Tina Prause

Die Entscheidung, das eigene Zuhause zu verlassen, ist für die betroffene Person und für die Angehörigen ein schwerer und schmerzvoller Schritt. Das selbst bestimmte Leben im gewohnten häuslichen Umfeld hat, zumindest in einem gewissen Rahmen, ein Ende.

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Ein Grund hierfür kann eine Demenz-Erkrankung sein, mit der sich das irgendwann notwendige pflegende Umfeld überfordert und manchmal auch allein gelassen fühlt. Aber was wäre, wenn eine Krankheit wie Demenz wie selbstverständlich zum täglichen Leben dazugehörte? Wenn wir besser wüssten, damit umzugehen? Wie würde sich das auf die Lebensqualität der erkrankten Menschen und deren Angehörige auswirken?

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Hier setzt das neue Projekt „Demenzpatenschaften“ von Beate Harmel, Leiterin des Steinbeis-Transfer-Instituts-Kommunikation und Erziehungspartnerschaften, zusammen mit ihrem Mann Fried Schüle aus Waldshut-Tiengen und Andrea Kaiser, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Kadelburg, an. Sie wissen, eine wichtige Rolle spielt das direkte Umfeld der Erkrankten. Die Pflege wird zum größten Teil in den Familien geleistet. Erfahrungen zeigen, dass diese Familien oft dringend Verstärkung auf verschiedenen Gebieten wünschen und brauchen. Mit drei verschiedenen Standbeinen möchte die Initiative noch in diesem Jahr starten.

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In Kommunikation geschulte Demenzpaten aus der Nachbarschaft, im Freundeskreis, in Vereinen und in der Gemeinde sollen die Familien begleiten können. „Wir möchten eine Kultur schaffen, in der jeder seinen Platz hat“, fasst Beate Harmel zusammen. „Es geht nicht um Exklusion, sondern um Inklusion“, erklärt Fried Schüle weiter. Und Andrea Kaiser ergänzt: „Wir möchten Ehrenamtliche schulen, damit sich in unsere Veranstaltungen Angehörige und Menschen mit Demenz angenommen fühlen können.“

Die Krankheit

„Friedas Gartencafé“ wird eine regelmäßige Veranstaltung heißen, die einen Raum der Begegnung für Menschen mit und ohne Demenz schaffen soll. Persönliche Begegnungen in einem demenztoleranten Raum sollen helfen, Hemmschwellen und Berührungsängste abzubauen. Orte einer demenzfreundlichen Gesellschaft können einen offeneren Umgang mit der Krankheit und die Teilhabe und Einbindung der an Demenz erkrankten Personen fördern. Aktuell ist geplant, noch vor den Sommerferien das erste Gartencafé anzubieten.

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Eine Vortragsreihe, die rund um den Welt-Alzheimertag am 21. September in der Stoll-Vita-Stiftung in Waldshut-Tiengen starten wird, soll über die Krankheit, die Situation, in der sich die Patienten in den verschiedenen Stadien befinden und die Möglichkeiten der Inklusion aufklären.

„Wir starten mit Michael Schmieder, Demenzexperte und Vorstand des Sonnweid-Projekts in Wetzikon in der Schweiz“, informiert Fried Schüle. Der langjährige medizinische Leiter des Heims arbeitet seit Jahren erfolgreich betreuend und vermittelnd mit und für Menschen mit Demenz und deren Familien.

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Unterstützt wird das Projekt finanziell dank einer Zusage aus dem Programm „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“. Für drei Jahre können jährlich bis zu 10.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Mit diesen Mitteln sollen Schulungen, Vorträge und Einladungen zur Teilhabe gefördert werden. „Wir freuen uns, dass es gelungen ist, Finanzmittel aus dem Programm in die Region zu holen“, erklärt Pfarrerin Andrea Kaiser.

1,6 Millionen Deutsche leiden an Demenz

  • Betroffene: Etwa 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt. Die Zahl in Baden-Württemberg wird laut Sozialministeriums auf circa 150.000 geschätzt. Allgemein gilt die Tendenz steigend, was unter anderem mit der höheren Lebenserwartung zusammenhängt.
  • Symptome: Erste Symptome der Krankheit sind Störungen des Kurzzeitgedächtnis und der Merkfähigkeit. Es folgt das Verlieren von Fähigkeiten. Die Patienten erleben zunehmend eine veränderte Wahrnehmung von Situationen. Auch das Verhalten und Charaktereigenschaften der Erkrankten ist ab einem gewissen Stadium oft ein anderes.
  • Ursachen: Die Ursachen für die Krankheit sind vielfältig. Ein erhöhtes Risiko wird oft bei Patienten mit beispielsweise Stoffwechsel- oder Parkinson-Erkrankungen festgestellt. Auch das Alter spielt eine große Rolle.
  • Therapie: Einmal diagnostiziert, können Medikamente lediglich eine Linderung und Verzögerung der mit der Krankheit einhergehenden Symptome bewirken. Eine Heilung ist noch nicht möglich. (tpr)
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