Körperliche Einschränkungen, verminderte Reaktionszeit und gesundheitliche Beeinträchtigungen: Es gibt eine ganze Reihe von Aspekten, die Autofahren im Alter immer risikoreicher machen. Das legt auch die aktuelle Unfallstatistik der Polizei nahe. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten.
An wie vielen Unfällen in der Region sind Senioren in der Regel beteiligt?
Hierzu hat das Polizeipräsidium Freiburg gerade sehr aktuelle Zahlen veröffentlicht. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre waren demnach Menschen über 65 Jahren an 27,9 Prozent der schweren Unfälle beteiligt. Bei 69 Prozent der schweren Unfälle, die mit Beteiligung von Senioren registrierten wurden, waren sie laut Angaben der Polizei sogar Hauptverursacher.
Die nachlassende Aufmerksamkeit trete aber laut Polizei auch immer wieder bei kleineren Zwischenfällen und Bagatellunfällen zu Tage. So seien Senioren überdurchschnittlich häufig Verursacher von so genannten Parkplatzremplern, sehr häufig bekämen sie dies nicht einmal mit.
Welche Anreize sollen Senioren die Abgabe des Führerscheins schmackhaft machen?
Wer seinen Führerschein altersbedingt abgeben möchte, muss dies nicht ohne Gegenleistung tun. Seit gut zehn Jahren bieten die Landkreise die kostenlose Nutzung von Bus und Bahn als Alternative an. Diese ist jedoch auf ein Jahr befristet.
Wie viele Menschen geben hier aus Altersgründen den Führerschein jedes Jahr zurück?
Im Kreis Waldshut geben pro Monat durchschnittlich zehn Menschen ihren Führerschein ab, wie Landratsamtsprecher Tobias Herrmann auf Nachfrage erklärt. „Durchschnittlich geben etwa 60 Menschen im Jahr den Führerschein zurück und erhalten ein kostenfreies WTV-Jahres-Ticket“ , so Herrmann. Das wäre also knapp die Hälfte aller Fphrerscheinrückgaben.
Wie alt sind die Menschen in der Regel, wenn sie sich zur Abgabe des Führerscheins entschließen?
Laut Landratsamt könne ab einem Alter von circa 70 Jahre vermehrt festgestellt werden, dass Personen aus Altersgründen auf die Fahrerlaubnis verzichten. Häufig kommen die Menschen dabei mit einer freiwilligen Abgabe dem Einzug der Fahrerlaubnis – etwa aus gesundheitlichen Gründen – zuvor.
Wie entscheidend ist der Wohnort für eine solche Entscheidung?
„Menschen in Gemeinden entlang der Rheinschiene verzichten eher freiwillig auf ihre Fahrerlaubnis, als Menschen in den Höhenlagen des Landkreises“, konstatiert Tobias Herrmann.
Der Hauptgrund sei, dass in den Höhenlagen ein geringer getaktetes ÖPNV-Angebot besteht, weshalb das Leben mit Fahrerlaubnis einfacher zu bestreiten sei. Bei dem gut ausgebauten ÖPNV-Angebot entlang der Rheinschiene falle der Verzicht auf den Führerschein dagegen offenbar leichter.
Was sind die wesentlichen Gründe für den Führerscheinverzicht?
Eine konkrete statistische Erfassung gebe es laut Herrmann nicht. Die Gründe seien aber vielfältig. Ein Teil der Menschen wähle den Verzicht als Mittel, um behördlichen Maßnahmen wie gesundheitliche Gutachten oder Fahrproben zu entgehen.
„Manche möchten einfach das vom Landkreis Waldshut bereits seit vielen Jahren angebotene Freifahrticket in Anspruch nehmen, weil sie schon lange nicht mehr Auto fahren“, schildert Herrmann einen weiteren Aspekt.
Ein anderer Teil erkenne seine gesundheitlichen oder anderweitigen Einschränkungen aber auch aus freien Stücken an. Hier liege der Führerschein-Rückgabe also das persönliche Pflichtbewusstsein zugrunde, so Herrmann weiter.
Könnte eine Erweiterung des ÖPNV-Angebots helfen, mehr Menschen zur Rückgabe des Führerscheins zu veranlassen?
Das ÖPNV-Angebot werde stetig fortgeschrieben und auch bestmöglich erweitert, sagt Tobias Herrmann. Das gelte sowohl beim Busverkehr, wo zum Fahrplanwechsel im Dezember bereits einige Taktlücken geschlossen worden seien. Es gelte aber auch für die Hochrhein-Bahn, wo es nach der Elektrifizierung einen Halbstundentakt beim Interregio-Exprss geben soll.
Aber es gebe eben auch Grenzen. Gerade in den Höhenlagen des ländlich geprägten Landkreises sei der Führerschein eine wichtige Voraussetzung um mobil zu sein und sein Leben zu gestalten.
„Diese Menschen werden auch bei weiteren Werbekampagnen kaum auf ihre Fahrererlaubnis verzichten“, ist Herrmann überzeugt.
Dennoch wolle der Kreis gemeinsam mit den Waldshuter Tarifverbund (WTV) das Angebot stärker ins Bewusstsein rücken, um gesamthaft mehr Menschen vom Verzicht auf den Führerschein und den Vorzügen des ÖPNV-Angebots zu überzeugen, und damit noch mehr Verkehrssicherheit zu erreichen.