Die drohende Schließung des Krankenhauses Stühlingen brennt den Bürgern vor Ort, aber auch Pflegeheimen und Kommunalpolitikern immer stärker unter den Nägeln. Doch wie sehen die Kreistagsfraktionen die Sache?
Immerhin ist am Ende der Landkreis Waldshut für die Vorhaltung einer adäquaten Gesundheitsversorgung verantwortlich, auch wenn im Fall von Stühlingen die besondere Konstellation einer Trägerschaft durch einen anderen Landkreis besteht. Wir haben nachgefragt.
CDU: Schlechte Perspektiven für zwei Krankenhäuser im Kreis
„Es ist immer ein schmerzliches Thema, sich mit der möglichen Schließung eines Krankenhauses zu befassen“, konstatiert CDU-Fraktionssprecher Rolf Schmidt, dem die Diskussion um die Schließung des Krankenhaus Bad Säckingen noch lebhaft vor Augen stehen, wie er sagt.
Im vorliegenden Fall Stühlingen sei es problematisch, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch viele Hintergründe unklar sind: „Wir kennen weder Details der Überlegungen des Klinikträgers GLKN, noch liegt ein Zeitplan vor“, sagt Schmidt. Das Einzige, was es gebe, sei das Gutachten,
das dem Krankenhaus Stühlingen keine guten Perspektiven bescheinige.
Schmidt ist sich sehr sicher, dass es nicht möglich sei, dauerhaft zwei Krankenhäuser im Kreis zu erhalten, daher sei es auf jeden Fall sinnvoll, sich Gedanken über eine alternative Nutzung des Gebäudes zu machen, wie er sagt: „Aber wie so Vieles ist das abhängig von den weiteren Entscheidungen des Klinikträgers.“
Freie Wähler: Es mangelt an Fakten
Die Fraktion der Freien Wähler verfolge die Entwicklungen um das Krankenhaus Stühlingen seit Jahren und in den vergangenen Monaten „mit zunehmender Sorge“, wie deren Fraktionssprecher Michael Thater erklärt.
Dass es aufgrund von bundespolitischen Vorgaben zunehmend schwieriger werde, kleine Krankenhäuser zu betreiben, sei längst bekannt. „Allerdings liegen uns bisher, abgesehen von Presseberichten, keinerlei Informationen vor“, so Thater.
Landrat Martin Kistler habe zugesagt, die Fakten aus den vorliegenden Gutachten in Kürze zu präsentieren. Zudem werden die Entscheidungen über die Zukunft des Krankenhauses in Stühlingen zuerst im Kreis Konstanz getroffen.
„Unabhängig davon ist uns aber die medizinische Versorgung im Wutachtal genauso wichtig wie jene im gesamten Kreisgebiet – und hierbei wird der Landkreis Waldshut sicherlich noch eine Rolle spielen“, betont Thater.
Eine Anregung könnte sein, dass sich Stühlingen am Beispiel von Bad Säckingen orientiere und gemeinsam mit dem Landkreis ein am Bedarf der Region orientiertes Gesundheitsangebot zumindest mit dem Erhalt des bisherigen medizinischen Versorgungszentrums und des Notarztstandorts entwickelt.
SPD: Keine falsche Hoffnung schüren
„Wir stochern momentan noch ein Stück weit im luftleeren Raum“, sagte Volker Jungmann, Fraktionssprecher der SPD. Das erschwere die Arbeit gewaltig – und das sei auch der Grund dafür, dass die SPD ihren Antrag auf eine Sondersitzung zum Thema Loreto-Krankenhaus vorerst wieder zurückgezogen habe.
Grundsätzlich sei trotz des hohen Engagements der Mitarbeiter und der guten Arbeit, die dort geleistet werde, vermutlich schwer, ein Krankenhaus in dieser Form zu erhalten: „In dieser Hinsicht dürfen wir den Menschen auch keine falsche Hoffnung machen.“ Immerhin bieten die Strukturen mit der Rettungswache vor Ort gute Voraussetzung für eine anderweitige Nutzung, so Jungmann weiter. Ein erweitertes MVZ wäre durchaus eine attraktive Option.
So oder so: „Der Ball liegt jetzt erst einmal im Feld des Klinikträgers.“ Dieser müsse stichhaltige Zahlen und Fakten vorlegen, ansonsten blieben alle Überlegungen „reine Luftschüsse“.
Grüne: Schaffung einer guten Gesundheitsversorgung ohne Krankenhaus
Es sei eine sehr bewusste Entscheidung des Kreises gewesen, beim Zusammenbruch des HBH-Verbundes nur das größere Krankenhaus Bad Säckingen in die Kreiszuständigkeit zu holen und Stühlingen dort zu belassen, erinnert Grünen-Fraktionschefin Ruth Cremer-Ricken: „Nur im Verbund mit den Kliniken im Kreis Konstanz konnte es bis heute bestehen. Daher glauben wir nicht, dass die Entscheidung heute anders ausfallen könnte.“
Gleichzeitig sei das Krankenhaus Stühlingen in seiner jetzigen Form schwierig zu halten. Cremer-Ricken dazu: „Der Weg muss von Anfang an mit Kraft in die Richtung einer gute Gesundheitsversorgung ohne Krankenhaus gehen.“
Denn der Verlust des Bad Säckinger Krankenhauses sei schmerzhaft „und nicht immer ehrlich“ gewesen. Das habe dem Vertrauen in die Kreispolitik massiv geschadet. Das gelte es unbedingt zu verhindern: „Tricksereien und Versprechen, die nicht eingehalten werden, können und dürfen nicht sein“, betont Cremer-Ricken.
In diesem Sinne, sei zu erwarten, dass es nicht gelingen werde, das Krankenhaus in Stühlingen weiter zu betreiben. Eine Lösung könnte sich am Bad Säckinger Gesundheitscampus orientieren und ein gut besetztes MVZ sein, sagt Cremer-Ricken.
FDP: Unverzügliche Veröffentlichung des Gutachtens
Das Krankenhaus Stühlingen und die dortigen Mitarbeiter hätten über Jahrzehnte gute Arbeit geleistet. Nun sei es wichtig, dass das Gutachten unverzüglich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde, fordert FDP-Fraktionschef Klaus Denzinger.
Der Lankreis Konstanz als Träger müsse in die Verantwortung genommen werden. Zugleich könne sich der Kreis Waldshut auch nicht so einfach aus seiner gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtaufgabe der Sicherstellung einer guten Krankenhausversorgung herauswinden, so Denzinger weiter.
„Ein MVZ vor Ort könnte ein Lösungsansatz sein. Dazu müssen die beiden Kreise, die Kommunen und das Land in ein Boot, um eine zukunftsgerichtete Versorgung der Raumschaft sicherzustellen“, sagt Denzinger.