Michael Gottstein

Die Wehrer Schulen verfügen über eine ausreichende Zahl von meist gut ausgestatteten Räumen und genügend Personal, um den Pflichtunterricht anbieten zu können. Allerdings müssen sie in zunehmendem Maße auf gesellschaftliche Wandlungsprozesse reagieren, und auch die künftig steigenden Schülerzahlen stellen die Institutionen vor große Herausforderungen. Dies sind die wichtigsten Erkenntnisse, welche die Wehrer Gemeinderäte von ihrer Besichtigungsfahrt am Freitag durch die Schulen der Stadt mitnahmen. Die Tour begann in der Öflinger Grundschule und führte über die Talschule und den Schülerhort Bing zur Grundschule Zelg und schließlich zur Realschule.

Der Wehrer Gemeinderat (hier im Büchereiraum der Talschule) besichtigte am Freitag die Schulen der Stadt.
Der Wehrer Gemeinderat (hier im Büchereiraum der Talschule) besichtigte am Freitag die Schulen der Stadt. | Bild: Michael Gottstein

Am deutlichsten brachte Talschulrektorin Sonja Dannenberger die neuen Herausforderungen zur Sprache: „Probleme, die man früher aus der Hauptschule kannte, treten nun schon in der Grundschule auf – bis hin zu Polizeieinsätzen.“ Die Schule müsse daher eine Konfliktkultur einführen und auf die Beachtung von Regeln bestehen: „Bei einigen Kindern merken wir schon in der ersten Stunde, dass wir präventiv tätig werden müssen.“ Dem stimmte Bürgermeister Michael Thater zu und erklärte, die Schulen dürften kein Kind verloren geben.

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Wie die Schüler den Umgang mit dem PC und den neuen Medien lernen, erläuterte Konrektorin Birgit Basler. Allerdings, so Thater, sei das freie WLAN nicht immer ein Segen, da es die Jugendlichen zu sehr von Wichtigerem ablenke: „Wir überlegen ernsthaft, ob wir das freie WLAN am Rathausplatz abends abschalten.“ Während Thater die Personalausstattung der Talschule als gut bezeichnete, erklärte die Rektorin, dass man zwar den Pflichtunterricht abdecken könne, dafür aber pensionierte Lehrer reaktivieren und auf Personen ohne pädagogische Ausbildung zurückgreifen müssen.

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Und das Problem dürfte sich verschärfen, denn die steigenden Belegungszahlen in den Kindergärten werden sich in den Schulen bemerkbar machen, und gleichzeitig werden zu wenige Lehrer ausgebildet. Groß ist auch der Bedarf an einer Nachmittagsbetreuung, daher hatte die Stadt den von privater Seite gegründeten Schülerhort Bing übernommen. Dort werden auch Kinder anderer Schulen betreut, und es gibt auch eine Ferienbetreuung, wie die Leiterin Marie von Kreij erläuterte. Eine Alternative zu Bing wäre eine Ganztagesgrundschule, aber diese wird laut Umfrage nur von wenigen Eltern gewünscht. „Wir werden an der Halbtagesgrundschule, kombiniert mit dem Schülerhort Bing, festhalten, aber wenn der Bedarf da ist, könnten wir uns vorstellen, dass eine der Grundschulen zur Ganztagesschule wird“, so Thater.

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Vor großen Herausforderungen steht die neu inthronisierte Rektorin der Realschule Wehr, Petra Thiesen, die zusammen mit ihrem Kollegium „mit viel Elan in das neue Schuljahr gestartet ist“. Die Realschule wurde für 2,6 Millionen Euro energetisch saniert, verfügt über gut ausgestattete Fachräume und genügend Lehrer, um den gesamten Pflichtbereich abzudecken. Nach der (Rück-)Umwandlung der Gemeinschaftsschule in eine Realschule, an der man auch den Hauptschulabschluss erlangen kann, sei man dabei, den Ruf wieder aufzubauen, denn viele Eltern hätten die Gemeinschaftsschule nicht angenommen, so Thater.

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Mit dieser Kehrtwende habe Wehr eine Vorreiterrolle übernommen, erklärte Hauptamtsleiterin Yasemin Krause: „Das Land konnte sich gar nicht vorstellen, dass eine Gemeinschaftsschule wieder zur Realschule werden möchte, doch mittlerweile folgen andere Schulen unserem Vorbild.“ Die Gemeinschaftsschule läuft von der sechsten Klasse an aus, und die fünfte Klassenstufe der neuen Realschule wird von 35 Schülern in zwei Zügen besucht. „Wir hoffen, dass wir bald dreizügig werden“, so die Rektorin.