Zum 100-jährigen Bestehen hat der SV 08 Laufenburg eine 152 Seiten umfassende Chronik veröffentlicht, die nun anlässlich des 50 Jahre zurückliegenden Aufstiegs der damaligen Ersten Mannschaft in die erste Amateurliga fortgeschrieben wurde. In dem Magazin, das das Vereinsgeschehen von 2008 bis heute beinhaltet und das in den nächsten Tagen erscheinen wird, ist dem 50 Jahre zurückliegenden Ereignis ein Abschnitt gewidmet.
Nachdem der SV 08 im Jahr 1971 erstmals in eine überbezirkliche Liga aufgestiegen war, gelang ihm 1973 mit dem Aufstieg in die erste Amateurliga eine kleine Sensation. Zum ersten Mal nahm in der Saison 1973/74 eine Laufenburger Fußballelf am Spielbetrieb der höchsten deutschen Amateurklasse teil. Fortan war der SV 08 wöchentlich mit Ergebnis und Tabelle in den Montagsausgaben des Sportmagazins „Kicker“. Neben Freude und Stolz war man sich im Klaren, dass der SV 08 vor der schwersten Saison seiner Geschichte stehen würde. Unter Erfolgstrainer Martin Reisle bereitete man sich mit einem verstärkten Kader und dem Ziel „Klassenerhalt“ auf das Abenteuer vor.
Die Nullachter starteten am 19. August 1973 mit einem Heimspiel gegen den Altmeister FC Emmendingen 03 (in der vergangenen Runde Vizemeister) in die Saison. Mehr als 1000 Zuschauer kamen ins Waldstadion, um zu sehen, wie sich der SV 08 gegen den haushohen Favoriten schlagen würde. Aus Sicht des SV 08 ein Auftakt nach Maß: Nach 50 Sekunden gelang Erich Hönig per Kopfball das 1:0. Nach dem 1:2 Halbzeitstand konnte der SV 08 durch einen Freistoß von Karl-Franz Eckmann nicht nur zum 2:2 ausgleichen, er ging in der 55. Minute durch Günther Jassok mit 3:2 in Führung. Am Ende stand dennoch ein 3:4. Doch von Enttäuschung war bei den Nullachtern keine Rede. Groß war die Vorfreude auf Begegnungen mit Clubs wie Kehler FV, SC Baden-Baden, SC Freiburg, FC Rastatt, FV Lahr, Offenburger FV, FV Lörrach, SV Weil und anderen, die ins Waldstadion kommen würden. Zwischen 700 und 1500 zahlende Zuschauer passierten bei den Heimspielen die Eingänge. Beim Zuschauerschnitt belegte der SV 08 mit 980 pro Heimspiel den sechsten Platz.
Als abenteuerlich kann man die Saison 1974/75 bezeichnen: Die erste Amateurliga wurde auf 20 Vereine aufgestockt. Englische Wochen mit langen Anfahrtswegen waren nicht zu vermeiden. Für einen Club mit bescheidenen Mitteln eine große Herausforderung. Mit einem nahezu unveränderten Spielerkader, allerdings mit einem neuen Trainer, ging man die neue, äußerst schwere, Aufgabe an. Martin Reisle wurde durch Alfred „Coppi“ Beck ersetzt, früher Profi beim FC St. Pauli. Beck bestritt ein Länderspiel für die Deutsche Nationalmannschaft gegen England im Wembley-Stadion.
Zu den bekannten Vereinen kamen Clubs wie Freiburger FC, FC 08 Villingen, FC Konstanz, FC Gottmadingen hinzu. Der Freiburger FC hatte zwei Jahre vor seinem Abstieg aus der Regionalliga 1972 im Hinspiel des DFB-Pokals vor gut 20.000 Zuschauern den Deutschen Meister Borussia Mönchengladbach besiegt. Neben drei Heimsiegen gegen die Sportfreunde Freiburg (1:0), den FC Konstanz (2:1), den FC 08 Villingen (2:1) und den drei Unentschieden daheim gegen den FC Gottmadingen (0:0), die SpVgg Bühlertal (1:1) und den FC Emmendingen (2:2) gab es in der Vorrunde nichts mehr zu erben.
In der Rückrunde hat man sich merklich gesteigert wie das Punkteverhältnis von 19:19 und das Torverhältnis von 28:36 ausdrücken. Es gelangen sieben Siege, sieben Unentschieden und nur sechs Niederlagen. Als Niederlage verdient das 2:3 gegen den Offenburger FV auf dem eigenen Platz vor 1500 zahlenden Zuschauern Erwähnung. Allein aufgrund des vom Verband beschlossenen erhöhten Abstiegs von fünf Mannschaften wegen Reduzierung dieser Liga auf 18 Vereine, musste der SV 08 Laufenburg den Abstieg hinnehmen. Nun war der SV 08 in die zweite Amateurliga zurückgekehrt.
Die Nullachter hielten sich 38 Jahre im überbezirklichen Fußball. Der Abstieg 2009 folgte auf den umstrittenen Abzug von 15 Punkten. Fünf Jahre gehörte der SV 08 der Bezirksliga an, ehe er 2013 in die Landesliga zurückkehrte. Der Abstiegs ereilte die Nullachter nochmals 2017 für zwei Spielzeiten. Seit 2019 spielt er wieder in der Landesliga. Die folgenden Jahre waren für den Verein nicht sehr erfreulich. Der 5. Juli 1975 zählt zu den traurigsten Tagen der Vereinsgeschichte. An diesem Tag verbreitete sich die Nachricht von einem Bootsunfall wie ein Lauffeuer. Die Spieler Bernd Scheible, Klaus Rudigier und Roland Wasmer waren mit ihrem Zunftbruder Georg (Schorsch) Jung mit einem Boot auf dem Rhein unterwegs. Als das Boot wegen der starken Strömung kenterte, konnten sich Klaus Rudigier und Roland Wasmer ans Ufer retten, Bernd Scheible und Georg Jung trieben ab und ertranken im Rhein. Eine weitere traurige Nachricht kam im Herbst 1976. Der Spieler Wolfgang Jassok war nach kurzer, schwerer Krankheit mit 22 Jahren gestorben.
Verluste
Sieben Spieler, die von 1971 bis 1975 beim SV 08 Geschichte geschrieben haben, sind tot.
- Bernd Scheible, 5. Juli 1975, im Alter von 25 Jahren.
- Wolfgang Jassok, Herbst 1976, im Alter von 22 Jahren.
- Karl-Franz Eckmann, 5. Juni 2018, im Alter von 70 Jahren.
- Peter Bursa, 29. Januar 2020, im Alter von 76 Jahren.
- Klaus Rudigier, 7. Juli 2020, im Alter von 72 Jahren.
- Günther Jassok, 10. Januar 2021, im Alter von 69 Jahren.
- Günter Rudigier, 20. Februar 2021, im Alter von 69 Jahren.
- Außerdem die beiden Erfolgstrainer Alfred „Coppi“ Beck am 28. September 1994 mit 69 Jahren und Martin Reisle am 4. Mai 2022 mit 88 Jahren.