Einen Jahresabschluss fürs Geschichtsbuch konnte Kämmerer Erich Götz am Dienstagabend dem Wehrer Gemeinderat vorlegen. Mit einer Zuführung von 3,5 Millionen Euro zu den Rücklagen konnte die städtische Sparkasse gut gefüllt werden. Zum Jahresende 2018 stehen hier insgesamt 8,3 Millionen Euro zu Buche. „So gut stand die Stadt noch nie da“, so Bürgermeister Michael Thater. Allerdings räumte er ein, dass dieses „historisch gute Ergebnis„ durch einige Sondereffekte begünstigt wurde. Beispielsweise sei zum Jahreswechsel in der städtischen Buchführung die kommunale Doppik eingeführt wurden. Dass hier keine Haushaltreste auf 2019 übertragen werden können, habe zu einem guten Gesamtergebnis im Jahresabschluss beigetragen. Und natürlich macht sich auch die Ausgliederung der Eigenbetriebe Abwasser sowie „Energie, Wasser, Bäder“ bemerkbar, durch den auch ein Großteil der Schulden aus dem städtischen Haushalt „verschwunden“ sind. Die Jahresabschlüsse für die Eigenbetriebe sollen erst in den nächsten Monaten vorgelegt werden.
Die anhaltend gute Konjunktur hat ebenfalls ihre Spuren hinterlassen: Mehreinnahmen konnte Kämmerer Götz bei den Gewerbesteuereinnahmen verzeichnen: 1,7 Millionen Euro mehr als veranschlagt flossen in die städtischen Kassen. Auch die Schlüsselzuweisungen aus dem Finanzausgleich lagen rund 250 000 Euro über dem Planansatz. Doch trotz dieser guten Zahlen warnte Thater vor zu hoher Euphorie: „Mit dem Rücklagenbestand von über 8 Millionen Euro haben wir eine gute Ausgangslage für die anstehenden investitionsintensiven Jahre geschaffen.“ Angesichts der Großprojekte Breitbandversorgung, Brennet-Konversion und anstehender Straßensanierungen seien die 8 Millionen „eine gute Grundlage“. Thater lobte er den alten Gemeinderat für seine vorausschauende Politik, mit der es gelungen sei, die Schulden im Zaum zu halten. Ob diese Politik auch der neue Gemeinderat forsteze, werde sich bei den anstehenden Haushaltsberatungen zeigen. Angesichts der niedrigen Zinsen könne es aber durchaus sinnvoll sein, Darlehen aufzunehmen.
Sorgen machen Thater weiterhin die Personalkosten, die im vergangenen Jahr auf über 10,5 Millionen anstiegen und damit erstmals die 10-Millionen-Marke überschritten. „Eine Entwicklung, die nicht aufzuhalten ist“, so Thater mit Blick auf die Hauptaursache: Den Ausbau der Kinderbetreuung. Mit fast 4,5 Millionen Euro schlägt das Kindergartenpersonal zu Buche, mehr als doppelt so viel wie vor fünf Jahren.
Dass die Stadt „immer mehr gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie Kinderbetreuung und Klimaschutz“ zu schultern habe, macht Christoph Schmidt (Freie Wähler) nachdenklich. Hier sei eine Lobbyarbeit der Kommunen notwendig, um darauf aufmerksam zu machen und Bund und Land stärker in die Pflicht zu nehmen. SPD-Fraktionssprecherin Karin Gallmann wunderte sich, dass die Einnahmen durch Bussgelder unter dem Planungsansatz geblieben seien – trotz des „chaotischen Falschparkens“. Vito Doria (Grüne) sieht die Ursache in dem guten Jahresabschluss vor allem in der anhaltend positiven Wirtschaftslage.
Schulden
Die Jahresabschluss 2018 der Stadt Wehr weist Schulden in Höhe von 1,08 Millionen Euro aus. Die entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 82 Euro. Allerdings ist ein Großteil der Schulden in den Haushalten der Eigenbetriebe ausgegliedert. Insgesamt beleibt eine Pro-Kopf-Verschuldung von 697 Euro. Dies liegt deutlich unter dem Durschnsinttswert vergeleichbarere Gemeinden in Baden-Württemberg (1101 Euro).