.

Schwierige Versorgungslage erschwert
Mowag betreibt nicht nur eine Reihe von Pooltankstellen in der Region, sondern beliefert auch als Dienstleister viele Tankstellen. Dass der Tankrabatt für Autofahrer durchaus attraktiv sei, dass auch der entlastende Effekt der Steuersenkung auch bei den Verbrauchern ankomme, schließt Spitznagel nicht zuletzt aus dem drastisch gestiegenen Kraftstoff-Absatz, den viele Tankstellen am Hochrhein zu verzeichnen haben.

„Teilweise haben sich die Absätze verdreifacht. In den ersten Tagen sind einige Tankstellen leergelaufen“, so Spitznagel weiter. Grund dafür war, dass viele Tankstellen ihre Lagerbestände gering gehalten hätten, um von den steuerlichen Vorteilen zu profitieren: „Bei einer Tankladung von 30.000 Litern macht das schnell mal 10.000 Euro aus“, rechnet Spitznagel vor.
In der Folge wurden diese Tankstellen aber von der hohen Nachfrage völlig überrannt. Auch über die Feiertage habe es entlang der Hochrheinschiene vielerorts erhebliche Engpässe gegeben, so Spitznagel weiter. Denn hinzu gekommen sei auch ein logistisches Problem, weil es an der Mineralöl-Raffinerie Oberrhein (MiRO) in Karlsruhe zu Staus und Verzögerungen bei der Abfertigung gekommen sei.
Keine Preisanzeige in Laufenburg
Von anderen Tankstellen gibt es derweil extrem gegensätzliche Angaben zum tatsächlichen Ausmaß der Probleme. Am Laufenpark in Laufenburg zum Beispiel wurde am Mittwochmorgen weder für Diesel, noch Super- oder E10-Benzin ein Preis auf der Anzeigetafel beziffert.

Vor Ort ist zu hören, dass gegenwärtig nicht genug Kraftstoff zur Abgabe verfügbar sei, und daher auf die Preisanzeige verzichtet werde.
Der Betreiber der Tankstelle, die Oktan Tankstellen GmbH mit Sitz in Hamburg, dementiert einen Mangel. „Derzeit ist uns keine Knappheit am Kraftstoff bekannt“, heißt es von der Pressestelle. Die Firma betreibt in der Region auch einen Tankautomaten in der Industriestraße in Waldshut-Tiengen.
Engpässe noch immer spürbar
Derweil erklärt Matthias Spitznagel rundheraus, dass die Nachwirkungen der ersten Tankrabatt-Tage gerade auch wegen der Pfingstfeiertage noch immer spürbar seien – und es wohl noch eine ganze Weile bleiben werden: „Es ist schwer, alles aufzuholen, weil die Nachfrage aktuell hoch bleibt.“
Und generell sei es auch schwierig, Prognosen über die weitere Entwicklung abzugeben – eben weil so viele Faktoren mit einkalkuliert werden müssen.