Die Verbindungen passen nicht mehr richtig. Reisende sind länger unterwegs. Der Fahrplanwechsel im vergangenen Jahr hat bei einigen Bahn- und Busreisenden, besonders bei Pendlern im Klettgau und Jestetter Zipfel, für Unmut gesorgt. Beschwerden haben nichts gebracht. Sie hoffen auf den nächsten Fahrplanwechsel am 11. Dezember. Gibt es Änderungen oder Verbesserungen?
In rund einer Viertelstunde am Arbeitsplatz
Roland Bluhm aus Klettgau-Rechberg war einer, der auf die verschlechterte Situationen hingewiesen hat. Er pendelt täglich zwischen seinem Wohnort und Arbeitsplatz in Tiengen. Zur Erinnerung: Vor dem Fahrplanwechsel 2021 fuhr er mit dem Bus nach Erzingen, mit dem Interegioexpress (IRE) weiter nach Tiengen. In rund einer Viertelstunde war er an seinem Arbeitsplatz.
Die Reisezeit erhöht sich deutlich
Im vergangenen Dezember änderte sich das. Es gibt keine vernünftigen Busanbindungen an den Bahnhof Erzingen mehr – zumindest keine mit günstigen Zeiten. Vielmehr wurde der Busverkehr aus dem Klettgau vornehmlich an die Regionalbahn (RB) in Lauchringen angebunden. Damit erhöhte sich die Reisezeit aber erheblich.
Der Wunsch: Alles wieder ändern
Bluhm äußert für den 11. Dezember auf SÜDKURIER-Nachfrage seine Wünsche. „Die Regionalzüge fahren Richtung Tiengen immer zur Minute 15 in Erzingen los. Außer morgens um 6.52 Uhr fährt kein Bus passend zu einem Zug nach Erzingen. Auf dem Rückweg von Tiengen nach Rechberg gibt es keine Anschlussverbindungen von Erzingen nach Rechberg“, beschreibt er, „dies sollte wieder geändert werden.“ Die gelte wohl auch für Züge Richtung Singen.
Sie können den Eilzug nicht richtig nutzen
Seine Kritik richtet sich vor allem an die Südbadenbus (SBG). Bluhm: „Sie richtet ihre Verbindungen so aus, dass für die Klettgauer der Bahnhof Oberlauchringen der Anschlussbahnhof ist. Das ist nicht in Ordnung.“ Hier fahre nur eine Regionalbahn ab. „Wir haben in Klettgau einen Bahnhof, an dem ein Eilzug hält – und können ihn nicht richtig nutzen. Es ist ein Unding“, sagt er weiter.

Qualität der Verbindungen muss stimmen
Für Bluhm steht fest: Der öffentliche Nahverkehr werde nur genutzt, wenn die Qualität der Verbindungen stimme. Das Argument, dass die Busse zu wenig genutzt würden, lässt er nicht gelten: „Wären die Verbindungen besser, gäbe es auch mehr Nutzer.“
Bluhm passt sich an, auch wenn er sich ärgert. Bei gutem Wetter fährt er mit dem Fahrrad nach Erzingen zum Bahnhof. Ansonsten nimmt er eben den Bus nach Lauchringen und fährt mit der RB weiter. „Dann bin ich eben länger unterwegs.“ Zuweilen setzt er sich ins Auto, wenn seine Frau es nicht braucht, schildert er. In Erzingen auf den Bus oder Zug warten, kommt für ihn nicht in Frage. „Dann laufe ich lieber nach Rechberg.“
Im Jestetter Zipfel sieht‘s nicht besser aus
Von ähnlichen Problemen berichtet Christina Dikas aus Jestetten. Auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit fuhr sie früher mit dem Zug mit der SBB-Linie S9 bis Schaffhausen, nahtlos weiter mit dem IRE nach Waldshut. Genauer: Sie kam um 6.04 Uhr mit der S9 in Schaffhausen an und konnte bequem auf den IRE (6.15 Uhr) umsteigen.
Die S9 und der IRE verpassen sich in Schaffhausen
Seit dem Fahrplanwechsel 2021 funktioniert das nicht mehr. Die IRE-Züge fahren in beiden Richtungen zur vollen Stunde in Schaffhausen ab. Wenn die S9 aus Jestetten beziehungsweise Uster in Schaffhausen ankommt, ist der IRE schon weg, – wenn er keine Verspätung hat. Auf dem Rückweg kommt der IRE zu spät an, um die S9 (Abfahrt Richtung Uster über Jestetten zur Minute 57) zu erreichen. Sie würde morgens 45 Minuten ihrer Arbeitszeit verlieren.
Deshalb nutzt sie nun das Auto
„Mit der Verschiebung um 15 Minuten früher in Richtung Basel und 15 Minuten später in Richtung Singen/Friedrichshafen grätschen die beiden IRE im Bahnhof Schaffhausen zeitgleich regelrecht in die Ankünfte und Abfahrten der S-Bahnen jeweils um die volle Stunde“, schreibt Dikas. Sie fährt seit einiger Zeit deshalb mit dem Auto nach Erzingen, um mit dem 6.15-Uhr-IRE nach Waldshut weiterzufahren. Für sie als passionierte Bahnfahrerin unbefriedigend.
Christina Dikas hegt deshalb dieselben Erwartungen wie beim vergangenen Fahrplanwechsel: „Diese Fahrplanänderungen sollten wieder rückgängig gemacht werden.“
Verkehrsplaner verweist auf den Staatsvertrag
Was den Jestetter Zipfel betrifft, schreibt Verkehrsplaner Heiko Focken von der für den Schienenverkehr zuständigen Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW): „Die Strecke durch den Jestetter Zipfel wird nach einem Staatsvertrag zwischen dem Großherzogtum Baden und der Schweizerischen Eidgenossenschaft von 1875 von den Schweizer Bahnen betrieben. Das Land Baden-Württemberg hat hier keine Bestellkompetenz.“ Immerhin: Es werde gemeinsam mit der SBB daran gearbeitet, wieder einige direkte Züge zwischen Singen und Jestetten anzubieten.
Focken weist darauf hin, dass für die Hochrheinstrecke Wünsche in Bezug auf verbesserte Anschlüsse in Singen eingegangen seien. Weitere Anträge hätten den Bereich der Freiburger S-Bahn betroffen. Focken: „Ansonsten war die Zahl der Anträge überschaubar. Mit dem Angebot ist man insgesamt wohl also nicht völlig unzufrieden.“
So entsteht ein Fahrplan:
Im Busverkehr passt die SBG laut Auskunft von Lothar Probst, Geschäftsführer des Waldshuter Tarifverbunds, die Anschlüsse an die Zugankünfte und -abfahrten in Seebrugg an. „Damit ergeben sich neue Taktzeiten auf einigen Linien zwischen Waldshut und St. Blasien sowie Ühlingen und Seebrugg. Wie Focken schreibt kommen die Züge dort künftig um die volle, nicht mehr um die halbe Stunde an. Dies gilt auch für die Abfahrten.
Von weiteren Änderungen ist keine Rede. Das heißt, die Wünsche der Bahn- und Busreisenden im Jestetter Zipfel und im Klettgau bleiben wohl ungehört.