Drastisch gestiegene Energiepreise infolge des Ukraine-Kriegs, Lieferengpässe infolge von Hafensperrungen in China, massive Probleme bei den Transportkapazitäten: Die aktuelle weltpolitische Lage macht der Bauwirtschaft sehr zu schaffen, und die Konsequenzen sind bis zu den Baustellen in der Region spürbar.
Das gilt erst recht für Großprojekte, wie sie derzeit auch in der Stadt Waldshut-Tiengen laufen. Doch wie gravierend sind die Probleme bei Projekten wie dem Neubau des Feuerwehrhauses mit Kita, der Kornhaus-Sanierung oder der Sanierung des Waldshuter Freibades tatsächlich?
Feuerwehrhaus und Kita: Zwei Millionen Euro Mehrkosten
Die bislang drastischste Kostensteigerung bei den aktuellen Großbaustellen hat die Stadt beim Neubauvorhaben Feuerwehrhaus/Kita nahe des Bahnhofs erlebt.
Waren die Kosten beim Baubeginn vor zwei Jahren auf 8,7 Millionen Euro kalkuliert worden, kalkuliert die Stadtverwaltung inzwischen mit 10,8 Millionen Euro, wie es auf Anfrage unserer Zeitung heißt. Erst Anfang März hatte der Gemeinderat einer Kostensteigerung um eine halbe Million Euro zustimmen müssen.

Hier schlagen sich die bereits vor dem Ukraine-Krieg massiv gestiegenen Preise für Baumaterial nieder, so die Stadtverwaltung. Und die Einschätzung der Baubranche im Land gibt dieser Sichtweise Recht. So war noch vor Monaten beim Bauholz eine annähernde Verdoppelung der Preise festzustellen.
Im Zuge der weltpolitischen Entwicklung sind andere Bereiche dazu gekommen – erst Recht im Zusammenhang mit dem Preisanstieg für Erdgas und Diesel.
Für die laufenden Projekte in Waldshut-Tiengen heißt das laut Stadtverwaltung: „Die Materialbeschaffung der Unternehmen ist erschwert, und die Gewerke benötigen eine längere Fertigstellungsfrist.“ Inzwischen seien immerhin 95 Prozent der Aufträge vergeben, so die Stadtverwaltung.
Indes beträfen Verzögerungen bei Materiallieferungen das Projekt Feuerwehrhaus und Kita allerdings auch gar nicht so stark. Das Gebäude soll am Spätsommer bezugsfertig sein. Die Kita soll demnach im August rechtzeitig zum neuen Kindergartenjahr startklar sein. Die Feuerwehr soll ihre neuen Räumlichkeiten im September in Betrieb nehmen.
Kornhaus-Sanierung: Abschluss der Maßnahme noch nicht ganz absehbar

Um inzwischen zwei Jahre hat sich die Fertigstellung der Kornhaussanierung verzögert. War ursprünglich das Jahr 2020 für den Abschluss der Maßnahme anvisiert, war in den vergangenen Monaten die Rede vom zweiten Quartal dieses Jahres.
Ob es dabei bleibt, will die Stadtverwaltung momentan noch nicht näher kommentieren. Auf Nachfrage heißt es lediglich, dass das Projekt möglichst vor den Sommerferien beendet werden sollen. Auch hier seien über 95 Prozent der Aufträge vergeben seien. Die Arbeiten an der Außentreppe mit Lift sind sichtbar weit fortgeschritten, auch im Innern geht es voran.
Immerhin konnte laut Auskunft der Stadt der Preisrahmen trotz der enorm langen Bauzeit von inzwischen drei ein Halb Jahren wie anfänglich kalkuliert eingehalten werden. 4,6 Millionen Euro lautete die Preisberechnung am Anfang. Und daran hat sich nur geringfügig etwas geändert – wobei sich die Höhe der Förderungen im Vergleich zum Anfang annähernd verdoppelt hat. Eine Erklärung für dieses Phänomen gibt es seitens der Stadt nicht.

Freibadsanierung: Im Mai wird zweimal gefeiert
In trockenen Tüchern ist laut Siegfried Pflüger, Geschäftsführer der Stadtwerke Waldshut-Tiengen, derweil die Freibadsanierung in Waldshut: „Die Arbeiten sind weitgehend abgeschlossen. Wir werden am 28. Mai das Bad mit einem großen Fest eröffnen.“ Bereits zwei Wochen zuvor, am 14. Mai, werde die Feier zum Abschluss der Sanierung des Tiengener Freibades nachgeholt, die vor zwei Jahren corona-bedingt abgesagt werden musste.
Der Kostenrahmen für die Sanierung an der Technik und der Einrichtung war mit 3,9 Millionen Euro veranschlagt, laut Pflüger sei dieser Rahmen voraussichtlich um fünf Prozent – also knapp 200.000 Euro – überschritten.
Im Gegenzug seien aber auch ursprünglich nicht eingeplante Maßnahmen wie die Sanierung des Filterhauses umgesetzt worden: „Hier gab es zwar eine Förderung von 54 Prozent, aber natürlich sind trotzdem Mehrkosten entstanden.“ Die Gesamtmaßnahme wurde von Bund und Land mit 1,8 Millionen Euro bezuschusst.

Erst im Herbst nach Abschluss der Badesaison soll dann noch das alte Umkleidegebäude saniert werden. Auch hier werden Baukosten im voraussichtlich sechsstelligen Bereich fällig, so Pflüger: „Etwaige Mehrkosten haben wir aber bereits bestmöglich einkalkuliert.“