Seit der Grenzöffnung vor zwei Wochen häuften sich die Beschwerden. Kunden aus Deutschland fühlen sich benachteiligt, weil sich einige Schweizer, die in Deutschland einkauften, laut Erfahrungsberichten nicht an die Vorschriften hielten und das Personal in den Geschäften nichts dagegen unternahm.

Die Vorwürfe: „Sie tragen keine Masken, halten die Abstände nicht ein. Mehr Kunden als zulässig betreten einzelne Läden. Das Personal in den Geschäften unternimmt nichts.“ Ist das so und wie wird damit umgegangen? Wir haben bei Behörden, Einzelhändlern und Discountern nachgefragt?

Das sagen die Discounter:

Keine Probleme laut Kaufland

Die Pressestelle des Lebensmitteleinzelhändlers Kaufland schreibt: „Unsere Schweizer Kunden sind gut informiert über die aktuellen Corona-Regelungen in Deutschland. Viele kommen mit eigenen Mund-Nasen-Bedeckungen.“

Mit Plakaten, Bodenaufklebern und Durchsagen bitte man um gegenseitige Rücksichtnahme und Einhaltung der Regeln. Laut Aussage des Unternehmens herrsche bei den Kunden allgemeines Verständnis. Kunden, die keinen Mundschutz tragen, würden freundlich auf die Verordnung hingewiesen: „Die Kontrolle der Maskenpflicht ist eine Gratwanderung. Auf der einen Seite wollen wir niemanden bevormunden, auf der anderen Seite sollen sich alle Kunden bei uns sicher fühlen.“

Keine Verstöße laut Lidl

Ähnliches berichtet die Pressestelle von Lidl. Das Unternehmen trifft eine klare Aussage: „Die Beobachtungen von Verstößen können wir nicht bestätigen.“ Auch hier werde einiges dafür getan, dass der Sicherheitsabstand gewährleistet werden kann. Kundenbetreuer an den Eingängen zu den Filialen seien für das Zutrittsmanagement verantwortlich. „Bezüglich der Hygiene- und Schutzmaßnahmen orientieren wir uns weiterhin selbstverständlich an den jeweiligen Vorgaben der Behörden vor Ort und setzen diese entsprechend um“, heißt in der Stellungnahme.

dm-Märkte: Regeln würden konsequent umgesetzt

Die dm-Märkte in der Region hätten seit der Grenzöffnung im Vergleich zu den Wochen zuvor wieder einen deutlichen Anstieg an Kunden festgestellt. Nur eine begrenzte Zahl an Kunden dürfe in die dm-Filialen, auf die Abstandsregel werde genau geachtet. „Wir bitten darum, keine zuvor getesteten Produkte wieder in das Regal zu stellen sowie nach Möglichkeit bargeldlos zu bezahlen.“ Dies seien nur einige der Maßnahmen in den Filialen. Zu Schweizern, die sich vermeintlich nicht an die Regeln halten, hat das Unternehmen keine explizite Antwort gegeben.

Aldi: Maskenpflicht werde gut angenommen

Auch die Pressestelle von Aldi Süd verweist in ihrer ausführlichen Stellungnahme auf den umfangreichen Maßnahmenkatalog. Zudem seien hier die Pfandautomaten umprogrammiert worden. Man müsse somit nicht den Knopf drücken, um den Bon zu erhalten. Der taucht nach wenigen Sekunden automatisch im Schlitz auf.

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Mancherorts gebe es Einlasskontrollen, in einzelnen Filialen eine Einkaufswagenpflicht. Vereinzelt käme Sicherheitspersonal zum Einsatz. Die Hälfte der rund 1930 Aldi-Filialen sei mit einem elektronischen System zur Zutrittskontrolle ausgestattet. Dazu zähle auch der Standort Jestetten. Aldi schreibt: „Die Maskenpflicht wird von den Kunden insgesamt gut angenommen und befolgt. Dass Kunden aus der Schweiz eine Ausnahme bilden, können wir nicht bestätigen.“ Hin und wieder würden Kunden auftauchen, die ihre Maske vergessen hätten. Diese würden dann darauf hingewiesen werden.

Das sagen die Behörden:

Susanna Heim, Pressesprecherin im Landratsamt Waldshut weist darauf hin, dass die Einhaltung der Verordnungen Sache der Ortspolizeibehörden, heißt der einzelnen Gemeinden, ist. „Wir können nur appellieren und sensibilisieren“, erklärt Heim.

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Bei den Ämtern in den Städten und Gemeinden sind einige Beschwerden eingegangen. Die meisten sprechen allerdings von Einzelfällen und verweisen darauf, dass auch Deutsche sich nicht an die Regeln hielten.

Rheinfelden: Kein Massenphänomen

„Vereinzelt müssen Schweizer Kunden durch die Geschäftsinhaber, die Polizei oder den Ordnungsdienst auf die in Deutschland gültigen Regeln hingewiesen werden“, schreibt Chantal Hommes-Olaf von der Pressestelle der Stadt Rheinfelden. Es handele sich aber nicht um ein Massenphänomen.

Bad Säckingen: Extrakräfte für drei Monate

Die Stadt Bad Säckingen hat zusätzlich für drei Monate drei 450-Euro-Kräfte eingestellt, um die Einhaltung der Hygienevorschriften zu überprüfen. „Unsere Außendienstmitarbeiter gehen in die Geschäfte und reden mit den Geschäftsführern. Wo es nötig ist, verwarnen wir erst einmal mündlich, bei Wiederholungen leiten wir ein Bußgeldverfahren ein“, sagt Muriel Schwerdtner, Leiterin der Rechts- und Ordnungsabteilung. Laut ihrer Einschätzung halte sich die große Masse an die Regeln.

Waldshut-Tiengen: Bei Beschwerden vor Ort

Im Bereich der Corona-Schutzmaßnahmen habe die Stadt Waldshut-Tiengen laut Jürgen Wiener vom Ordnungsamt schon einige Bußgelder verhängt. Die Verstöße gegen die Maskenpflicht seien geringfügig. Er sagt: „Wenn wir Beschwerden haben, kommen wir sofort vorbei.“ der Gemeindevollzugsdienst sei vor Ort, überprüfe und treffe Maßnahmen.

Zum Teil Diskussionen in Lottstetten

„Mir persönlich wurden bislang keine konkreten Beschwerden über Kunden, die sich nicht an die Mund- und Nasenschutz-Verpflichtung halten oder den Abstand nicht einhalten, mitgeteilt“, berichtet Andreas Morasch, Bürgermeister der Gemeinde Lottstetten.

Er und die Mitarbeiter im Ordnungsamt seien seit dem 15. Juni stichprobenweise unterwegs, um die Lage zu beobachten und gegebenenfalls einzuschreiten. „Es ist richtig, dass es zu der einen oder anderen Diskussion gekommen ist, weil in der Schweiz keine Maskenpflicht besteht. Aber der große Teil der Kunden hält sich an die Regeln und akzeptiert die hiesigen Vorschriften“, schreibt Morasch.

Kontrollen in Jestetten

Auch in der Nachbargemeinde Jestetten war die Ordnungsamtsleiterin unterwegs, um sich ein Bild darüber zu machen, ob Maskenpflicht und Abstand eingehalten werden. „Ich selbst war im Dorf und habe geschaut. Ich kann nicht sagen, dass es Verstöße gegeben hat“, sagt Ira Sattler, Bürgermeisterin in Jestetten, „wir kontrollieren und machen die Betriebsleiter bei Bedarf aufmerksam auf die Bestimmungen.“

Das sagen Händler:

Jochen Seipp, Vorsitzender des Handelsverbands Waldshut-Tiengen und Umgebung stellt in seinem Unternehmen keine Verstöße fest: „Ich bin mir sicher, dass sich der Großteil an die Regeln hält.“ Er sei froh darüber, dass die Kundenfrequenz wieder da sei. „Das ist wichtig für die Betriebe, es hängen Arbeitsplätze dran.“

Nikola Kögel, Geschäftsführerin der Aktionsgemeinschaft Tiengen kann keine Fälle aus der Teilstadt bestätigen. „Aber ich habe gehört, dass es andernorts Diskussionen gab.“ Viele seien mit der Maskenpflicht nicht glücklich. Aber: „So lange es Pflicht ist, setzen wir es um. Die Händler sind dazu angehalten.“

Das Fazit: Verstöße gegen Maskenpflicht und Abstandsregeln sind einigen Beteiligten bekannt, aber alle Befragten sprechen von Einzelfällen und davon, dass es nicht nur Schweizer Kunden sind. Unterm Strich ist man froh, dass die Schweizer wieder in Deutschland einkaufen und die Zahl der Kunden steigt.

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