Der Landkreis Waldshut ist einen Schritt weiter in Richtung Zentralklinikum. Der Kreistag hat in seiner Sitzung am 19. April die Vamed Deutschland Holding GmbH mit der Generalplanung für das neue Krankenhaus in Albbruck beauftragt. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin ist spezialisiert auf die Planung, Errichtung und den Betrieb von Gesundheitseinrichtungen.

„Wir freuen uns, dass wir mit Vamed den internationalen Marktführer in unserem Projekt haben, der über umfangreiche Erfahrungen insbesondere im Bau von komplexen Klinikgebäuden verfügt“, erklärte Landrat Martin Kistler im Kreistag.

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Mit der Beauftragung des Unternehmens endet das knapp zwei Jahre andauernde europaweite Ausschreibungsverfahren für das „größte Projekt in der Geschichte dieses Landkreises“, wie Kistler sagte. Er erinnerte daran, dass das Verfahren unter dem Einfluss der aktuell angespannten Marktsituation aufgrund des Ukraine-Krieges gestanden habe.

Partnering-Verfahren statt Architektenwettbewerb

Der Landrat hob in der Sitzung den Vorteil des sogenannten Partnering-Verfahrens hervor. Der Kreistag hatte sich im Dezember 2020 mit deutlicher Mehrheit für dieses Vorgehen und damit gegen einen Architektenwettbewerb und Einzelvergaben der verschiedenen Baugewerke entschieden. Das Partnering-Verfahren bietet laut Kistler „Stabilität, Kontinuität und Sicherheit“. Ziel sei es, die Planung und den Bau des neuen Kreiskrankenhauses aus einer Hand zu bekommen.

Oliver Storz vom Beratungsunternehmen Drees und Sommer aus Stuttgart stellte in der Sitzung erste Entwürfe des Zentralklinikums vor, das inmitten des geplanten Gesundheitsparks Hochrhein südlich der Bundesstraße 34 in Albbruck errichtet werden soll.

Geplant wird ein 350-Betten-Haus, das die Grund- und Regelversorgung im Landkreis sichert und darüber hinaus spezialisierte Leistungen anbietet. Dazu zählen unter anderem das bereits am Klinikum Hochrhein in Waldshut etablierte Herzkatheterlabor und das Schlaflabor der Pneumologie. Auch die Palliativmedizin soll ihren Platz im Zentralklinikum haben.

So ähnlich könnte das Zentralklinikum des Landkreises Waldshut im geplanten Gesundheitspark Hochrhein aussehen. Die Visualisierung zeigt ...
So ähnlich könnte das Zentralklinikum des Landkreises Waldshut im geplanten Gesundheitspark Hochrhein aussehen. Die Visualisierung zeigt eine mögliche Gestaltung des Krankenhausgebäudes. | Bild: ATP architekten ingenieure / Baumschlager Eberle Architekten

Hans-Peter Schlaudt, Geschäftsführer des Klinikums Hochrhein, sieht die Einrichtung für die Zukunft gut aufgestellt, insbesondere vor dem Hintergrund der durch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angestoßenen Krankenhausreform. Schlaudt äußerte sich in einem Pressegespräch vor der Kreistagssitzung zuversichtlich, vom Ministerium als sogenanntes Level-II-Krankenhaus mit Regel- und Schwerpunktversorgung eingestuft zu werden.

Wie Oliver Storz im Kreistag ausführte, ist auf dem Dach des Zentralklinikums ein Luftrettungszentrum mit einem Hangar für Hubschrauber und einer Tankanlage geplant. Aktuell würden dazu Gespräche mit dem Innenministerium laufen.

Die Kosten und der Zeitplan

Knapp 24 Millionen Euro soll das Planungsverfahren kosten. Kreisverwaltungsdirektor Michael Hajden sagte in der Sitzung, dass es Fördermittel vom Sozialministerium in Stuttgart gebe. Er rechnet mit erforderlichen Eigenmitteln des Landkreises in Höhe von zehn Millionen Euro.

Wie viel das Großprojekt Zentralklinikum voraussichtlich unterm Strich kosten wird, darauf wollten sich Landrat Martin Kistler und Günther Bickel, Projektleiter für den Gesundheitspark Hochrhein beim Landratsamt, im Pressegespräch nicht festlegen. Kistler sprach für den Bau des Krankenhauses auf Nachfrage von einer „dreistelligen“ Millionensumme.

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Der weitere Zeitplan sieht laut Landratsamt folgendermaßen aus: Bereits im Mai 2023 beginnt die Planung. „Mitte 2025 soll diese Phase abgeschlossen sein“, erklärte Kistler. Anfang 2026 muss der Kreistag den Baubeschluss fassen. Fällt dieser positiv aus, könnten unmittelbar danach die Bagger anrollen. Die Fertigstellung des Krankenhauses ist Stand jetzt für 2029 vorgesehen.

Das sagen die Kreisräte

Mit fast einstimmiger Mehrheit beauftragte das Gremium das Unternehmen Vamed mit der Generalplanung für das Zentralklinikum. Einzig der FDP-Kreisrat Klaus Denzinger stimmte dagegen. „Das Partnering-Verfahren hat sicher Vorteile, aber es kommt auch ein Risikozuschlag dazu“, begründete er vor der Abstimmung seine Haltung.

„Die große Geschlossenheit des Kreistags trägt Freude ins Krankenhaus.“
Martin Kistler, Landrat
Landrat Martin Kistler
Landrat Martin Kistler | Bild: Juliane Schlichter

Ruth Cremer-Ricken von den Grünen entgegnete Denzinger: „Wir haben lange genug im Kreistag diskutiert und werden nicht blind hineinlaufen.“ SPD-Kreisrat Volker Jungmann erklärte: „Diesen Beschluss sollten wir endlich fassen, damit es weitergeht.“

Auch die anderen Fraktionen begrüßten den Antrag der Kreisverwaltung. „Wir freuen uns, dass wir soweit sind. Unsere Unterstützung ist da“, sagte Rolf Schmidt im Namen der CDU. „Es ist ein großer, erster Meilenstein auf dem Weg zum Zentralkrankenhaus“, freute sich Michael Thater von den Freien Wählern. Bernhard Boll (AfD) erklärte: „Ich finde das Vorgehen absolut richtig.“ Er sieht das Projekt auf dem richtigen Weg.