Die Wahrscheinlichkeit eines längerfristigen Stromausfalls – eines so genannten Blackouts – wird von Experten zwar durchaus kontrovers bewertet. Die einen halten ein solches Szenario zumindest als großflächiges Ereignis für annähernd ausgeschlossen. Immer größer wird jedoch die Gruppe derer, die zumindest eine „regional und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung“ erwarten. Dazu zählt auch der Chef des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler.

Doch wie sind eigentlich Rettungsorganisationen und Polizei auf einen Blackout vorbereitet? Und was passiert, wenn der Fall der Fälle tatsächlich eintritt? Wir haben nachgefragt.

Polizei: Auch bei Blackout handlungs- und kommunikationsfähig

Um die Funktions- und Handlungsfähigkeit auch bei einer etwaigen Unterbrechung der Energieversorgung zu gewährleisten, könne die Polizei Baden-Württemberg auf bereits vorhandene, autarke Systeme zurückgreifen, schildert der Waldshut-Tiengener Polizeisprecher Mathias Albicker auf Anfrage unserer Zeitung.

„Wichtige Liegenschaften sind zur Sicherstellung einer Notstromversorgung mit einer Netzersatzanlage ausgestattet“, führt Albicker weiter aus. Auch habe die Polizei Zugriff auf eigene Kraftstoffreserven.

„Die Bevölkerung kann auf eine krisenfeste Landespolizei vertrauen.“Mathias Albicker, Pressesprecher der Polizei.
„Die Bevölkerung kann auf eine krisenfeste Landespolizei vertrauen.“Mathias Albicker, Pressesprecher der Polizei. | Bild: Völk, Melanie

Unter Berücksichtigung der strukturellen, personellen und liegenschaftlichen Gegebenheiten würden weitere, ergänzende Maßnahmen konzeptionell vorbereitet. So könnten beispielsweise auch Dienstfahrzeuge bedarfsorientiert als mobile Wachen genutzt oder mittels eines flexiblen Kräftemanagements die Präsenz- und Kontrollmaßnahmen lageorientiert verstärkt werden.

Auch grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Die Sicherheit im öffentlichen Raum bleibe derweil auch im Fall eines Blackouts „zentrales Handlungsfeld der polizeilichen Arbeit“, betont Albicker: „Die Bevölkerung kann auf eine krisenfeste Landespolizei vertrauen.“

Aber auch die enge Zusammenarbeit der Polizei mit den Landkreisen, Kommunen und Katastrophenschutzbehörden werde generell als unerlässlich eingestuft. Hier komme der frühzeitigen Abstimmung eine besondere Bedeutung zu, so Albicker: „Das gilt auch für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.“

Feuerwehr: Aufgaben abhängig von Bedarf

Laut Darstellung von Kreisbrandmeister Dominik darstellt, sei der Blackout allenfalls dahingehend Bestandteil von Übungsszenarien, wie es um Aufgaben der Herrichtung einer Ersatzstromversorgung gehe.

„Die neueren Feuerwehrgerätehäuser verfügen meist über eine Netzersatzanlage“, so Rotzinger. Auch viele ältere Gerätehäuser seien inzwischen von den Gemeinden nachgerüstet worden. Notstromaggregate gebe es auch auf jedem Fahrzeug, vorzugsweise zum Betrieb der transportierten Gerätschaften.

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„Je nach Schwere des Ereignisses werden die nicht-polizeilichen Hilfsorganisationen unter der einheitlichen Leitung der Katastrophenschutzbehörde geführt“, schildert Rotzinger den weiteren Ablauf.

„Denkbar ist auch, dass die Feuerwehr je nach Ereignis auch logistische Aufgaben übernehmen kann, oder andere Aufgaben, für die ...
„Denkbar ist auch, dass die Feuerwehr je nach Ereignis auch logistische Aufgaben übernehmen kann, oder andere Aufgaben, für die das feuerwehrtechnische Gerät geeignet ist.“Dominik Rotzinger, Kreisbrandmeister Feuerwehr | Bild: Schneider, Sigrid

Die verschiedenen Organisationen übernehmen dabei zunächst einmal vorwiegend ihre primären Aufgaben. Denkbar sei aber auch, dass die Feuerwehr je nach Ereignis auch logistische Aufgaben übernehmen kann – oder jede andere Aufgabe, für die das feuerwehrtechnische Gerät geeignet ist.

DRK: Notfallversorgung steht – aber jeder sollte selbst vorsorgen

Der Kreisbereitschaftsleiter des Deutschen Roten Kreuzes, Hans-Werner Schlett, mahnt mit Blick auf einen möglichen Blackout vor allem zu einem realistischen Blick auf die Dinge: „Man muss sich schon klar darüber sein, dass dann im Grunde gar nichts mehr funktioniert – bis hin zu Internet und Telefonie oder auch Heizungen.“

Damit verbunden seien diverse Herausforderungen, die aber nicht in der Macht der Hilfsorganisationen stehen. Eine der größten dürfte die Beschaffung von Treibstoff für die Notstromgeräte sein, mit denen Einrichtungen versorgt werden.

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Informationen im Fall eines Blackouts über Lautsprecherwagen

Eine wesentliche Aufgabe der Hilfsorganisationen werde seiner Ansicht nach daher darin bestehen, Anlaufstellen für Bürger zu schaffen, also „Leuchttürme“, an denen Menschen sich aufwärmen und mit dem Nötigsten versorgen könnten. Entsprechende Erfahrungen hätten in kleinem Maßstab bereits bei Stromausfällen in der Region gesammelt werden können. Informationen müssten gegebenenfalls per Lautsprecherwagen übermittelt werden.

„Es ist sicherlich sinnvoll, genügend Leuchtmittel und auch gewisse andere Vorräte im Haus zu haben.“Hans-Werner Schlett, ...
„Es ist sicherlich sinnvoll, genügend Leuchtmittel und auch gewisse andere Vorräte im Haus zu haben.“Hans-Werner Schlett, Kreisbereitschaftsleiter DRK Kreisverband Waldshut

Das Notrufsystem sei derweil gewährleistet – sowohl die Integrierte Leitstelle als auch die Rettungswachen seien mit Notstrom versorgt: „Unser Dieselvorrat gewährleistet eine Versorgung über mehrere Tage hinweg“, so Schlett.

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Das werde auch notwendig sein, denn mit Wegfall der adäquaten Beleuchtung im Fall eines Stromausfalls sei durchaus mit einer Zunahme von Unfällen zu rechnen, im häuslichen Umfeld ebenso wie im Straßenverkehr. Hier könne aber jeder selbst vorbeugend tätig werden, sagt Schlett.

Das rät der Kreisbereitschaftsleiter des DRK

Generell rät er: „Es ist sicherlich sinnvoll, genügend Leuchtmittel und auch gewisse andere Vorräte im Haus zu haben.“ Denn abgesehen von allem anderen könne auch nicht abgeschätzt werden, inwieweit bei einem Blackout Geschäfte öffnen können.

Spezialisten bei der Ausleuchtung: Das THW Waldshut-Tiengen verfügt über ein leistungsstarkes Equipment, zu dem unter anderem auch ein ...
Spezialisten bei der Ausleuchtung: Das THW Waldshut-Tiengen verfügt über ein leistungsstarkes Equipment, zu dem unter anderem auch ein mobiles Notstromaggregat gehört. | Bild: THW Waldshut-Tiengen

THW: Vielseitig einsetzbar mit leistungsstarker, mobiler Stromversorgung

Für das Technische Hilfswerk (THW) in der Region sei der Blackout ein durchaus bedeutsames Thema, das immer wieder auch Gegenstand von Übungen sei, erklärt der Waldshut-Tiengener Ortsbeauftragte Christian Hipp: „Aber es hat für uns nicht an Brisanz gewonnen, denn die Wahrscheinlichkeit eines Stromausfalls ist nicht größer als sonst.“

„Die verschiedenen Organisationen pflegen einen sehr intensiven und respektvollen Austausch untereinander.“Christian Hipp, ...
„Die verschiedenen Organisationen pflegen einen sehr intensiven und respektvollen Austausch untereinander.“Christian Hipp, THW-Ortsbeauftragter Waldshut-Tiengen | Bild: THW Waldshut-Tiengen

Das THW sei auf jeden Fall mit leistungsstarken Notstromgeräten ausgestattet, darunter eine mobile Anlage mit 50 Kilo-Volt-Ampere, mit dem 40 KW Strom erzeugt werden können und das an jeder beliebiegen Stelle des öffentlichen Stromnetzes angeschlossen werden könnte, so Hipp.

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„Natürlich wird man den Einsatz von der Gesamtsituation abhängig machen müssen.“ Die drei THW Ortsgruppen im Landkreis (Waldshut-Tiengen, Laufenburg und Bad Säckingen) seien aber für vielfältige Aufgaben verfügbar, zumal jede sich neben allgemeinen technischen Hilfsleistungen auf ein oder zwei Fachbereiche spezialisiert habe, verdeutlicht Hipp. Und bei Bedarf ermögliche das THW-Netzwerk eine schnelle Unterstützung durch Einsatzkräfte aus allen Teilen des Landes.

Generell wertet Hipp allerdings die organisatorischen Voraussetzungen im Landkreis Waldshut als vorteilhaft für einen Notfall: „Wir pflegen einen sehr intensiven und respektvollen Austausch untereinander.“ Das führe in den Gremien zu konstruktiven Ergebnissen und sei mithin eine gute Arbeitsgrundlage mit Blick auf einen eventuellen Katastrophenfall.