Es ist ein Einblick in ein besonderes Krankenhaus und in die einzige Kinderklinik der Region. Vor der Geburt, während der Geburt und im Kindes- und Jugendalter werden hier Patienten versorgt. Aber auch die Frauenheilkunde gehört zu einem wichtigen Bereich des Elisabethen-Krankenhaus Lörrach (Eli). Während die Behandlung der Corona-Patienten im Kreiskrankenhaus Lörrach läuft, stehen die Ärzte hier vor völlig anderen Herausforderungen.

Sie geben einen Einblick in die Arbeit im Elisabethen-Krankenhaus Lörrach: Michael Bohlmann, Chefarzt Zentrum für Gynäkologie und ...
Sie geben einen Einblick in die Arbeit im Elisabethen-Krankenhaus Lörrach: Michael Bohlmann, Chefarzt Zentrum für Gynäkologie und Kinderurologie, Dr. Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin, Dr. Michael Fedorcak, kommissarischer Chefarzt Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Tobias Berberich, Chefarzt der Abteilung für Kinderchirurgie und Kinderurologie sowie Pflegedienstleiter Michael Meisterhans (von links). | Bild: Verena Wehrle

Väter dürfen mit zur Geburt

Die Geburtshilfe laufe trotz Corona optimal und ohne Einschränkungen weiter, wie Chefarzt Michael Bohlmann sagt. Die Geburtenzahl sei im Vergleich zum vergangenen Jahr sogar gestiegen. Im Eli sei es – im Gegensatz zu vielen anderen Krankenhäusern – weiterhin möglich, dass Väter bei der Geburt dabei sein können. Sie dürften auch weiterhin im Familienzimmer übernachten.

„Wenn Väter nicht mitkommen können, hat das einen großen Einfluss auf die Frauen in Form von Sorgen und Ängsten.“
Michael Bohlmann, Chefarzt Zentrum für Gynäkologie und Geburtshilfe

Mit Medizinern aus dem Elsass habe sich das Eli schon früh ausgetauscht und als Konsequenz daraus bereits seit Anfang März Masken in der Geburtshilfe getragen. In der Gynäkologie wurde eine dreistellige Anzahl an nicht dringenden Operationen verschoben, zum Beispiel Sterilisationen oder Schönheitsoperationen.

Michael Bohlmann, Chefarzt Zentrum für Gynäkologie und Kinderurologie.
Michael Bohlmann, Chefarzt Zentrum für Gynäkologie und Kinderurologie. | Bild: Verena Wehrle

Zwei Schwangere mit Corona-Infektion

Aktuell versorge das Eli zwei Mütter, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, eine davon habe bereits entbunden. Die Ärzte trugen eine erweiterte Schutzausrüstung mit Visier, die Mutter konnte ihr Kind in einer Spontangeburt entbinden, Mutter und Kind gehe es gut. „Der Schwangerschaftverlauf wird durch das Virus nicht verändert“, erklärt Bohlmann. Und: „Es gibt keine Hinweise auf eine Ansteckung des Neugeborenen durch das Virus.“ Dennoch wurde bei dem Neugeborenen ein Abstrich gemacht. Das Stillen sei mit Hygienevorkehrungen möglich.

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Angst vor der Ansteckung: Kranke Kinder bleiben zuhause

In der Kinderklinik hatte man jüngst viel weniger stationäre Aufnahmen, dies sei ein bundesweiter Trend, so Michael Fedorcak, Kommissarischer Chefarzt Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin. Das liege unter anderem daran, dass viele Eltern aus Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken, ihre Kinder nicht ins Krankenhaus bringen. In der Notfallambulanz wurde das gleiche Phänomen beobachtet. Die Folge: Es kann zu unnötigen Komplikationen kommen, die Kinder bleiben viel länger in der Klinik. „Natürlich sind andere Krankheiten wie Blinddarmentzündungen weiter präsent“, betont Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin. Deshalb sein wichtiger Appell: „Mit kranken Kindern sollen Eltern den Kinderarzt aufsuchen oder in die Klinik kommen.“

Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin der Kreiskliniken Lörrach.
Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin der Kreiskliniken Lörrach. | Bild: Verena Wehrle

Auch in der Kinderklinik mussten nicht dringende Operationen verschoben werden. Diese Patienten würden nun wieder bevorzugt auf die Operations-Liste genommen, sortiert nach Dringlichkeit.

Corona-Infektionen bei Kindern

Derzeit gab es im Eli nur zwei nachgewiesene Corona-Infektionen bei Kindern. Ein zweijähriges Kind wurde nach zwei Tagen wieder entlassen. Schwerer sei laut Fedorcak der untypische Krankheitsverlauf eines 14-jährigen Mädchens gewesen. Sie kam erst nach sechs Tagen mit Magen-Darm-Symptomen ins Eli, später stellten Ärzte die Corona-Infektion fest. Nach Verschlechterung des Zustands wurde das Mädchen nach Freiburg verlegt.

Dr. Michael Fedorcak, kommissarischer Chefarzt Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin.
Dr. Michael Fedorcak, kommissarischer Chefarzt Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin. | Bild: Verena Wehrle

Künftig Corona-Tests bei Kindern mit Fieber

In der Pädiatrie des Eli werden in der nächsten Zeit alle Kinder, die mit Fieber stationär aufgenommen werden müssen, einem Corona-Test unterzogen, so Hoch. Es sei wichtig, Erkenntnisse über das Virus bei Kindern zu erlangen. Dazu arbeite aktuell die Uniklinik Freiburg eine Studie.

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In der Kinderchirurgie wurden ebenfalls Termine abgesagt und auch diese werden nach Dringlichkeit nachgeholt. In die Sprechstunde dürfe aktuell nur ein Elternteil mit dem Kind kommen, wie Tobias Berberich, Chefarzt der Kinderchirurgie und Kinderurologie, sagt. Dies sei nicht bei allen Eltern auf Verständnis gestoßen.

„Wir werden noch viele Wochen brauchen, bis wir wieder zum Normalbetrieb kommen.“
Tobias Berberich, Chefarzt der Abteilung für Kinderchirurgie und Kinderurologie.

Nur Notfälle in Kinder- und Jugendpsychiatrie

Auch der Betrieb der Kinder- und Jugendpsychiatrie an den Standorten Lörrach und Lauchringen sei nur für dringende Notfälle geöffnet, so Berberich. Die Tagesklinik ist geschlossen, soll ab kommender Woche jedoch wieder für drei Patienten vormittags und drei Patienten nachmittags geöffnet werden. Die Therapeuten stehen laut Berberich mit den Patienten in telefonischem Kontakt.

Tobias Berberich, Chefarzt der Abteilung für Kinderchirurgie und Kinderurologie.
Tobias Berberich, Chefarzt der Abteilung für Kinderchirurgie und Kinderurologie. | Bild: Verena Wehrle

Chemotherapien laufen weiter

Alle Patienten mit Krebsverdacht würden zeitnah operiert und auch die Chemotherapien laufen weiter, so Michael Bohlmann, Chefarzt Zentrum für Gynäkologie und Geburtshilfe. Er sei froh, dass man die onkologische Versorgung aufrechterhalten konnte.

Das „Eli“ mit abgesperrtem Kinderspielplatz.
Das „Eli“ mit abgesperrtem Kinderspielplatz. | Bild: Verena Wehrle
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