Frau Vago, in wenigen Tagen hätte die neunte Kulturnacht stattgefunden, die leider auch, wie viele Veranstaltungen, aufgrund von Corona auf das kommende Jahr verschobenen wurde. Wie fühlt sich das aktuell an?
Betrüblich und sehr unerfreulich. Wir waren im vergangenen Jahr noch voller Hoffnung, dass sich im Mai 2021 das Corona-Problem beruhigt hat. Von daher fingen wir im Sommer 2020 bereits mit den Vorbereitungen an. Einige Künstler hatten sich auch schon gefreut, wieder dabei zu sein. Jedoch gegen Ende des Jahres wurde es immer kritischer mit vielen Neuansteckungen und so haben wir uns zusammen mit dem schweizerischen Organisationsteam schweren Herzen entschlossen, die Kulturnacht auf das kommende Jahr zu verschieben. Mit der Hoffnung, dass wir wieder genügend interessierte Aussteller finden, die bereit sind, ihre inzwischen erarbeitete und kreative Kunst zu präsentieren.
Normalerweise wären die Tage vor der Kulturnacht unglaublich stressig für Sie. Können Sie die momentane Ruhe auch etwas genießen?
Ja, das ist das einzig erfreuliche in dieser Zeit. Es konnten Dinge erledigt werden, die schon sehr lange fällig waren. Ich habe endlich sehr alte Fotos einordnen können. Und während des Winters haben wir viele erholsame Spaziergänge in der superschönen Schneelandschaft genießen können.

Sie sind die Ideengeberin dieser großen Veranstaltung. Können Sie sich noch erinnern, wie damals alles begonnen hat?
Das ist schon lange her, jedoch noch sehr gut in Erinnerung. Es war 2005 nach meiner Pensionierung. Ich stand in einem guten Kontakt zu Frau Rupp vom Tourist-Büro Bad Zurzach. Wir hatten damals gemeinsam den grenzüberschreitenden Nordic-Walking-Trail, der sehr gut angenommen wurde, organisiert. Nach diesem ersten Erfolg kam der Gedanke, dass man etwas Neues Grenzüberschreitendes tun sollte. Die Museumnacht in Basel brachte uns auf die Idee, so etwas auch hier zu versuchen. Das große Problem war am Anfang, interessierte Künstler zu finden und auch den finanziellen Teil durch Sponsoren abzusichern. Nach vielen Abklärungen und Planungen haben wir mit viel Risiko und Gottvertrauen am 1.April 2005 die erste Kulturnacht gestartet. Zu unserer Überraschung und Freude mit sehr viel Erfolg.
Heute gehört die Kulturnacht zu einem der größten Veranstaltungen am Hochrhein. Hätten Sie damals mit der Entwicklung gerechnet?
Nein, wie gesagt, wir waren sehr gespannt, wie es angenommen würde. Nach dem erstem Erfolg 2005 war für uns klar, wir versuchen es noch einmal. Auch das zweite Mal wurde sehr gut angenommen und somit entstand der zweijährige Zyklus. Wir begannen mit elf Künstlern aus der engeren Umgebung von Küssaberg, die uns übrigens bis heute treu geblieben sind. In der Zwischenzeit bieten wir eine Plattform für circa 50 bis 60 sehr unterschiedliche Künstler und Aussteller auf der Küssaberger-Seite. Insgesamt, zusammen mit der Schweizerischen Seite, sind es heute rund 120 Kunstschaffende.
Wie zeitintensiv ist die Planung einer solchen Veranstaltung?
Normalerweise fangen wir im Sommer an, interessierte Aussteller zu suchen und sie dafür zu begeistern. Danach fängt der leider sehr aufwendige Papierteil an. Auch viel Aufwand benötigt der Sponsorenteil, denn ohne genügend Hilfe von dieser Seite wäre die Kulturnacht leider nicht möglich. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für all die Hilfe und Unterstützung, die wir bisher bekommen haben. Ebenso an unsere Gemeindeverwaltung Küssaberg, die uns auf jede Art und Weise stets Unterstützung bietet. Das Zusammenstellen des Flyers und Bearbeiten nimmt ebenfalls einen Großteil ein. Bis wir aufatmen können, ist es meist Ende Februar. Also können Sie von sieben bis acht Monaten ausgehen für die Planung.
Und wie groß ist aktuell das Planungsteam?
Das gesamte Organisationsteam auf deutscher und Schweizerischer Seite besteht aus elf Personen. Zwei davon sind mein Mann Osvaldo und ich. Erfreulicherweise ist unsere Nachfolge mittlerweile mit Katharina Kappler und Elke Eggli gelöst. Weiter werden wir von Dieter Trischler und Gottfried Ritter aus dem Küssaberger Gemeinderat unterstützt.
Gehört bei so einem ehrenamtlichen Arbeitseinsatz nicht auch eine überdurchschnittliche Portion Leidenschaft für die Kunst dazu?
Ja, das ist richtig. Leidenschaft sowie auch eine gute Portion Freude für oder an Kunst. Man lernt auch erstaunlich viel dazu. Das gefällt mir. Ich hatte schon immer großes Interesse an Bildern sowie an tollen Skulpturen und besuche allein schon deshalb, wenn immer möglich, die entsprechenden Museen.
Wie gleichen Sie momentan für sich die durch die Pandemie doch sehr kulturarme Zeit aus?
Das ist kein Problem. Ich habe noch eine zweite Leidenschaft. Das ist mein Klavier. Mein Mann Osvaldo kreiert hingegen momentan gerne neue Menüs und widmet sich dem Garten.
Wie empfinden Sie unter normalen Umständen das kulturelle Angebot in unserer Region?
Prinzipiell staune ich immer wieder. Wenn man sich dafür interessiert, stellt man schnell fest, wie viel im Kreis Waldshut und Umfeld geboten wird an Ausstellungen sowie Theater und Musik. Ursprünglich war unsere Idee, dass es auch im ländlichen Raum sicher unbekannte Künstler gibt, die im Verborgen sehr kreativ, jedoch unentdeckt sind und sich eine Ausstellung ihrer Werke nicht leisten oder organisieren können. Dafür war unsere Kulturnacht anfangs auch als Plattform gedacht, diese zu entdecken und der interessierten Bevölkerung zu zeigen.
Mit der Kulturnacht öffnen Sie für viele die Möglichkeit, Kunst in den verschiedensten Formen erleben zu können – auch für die Künstler selbst. Was bedeutet Ihnen das?
In der Zwischenzeit haben wir sehr viele Künstler gefunden, die begeistert bei uns ausstellen, eben wegen dieser Vielfalt an Möglichkeiten. Wir, das Organisationsteam freuen uns immer wieder, dass es gelingt eine breite Schicht mit den verschiedensten Arten von Kunst nachhaltig zu begeistern.
Gibt es aktuell Pläne für eventuelle Neuerungen oder Erweiterungen der Kulturnacht?
Wir sind immer auf der Suche nach Neuem, jedoch scheitert es leider oft an der Umsetzung. Grenzüberschreitend geht nicht immer so einfach und bei vielen Dingen müssten wir deutlich mehr Sponsoren finden.
Momentan beginnen die definitiven Planungen für die Kulturnacht am 7.Mai 2022. Auf was dürfen wir uns freuen?
Das ist ganz klar! Auf eine sicher wieder kulturell interessante und spannende Kulturnacht. Schönes Wetter ist noch in Bearbeitung.