Bahnhöfe sind naturgemäß nicht die Orte, an denen man sich besonders wohl fühlt. Dennoch sind sie vielbesucht, weil praktisch: Während es bekanntermaßen teuer ist, die Band Culcha Candela von A nach B zu bringen (man erinnere sich an den Shitstorm zu Jahresbeginn), hilft ein Bahnhof, das recht preisgünstig zu tun – selbst wenn der Preis des Deutschlandtickets erneut erhöht werden soll. In Singen hat sich in den vergangenen Jahren schon viel getan, um den Bahnhof und besonders den Bahnhofvorplatz ansprechender zu gestalten. Für den nächsten Schritt wird derzeit viel Farbe verteilt.

Denn wer in den vergangenen Tagen den Weg zu den Gleisen angetreten hat, könnte über Farbtöpfe, Leitern und Absperrungen stolpern. Maler sind damit beschäftigt, die einst trostlos-grauen Wände bunt zu machen. Sehr bunt. Gelb, Orange und Pink erstrahlen etwa in bunten Streifen, die an den Maggi-Tunnel erinnern. Das ist kein Zufall: Wie Marcel Da Rin von der Singener Kriminalprävention beim sozialen Netzwerk Facebook erklärt, übernahm das Bert Binnig von Design-Homebase Konstanz im Auftrag der Deutschen Bahn und Singen habe damit einen Angstraum weniger.

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Ein pinkes Schmuckstück? Online gibt es andere Ansichten

Online sorgt die Aktion allerdings für gemischte Reaktionen, wie die Kommentare zeigen: Manche sehen den Bahnhof so gar nicht als Schmuckstück, andere hinterfragen die Farbwahl Pink und warum es so kunterbunt sein muss. Und wieder andere merken an, dass das in ihren Augen wenig am Sicherheitsgefühl ändere. Da helfen vielleicht die Kameras, die seit einem Jahr am Bahnhof montiert sind.

Für Passagiere bedeutet das den ein oder anderen Umweg.
Für Passagiere bedeutet das den ein oder anderen Umweg. | Bild: Arndt, Isabelle

Die Bahn schweigt sich mit Hintergründen bisher aus

Was es mit der Aktion auf sich hat, wie lange sie noch dauert und was es kostet – all das sind Fragen, die der SÜDKURIER schon vor einer Woche, nämlich am 12. September, der Pressestelle der Deutschen Bahn gestellt hat. Die Fachstelle sei an den Antworten dran, hieß es einige Tage später. Doch die E-Mail mit Antworten blieb aus.

Daher wäre durchaus interessant gewesen, warum in Radolfzell auf lokale Motive gesetzt wird und in Singen auf bunte Farbe. Oder warum auch die Gepäckförderbänder zu den Gleisen weichen mussten. Und was es eigentlich mit den veränderten Bandansagen auf sich hat.

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Doch ohne Antwort der Bahn müssen Fahrgäste selbst schauen, wann die Farben komplett sind und der Bahnhof fertig hergerichtet ist. Auf dass es dann auch ein Weilchen so bleibt und nicht andere Künstler mit Graffiti ihren Beitrag dazu leisten wollen. Der Künstler Bert Binnig selbst äußert sich im Beitrag von Marcel Da Rin optimistisch: Der Maggi-Tunnel sei auch nach fünf Jahren noch schön. Und für die aktuelle Umgestaltung am Bahnhof Singen habe er schon viele Komplimente bekommen.