Zentrales Thema in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses des Kreistags war die Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Der ÖPNV habe laut Landrat Martin Kistler für die Bürger weiterhin, auch vor dem Hintergrund der Klimaschutzdebatte, eine große Bedeutung. 2022 konnte der Waldshuter Tarifverbund (WTV) mit fast 15 Millionen Fahrgästen einen Zugewinn von 7,3 Prozent verzeichnen.

Werktäglich nutzten im Landkreis durchschnittlich 21.000 Menschen Bus und Bahn (2019: 22.000). Die Zahlen zeigten aber auch, dass die Corona-Situation die positive Entwicklung des Nahverkehrs gebremst und die Fahrgastzahlen stark habe sinken lassen. Dadurch, und durch die temporäre Einführung des Neun-Euro-Tickets, seien erhebliche Fahrgeldverluste entstanden. Diese lagen im Jahr 2022 gesamthaft bei 2,8 Millionen Euro.

Die Bahn: Wunsch nach mehr Qualität

Laut Lothar Probst (Leiter des Amtes für Wirtschaft und Mobilität) sei die Qualität des Schienenverkehrs auf der Hochrheinstrecke auch 2022 teilweise mangelhaft gewesen. Die Verwaltung habe sich immer wieder bei der DB Regio und der Nahverkehrsgesellschaft intensiv für mehr Qualität eingesetzt und Abhilfe bei den Mängeln gefordert.

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Klar sei aber auch, dass auf der Hochrheinstrecke nur durch die Elektrifizierung in Verbindung mit Infrastrukturmaßnahmen dauerhaft Abhilfe geschaffen werden könne. Primäres Ziel des Landkreises sei, die Reaktivierung der Wutachtalbahn und der Wehratalbahn weiter zu verfolgen, zumal sich auch Änderungen in der Förderung ergeben könnten.

Die Elektrifizierung: Baubeginn Mitte 2025 angestrebt

Dagegen kämen die Pläne zum Ausbau und zur Elektrifizierung der Hochrheinstrecke zwischen Basel und Erzingen zügig voran. Die Planfeststellungsverfahren in den drei Abschnitten auf deutschem Gebiet seien inzwischen bei der zuständigen Planfeststellungsbehörde, dem Eisenbahnbundesamt der Deutschen Bahn, eingereicht worden und stünden kurz vor dem Abschluss.

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Inwieweit bei dem Prozedere neue Auflagen erfolgten, bleibe abzuwarten. Trotzdem könne von einem Baubeginn Mitte 2025 ausgegangen werden. Die Inbetriebnahme der elektrifizierten Strecke sei für den Fahrplanwechsel im Dezember 2027 geplant. Die finanziellen Vereinbarungen seien auf der Zielgeraden und die Vertragsunterzeichnung für die bauvorbereitenden Planungen seien auf den 18. Dezember 2023 terminiert. Vorgesehen ist auch eine kommunale Beteiligung der Anliegergemeinden.

Der Bus: Fahrplanverbesserungen und mehr Barreierefreiheit

Im Busbereich konnten die Fahrplanverbesserungen aus den Vorjahren vollständig erhalten bleiben, die Angebote wurden in Zusammenarbeit mit dem Landkreis leicht angepasst und erweitert, die Fahrplanänderungen seien jedoch minimal. Besonders erfreulich seien die Spät- und Nachtbusangebote am Wochenende auf den Haupt- und teilweise auch auf den Nebenachsen.

Eine zentrale Bedeutung habe das Thema Barrierefreiheit erhalten, auch angesichts des demografischen Wandels. Neben dem mittelfristigen Ziel, barrierefreie Zugänge zu schaffen, habe der Landkreis die Absicht, immer mehr Niederflurbusse zum Einsatz zu bringen. Derzeit seien es bereits 119 Busse mit dieser Technik, die Gesamtzahl liege bei 150 Bussen. Auch die Bushaltestellen müssten entsprechend angepasst werden. Da seien in erster Linie die Gemeinden gefragt, ihre Haltestellen entsprechend auszubauen und mit einem barrierefreien Bord zu versehen.

Zur Qualität der Linienbusse sagte Probst, dass die Busflotte ein geringes Durchschnittalter habe, 97 Prozent hätten Klimaanlagen und seien mit optischen und akustischen Fahrgastinformationen ausgerüstet, Maßnahmen, die vor dem Hintergrund des demografischen Wandels besonders wichtig seien. Ende 2021 habe der Landkreis einen Förderantrag für vierzehn Kommunen gestellt.Bei der Schülerbeförderung sei es das primäre Ziel des Landkreises, Mehrleistungen und damit Mehrkosten zu vermeiden durch die Anpassung von Schulzeiten, Pausenregelungen und das Einsparen von schwachen Fahrten.

Das sagen die Kreisräte

Ratsmitglied Antonia Kiefer (Grüne) bemängelte, dass viele Haltestellen außerhalb der Ortschaften angelegt seien und daher oft lange Wege erforderlich seien. Klaus Denzinger (FDP) meinte: „Was den öffentlichen Nahverkehr im Landkreis betrifft, sind wir auf einem guten Weg“. Wäre das auch bei der Bahn der Fall, wäre das Image des ÖPNV deutlich besser. Franz Brüstle (Freie Wähler) kritisierte, dass inzwischen auch am Bahnhof Seebrugg Parkplatzgebühren fällig seien. Das widerspreche dem Ziel, den ÖPNV voranzubringen. Dazu sagte Martin Kistler, dass hier die Verantwortung nicht bei der Bahn, sondern bei den Kommunen liege.

Das Fazit der Kreisverwaltung

Immer mehr ältere Menschen nutzen, teilweise bedingt durch den demografischen Wandel, Bus und Bahn, besonders auf den stärker nachgefragten Linien. Auch vor dem Hintergrund leicht sinkender Schülerzahlen und dem Ziel, die absoluten Fahrgastzahlen im WTV und damit den Linienbusverkehr im vorhandenen Angebot zumindest zu erhalten, sei es auch aus wirtschaftlicher Sicht notwendig, den älteren und mobilitätseingeschränkten Menschen den Einstieg zu erleichtern und dazu die notwendigen Voraussetzungen technischer und baulicher Art bei den Haltestellen zu schaffen.

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