Seit der Aufwertung der Wallstraße und des Wallgrabens in Waldshut gilt die andere Parallelstraße der Fußgängerzone, die südlich gelegene Rheinstraße, als hässliches Entlein der Innenstadt. Dies soll sich ändern: Der Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung für eine Sanierungsvariante für den zwischen der Amthausstraße und dem Unteren Tor gelegenen Abschnitt entschieden und das Tiefbauamt mit der weiteren Planung beauftragt.
„Die Sanierung der Rheinstraße ist nicht nur ein technisches Erfordernis, sondern auch städtebaulich eine große Chance für die Stadt. Ich freue mich, dass wir hiermit nun die nächste Etappe unseres Sanierungsprogramms Waldshut in Angriff nehmen können“, kommentierte Oberbürgermeister Philipp Frank die Entscheidung des Gremiums.
Ernst Kaiser vom gleichnamigen Planungsbüro aus Waldshut-Tiengen stellte in der Sitzung zwei Varianten vor, auf die sich der Stadtentwicklungsausschuss bereits festgelegt hatte. „Heute geht es nicht um Details, sondern um das System“, bemerkte Kaiser vor seinen Ausführungen. Der Gemeinderat sollte an diesem Abend also nicht darüber abstimmen, ob die Fahrbahn der Rheinstraße gepflastert oder asphaltiert wird, sondern unter anderem, wie die Parkplätze künftig angeordnet werden. Denn der motorisierte Verkehr soll weiterhin von Ost nach West durch die Einbahnstraße geführt werden.
Trotz ihrer Unterschiede erfüllen dem Planer zufolge beide Varianten die folgenden Aufgaben: Der Verkehr in der Rheinstraße werde beruhigt und die Verkehrssicherheit erhöht. Zudem werde den einzelnen Nutzungsansprüchen von privaten und gewerblichen Anliegern, Fußgängern und motorisiertem Verkehr Rechnung getragen. Und zu guter Letzt werde das optische Erscheinungsbild aufgewertet.
Derzeit gibt es 41 kostenpflichtige Parkplätze in der Rheinstraße. Nach der Sanierung des Abschnitts werden es bei beiden Varianten deutlich weniger sein. Ernst Kaiser erklärte, dass von den 41 Stellflächen nur 20 regelkonform seien. Die restlichen 21 Parkplätze entsprechen nicht mehr den vorgegebenen Richtlinien. In der Praxis bedeutet dies, dass Fahrzeuge auf jenen Flächen mit der Motorhaube oder dem Heck über die Markierung hinausragen.
Bei der ersten vorgestellten Sanierungsvariante sollen die Parkflächen wie bisher schräg entlang der südlichen Gebäudezeile – Richtung Rheinufer – angeordnet werden. Der Gehweg entlang der nördlichen Gebäudezeile wird verbreitert. Die bisherigen Parkflächen auf dieser – in Fahrtrichtung rechten – Seite entfallen. Bei einer Breite von jeweils drei Metern sind auf der südlichen Seite der Rheinstraße 24 Parkplätze möglich.

Die zweite Variante sieht eine Anordnung der Parkplätze in Längsrichtung auf beiden Seiten der Fahrbahn vor. Dadurch sind 26 Stellflächen möglich. Die Variante lehnt sich an das sogenannte Shared-Space-Prinzip (englisch für geteilter Raum) an, wie Ernst Kaiser erklärte. Das bedeute, dass der Raum zwischen beiden Gebäudezeilen großflächig einheitlich gestaltet wird. Innerhalb dieser Flächen sollen nur die Parkplätze, die Flächen für die Anlieferung von Waren für die Geschäfte sowie die Grünelemente hervorgehoben werden. Die Gehwege werden auf beiden Seiten der Fahrbahn verbreitert.
Der Planer erwähnte, dass bei beiden Varianten kein Platz für einen separaten Radweg vorhanden sei. Dafür sei eine Mindestbreite von 2,50 Metern erforderlich. Ernst Kaiser fügte erklärend hinzu, dass die Rheinstraße nicht Teil des Radwegenetzes sei.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Petra Thyen wollte wissen, wo die Anwohner der Rheinstraße künftig ihre Mülltonnen aufbewahren können. „Das nehmen wir in unseren Aufgabenkatalog mit auf“, versprach Kaiser. Zudem erkundigte sich Thyen, wie die Erfahrungen mit dem Shared-Space-Konzept in der Wallstraße seien.
Ordnungsamtsleiter Ralph Albrecht erklärte in der Sitzung, dass dort die Hauptschwierigkeit die Einhaltung des absoluten Halteverbots sei. Dieses habe die Stadtverwaltung in einzelnen Abschnitten anordnen müssen, damit Flächen für die Feuerwehr frei bleiben, für den Fall, dass sie Personen aus den oberen Stockwerken der Gebäude mit der Drehleiter befreien müssen.
Sowohl die CDU als auch die Freien Wähler sprachen sich für die erste Variante aus. Philipp Studinger, Sprecher der CDU, sieht die Sanierung der Rheinstraße als „Chance für die Stadt“. Als wichtig erachtete er, dass bei der Planung „die Anwohner mit uns Boot geholt werden“. Harald Würtenberger, Sprecher der Freien Wähler, erklärte: „Die Rheinstraße hat einen tollen Charakter.“ Sie müsse so gestaltet werden, „dass sie allen Belangen gerecht wird“.
Harald Ebi, Fraktionsvorsitzender der FDP, war der Meinung: „Wir favorisieren die zweite Variante. Die hat ihren Charme.“ 14 Stadträte waren für Variante eins mit schrägen Stellflächen, sieben für die Shared-Space-Variante.