Durchwachsen fällt die Bilanz des Regio Verkehrsverbunds Lörrach (RVL) nach einem Jahr Deutschlandticket aus. „Eine soziale Wohltat für die Nutzer, damit verbunden auch Zuwächse bei den Fahrgästen“, schreibt Geschäftsführer Frank Bärnighausen auf SÜDKURIER-Nachfrage einerseits. Gleichzeitig hielten die Einnahmen nicht mit der Kostenentwicklung mit.

Es seien erheblich Mindereinnahme entstanden. „Die sind von der Politik auszugleichen“, schreibt Bärnighausen weiter, „die starke Abkehr von der Nutzerfinanzierung kostet viel Geld und muss bezahlt werden.“

So entwickelt sich der Ticketverkauf

Wie schon die Nachbarn vom Waldshuter Tarifverbund (WTV) feststellten, sei auch beim RVL eher eine Umschichtung von bestehenden Abos hin zum Deutschlandticket erfolgt. Bärnighausen: „Seit der Einführung des Jugendtickets BW und Deutschlandtickets ist der Absatz von Verbundfahrscheinen stark rückläufig.“ Die monatlichen Fahrgeldeinnahmen würden 2023 unter dem Niveau der Vorjahre, gar 25 bis 30 Prozent unter dem Referenzjahr 2019 liegen.

Der RVL verzeichne deutliche Rückgänge der Einnahmen bei den Monatskarten der Erwachsenen und Schüler, etwas weniger seien die Rückgänge im Bartarif (Einzel- und Mehrfahrtenkarten, Tageskarten).

So viele Kunden nutzen das Ticket

Laut Bärnighausen beziehen etwa 2200 Kunden das Deutschlandticket über die RVL-App. Unmittelbar nach dem Start des Deutschlandtickets am 1. Mai des vergangenen Jahres seien Kunden vom bestehenden RVL-Abo auf das 49-Euro-Ticket umgestiegen. „Der weitere Zuwachs ist eher gering“, sagt Bärnighausen.

Andere bleiben beim bestehenden Abo

Aus seiner Sicht nennt er zwei Gründe: Das RVL-Abo etwa, das grenzüberschreitend in die Nordwestschweiz gültig ist, passe besser zu vielen Nutzern, besonders zu Grenzgängern, zum zweiten sei das D-Ticket auch über andere Vertriebskanäle erhältlich. Zwei Drittel der Nutzer des grenzüberschreitenden Abos seien – wenig überraschend – beim RVL geblieben. Auch Schüler blieben dem Lörracher Verbund treu.

Darum ist eine exakte Zuteilung wichtig

Erwachsene würden das Deutschlandticket dagegen auch über andere Kanäle und Anbieter beziehen – über den DB-Navigator, Nachbarverbünde, bundesweite D-Ticket-Anbieter und digitale Plattformen.

Das könnte Sie auch interessieren

Darin sieht auch Bärnighausen ein Problem: „Diese Abwanderung führt zu signifikanten Rückgängen der kassentechnischen Einnahmen, weil ein externer D-Ticket-Kauf dem Verbund bisheriges Volumen entzieht.“ Wie die Kollegen des WTV betrachtet er eine vollständige Aufteilung der Einnahmen aller Deutschlandtickets auf der Basis von Verkäufen nach Postleitzahlen als zwingend notwendig.

Das sind die Voraussetzungen für die Zukunft

Bärnighausen sieht aus RVL-Sicht unterm Strich durchaus eine positive Entwicklung in Bezug auf den Zuwachs bei den Abos. Ungeachtet des Mankos der sinkenden Einnahmen durch den Deutschlandtarif. Die Verbünde seien jedoch zunehmend abhängig von den von der Politik versprochenen Finanzierungsbeiträgen. „Die Lage ist insgesamt schwierig und extrem abhängig von politischen Beschlüssen.“ Die Ausgleichsmittel von Bund und Land seien zwingende Voraussetzung, damit das Deutschlandticket eine Zukunft habe.