Der Wolf erobert seit Jahren immer mehr Gebiete in Deutschland zurück. Wachsende Wolfspopulationen setzen Weidetierhalter unter Druck und die Sorge um die eigene Existenz wächst inzwischen auch in unserer Region.

Der CDU-Ortsverband Ühlingen-Birkendorf hatte jüngst zur Diskussion mit den Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner und Klaus Mack (Wahlkreis Freudenstadt) nach Birkendorf eingeladen, zu der rund 100 Personen gekommen waren.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Mack ist für Bestandsregulierung und Aufnahme des Wolfes im Jagdrecht. Er stand als Experte zum ...
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Mack ist für Bestandsregulierung und Aufnahme des Wolfes im Jagdrecht. Er stand als Experte zum Thema Wolf nach seinem Sachstandsbericht Rede und Antwort. Von links: Klaus Mack, Felix Schreiner und Gabriele Schmidt. | Bild: Ursula Ortlieb

Mack war als Experte und Fachpolitiker angereist, um über den Sachstand zum Thema Wolf zu informieren und mit den Menschen zu debattieren. Der Handlungsdruck sei groß und auch auf europäischer Ebene inzwischen erkannt. Die Fraktion der CDU/CSU im Deutschen Bundestag fordert etwa eine Abweichung von den strengen Regelungen der EU-Schutzmaßnahmen. Der Antrag steht am Freitag, 22. September 2023, auf der Tagesordnung des Bundestages.

Bereits seit 2011 beschäftige sich Klaus Matt mit dem Thema Wolf und Weidetiere. Als Sprecher für Umwelt- und Naturschutz setze er sich unter anderem für die Bestandsregulierung des Wolfes ein und fordere die Aufnahme in das Jagdrecht.

„Zuerst freut man sich über das erste Tier, aber dann nimmt es überhand, bis es um Schadensbegrenzung geht. Wir müssen klar machen, dass die Situation bei uns eine andere ist als in der Stadt“, sagte etwa Felix Schreiner.

Die anschließende Diskussion mit Versammlungsteilnehmern zeugte von der angespannten Stimmung zum Thema – besonders bei Weidetierhaltern und Landwirten. Felix Schreiner moderierte die Diskussion, Klaus Matt nahm zu den vorgebrachten, teilweise aufgebrachten Beiträgen Stellung.

Diese Sorgen treiben die Landwirte um

„Wir kämpfen mit der übertriebenen Bürokratie, die es schon vor dem Wolf gab. Das haben uns schon Vorgängerregierungen mit CDU eingebrockt. Bevor sich nichts ändert, glaube ich keinen Versprechungen“, begründete etwa Junglandwirt Patrick Beck seinen Unmut. „Ich schaue nicht zu ,wie mein Tier elend verendet, bis ein DNA-Test den Wolfsriss bestätigt“, pflichtete ihm Benedikt Gänswein bei.

Immer mehr Bürokratie würde die Landwirtschaft ohnehin schwer belasten. Klaus Schuler, Wolfgang Toth und Anja Bärmann von der Aktionsgruppe Wolf aus Eisenbach forderten wolfsfreie Weidezonen im Schwarzwald. Herdenschutzmaßnahmen seien weder zumut- noch umsetzbar.

Wolfgang Toth (rechts) von der Aktionsgruppe Wolf fordert eine wolfsfreie Zone im Schwarzwald.
Wolfgang Toth (rechts) von der Aktionsgruppe Wolf fordert eine wolfsfreie Zone im Schwarzwald. | Bild: Ursula Ortlieb

Wie zuvor schon von Klaus Mack bestätigte, seien Zäune von zweieinhalb Metern wirkungslos. Der Wolf überwinde diese ohne Mühe. Nicht umsonst seien Wolfsreservate vier Meter hoch eingezäunt.

Anja Bärmann von der Aktionsgruppe Wolf: „Wenn ein Wolf ein Tier reisst oder auch für Menschen gefährlich ist, gehört er weg!“
Anja Bärmann von der Aktionsgruppe Wolf: „Wenn ein Wolf ein Tier reisst oder auch für Menschen gefährlich ist, gehört er weg!“ | Bild: Ursula Ortlieb

„Die Jungen machen den Blödsinn nicht mehr mit“, sagte etwa Klaus Schuler, der seine elf Rinderherden nicht schützen könne. Wenn Weidetierhalter das Handtuch werfen, sehe es, abgesehen von der Ernährung der Bevölkerung, auch für die Offenhaltung der Kulturlandschaft und für den Tourismus schlecht aus.

Klaus Schuler aus Eisenbach hat elf Weidetierherden. „Wir können sie nicht schützen“, sagt er und zweifelt, ob junge Leute ...
Klaus Schuler aus Eisenbach hat elf Weidetierherden. „Wir können sie nicht schützen“, sagt er und zweifelt, ob junge Leute bei der derzeitigen Politik Landwirtschaft weiter betreiben wollen. | Bild: Ursula Ortlieb

Theo Stoll aus Bernau bemängelte, dass Gesetze gemacht werden, ohne sie zu Ende zu denken. Ilsabe Stülpnagel, die einen Reiterhof in Brenden führt, fühle sich bedroht und nicht mehr in der Lage, mit Reitschülern auszureiten, seit es in Staufen einen Wolf gebe.

„Wir werden mit dem Wolf leben müssen, aber wir setzen uns für pragmatisches Vorgehen und verträgliche Lösungen für Mensch und Tier ein“, so die beiden Politiker Schreiner und Mack.

Wölfe in Deutschland

Inzwischen leben laut Veröffentlichung in der Wochenzeitung „Die Zeit“ hierzulande 161 Rudel – meist drei bis sieben Tiere. Sicher nachgewiesen seien 1175 Tiere. Die meisten Wolfsterritorien gebe es in Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen. Laut Klaus Mack schätze man zwischen 1000 und 2000 Wölfe in Deutschland.

Bei wachsender Population gehöre der Wolf nicht mehr zu den bedrohten Tierarten. Der sogenannte günstige Erhaltungszustand in Deutschland haben unabhängige Experten aus der Wissenschaft und Praxis bei einer Anhörung im Umweltausschuss des Bundestages bestätigt, so Klaus Mack.

Wölfe im Schwarzwald

In Baden-Württemberg sind laut Auskunft des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft zurzeit vier sesshafte Einzeltiere nachgewiesen: im Nordschwarzwald der Wolf mit der wissenschaftlichen Kennung GW852m, im Südschwarzwald die Wölfe GW1129m, GW2407f und GW2103m. GW852m und GW1129m sind aus Niedersachsen zugewandert.

GW2103m stammt aus der Alpen-Population beziehungsweise der italienischen Population und GW2407f aus der mitteleuropäischen Flachlandpopulation, informiert das Ministerium auf seiner Internetseite. Am 27. Juli hat eine Kamera der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) auf dem Gebiet der Gemeinde Schluchsee ein Foto von einem Wolfswelpen aufgenommen. Bei dem Tier handelt es sich um den Nachwuchs von GW2407f und GW1129m, die ein Rudel gebildet haben.

Zum Abschluss der Versammlung bedankte sich die Vorsitzende Gabriele bei den Bundestagsabgeordneten für ihr Kommen. Der FC Birkendorf sorgte für Bewirtung der Besucher, die im Anschluss noch länger miteinander diskutierten.

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