Eigentlich würde jetzt die Zeit der fröhlichen Musikfeste, der Sommerfeste mit Blasmusik, der Frühschoppenkonzerte oder Dämmerschoppen beginnen. Doch die Blasmusik liegt in Zeiten der Corona-Pandemie weitestgehend brach und so müssen sich die Freunde der Blasmusik weiter gedulden, aber auch die Trachtenkapellen und Musikvereine leiden derzeit unter der aufgezwungenen musikalischen Situation.
Für die sieben Trachtenkapellen und Musikvereine in Ühlingen-Birkendorf findet derzeit keinerlei Vereinsleben statt. Wenn überhaupt, dann nur über digitale Medien. „Die Vereinsarbeit besteht momentan nur aus Updates an die Mitglieder, wenn es Neues vom Verband gibt“, sagt Stefanie Keßler, Vorsitzende der Trachtenkapelle Ühlingen. Wie bei allen Musikvereinen finden derzeit auch keine gemeinsamen Proben statt. „Es wäre natürlich schön, wenn wir alle wieder zusammen proben könnten, alleine auch schon um die Vereinsgemeinschaft zu stärken“, meint Julia Kohler, Vorsitzende der Trachtenkapelle Obermettingen. Die Musiker seien derzeit auf sich alleine gestellt.
Ühlingens Dirigent Karl Schegler sendet den Musikern jede Woche Ansatzübungen, die sich dann jeder im Selbststudium aneignet. Von einer Videokonferenz ist Heiko Kromer vom Musikverein Untermettingen nicht überzeugt. Unklar ist weiterhin, wann die Vereine mit Lockerungen rechnen können und überhaupt mit der Probenarbeit beginnen können.

Die Jugendarbeit wird weitergeführt. Der Nachwuchs einiger Musikvereine und Trachtenkapellen wird von der Musikschule betreut, die mit digitalen Medien arbeitet, um die Jungmusiker zu fördern. Mit Videokonferenzen arbeitet auch Beraus Jugendleiter Tobias Bücklers, der die elf Jugendlichen für die Prüfungen zu den Abzeichen in Steinabad fit machen möchte.
Was die Musikkapellen natürlich besonders schmerzt, sind die bislang abgesagten Auftritte. Besonders hart traf es die Trachtenkapelle Birkendorf, die im Mai ihr 150-jähriges Bestehen, verbunden mit dem Bezirksmusikfest, in großem Rahmen feiern wollte. Abgesagt wurden auch im März und April die Jahreskonzerte des Musikvereins Untermettingen, des Musikvereins Riedern a.W. und der Trachtenkapelle Brenden. Die Trachtenkapelle Ühlingen hofft, ihr Jahreskonzert im November veranstalten zu können, die Trachtenkapellen Obermettingen und Berau haben es für Dezember vorgesehen.

Für die Großveranstaltungen sieht es allerdings anders aus. Abgesagt hat die Trachtenkapelle Obermettingen ihr zweitägiges „TKO-Event ufm Berg“ im Juni und auch das Ühlinger Dorffest im Juli ist abgesagt. Noch hat die Trachtenkapelle Berau die Hoffnung nicht verloren, dass das bekannte Berauer Erntedankfest Ende September stattfinden kann, die finale Entscheidung ist noch nicht getroffen. „Die Planung steht, als ob es stattfinden würde“, so Vorsitzender Matthias Kilian.
Dass Festabsagen auch finanzielle Einbußen für den Verein mit sich bringen, wissen die Vorsitzenden. Und so bedeutet für den Musikverein Untermettingen eine eventuelle Absage des bekannten Oktoberfestes den Verlust einer großen Einnahmequelle. „Dann haben wir finanzielle Einbußen wie bei jedem Betrieb“, so Heiko Kromer. Finanziell noch nicht am Limit angekommen ist die Trachtenkapelle Berau, wie Vorsitzender Matthias Kilian betont: „Wir könnten ohne das Erntedankfest 2020 mit unserem finanziellen Polster überleben.“