Wer in der Region einen medizinischen Notfall hat, findet findet in der zentralen Notaufnahme des Kreiskrankenhaus Lörrach mehr oder weniger schnelle Hilfe. Doch die Notaufnahme stellt Krankenhäuser in ganz Deutschland schon seit Jahren vor ernste Probleme.

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Lange Liegezeiten, Betten auf den Gängen und Patienten, die sich alleine gelassen fühlen.

Probleme, die wohl in vielen Krankenhäusern in der ganzen Republik auftreten dürften. In Lörrach soll sich dies aber künftig ändern. Die Notaufnahme soll hier noch einmal neu gedacht werden und die Kliniken des Landkreises stellten jüngst ihr Pläne vor.

Notfallpatienten haben das Termingeschäft abgelöst

Um die Notaufnahme neu zu konzipieren, ließ das Lörracher Kreiskrankenhaus im vergangenen Jahr einen sogenannten „Quick Check“ der Beratungsfirma WMC Healthcare, vertreten durch Tim Flasbeck, durchführen. „Notfallpatienten werden dominanter und haben das Termingeschäft überholt“, so Flasbeck, der zunächst einmal die Probleme in den Notaufnahmen beleuchtete.

Das Problem: Krankenhäuser seien immer noch auf das Termingeschäft eingestellt. Die Folge sei, dass Patienten nicht schnell genug aus der Notaufnahme heraus können.

Die Kliniken des Landkreises Lörrach informierten in einem Pressegespräch über die neue Strukturierung des Notaufnahme im Lörracher ...
Die Kliniken des Landkreises Lörrach informierten in einem Pressegespräch über die neue Strukturierung des Notaufnahme im Lörracher Kreiskrankenhaus. Von links: Samuel Hemmerling, oberärztlicher Leiter der Notaufnahme, Hans-H. Osterhues, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kathrin Knelange, Geschäftsführerin Pflege und Tim Flasbeck, Berater der Firma WMC Healthcare. | Bild: Esteban Waid

Das Ziel müsse es sein, so Flasbeck, dass die Notaufnahme „nach außen aufnahmefähig und nach innen abgabefähig“ wird.

Mehr Patienten aus Waldshut

Auch aus dem Landkreis Waldshut bemerkt die Klinik einen erhöhten Zulauf, wie auch Hans-H. Osterhues, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, feststellt. Die Schließung des Krankenhauses in Bad Säckingen im Jahr 2018 spiele dabei auch heute noch eine Rolle.

Prof. Dr. Osterhues, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin.
Prof. Dr. Osterhues, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin. | Bild: Kliniken des Landkreises Lörrach

Zusätzlich sei das Angebot der Notaufnahmen eine Krux, erklärt Oberhues: „Je größer das Angebot, desto beliebter werden die Notaufnahmen“, so der ärztliche Direktor und spricht dabei von einer Magnetwirkung. Steuern könne man das schwer, erklärt auch Berater Flasbeck. Man müsse versuchen, Notfälle über lokale Praxen und Versorgungszentren abzudecken.

Außerdem sei auch ein Mitarbeiten der Patienten wichtig. „Viele Patienten kommen auch wegen Banalitäten in die Notaufnahme“, so Osterhues.

Patientenaufkommen kann berechnet werden

Um die Notaufnahme in Lörrach trotz hoher Zahlen effizienter gestalten zu können, ist das Kreiskrankenhaus dabei, verschiedene Maßnahmen umzusetzen. So wurde beispielsweise genau berechnet, wann die meisten Patienten ins Haus kommen, um in diesen Phasen mehr Personal und Betten zur Verfügung zu haben.

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Laut Flasbeck sei dies sogar ziemlich präzise: „Es wird auf den Patienten gewartet, von dem wir wissen, dass er kommt, von dem wir aber nicht wissen, wie er heißt.“ Auch die Gründe, warum Patienten kommen, könne man ungefähr planen.

Prozessänderungen und neue Raumkonzepte

Bereits jetzt sei die Klinik dabei, zahlreiche Maßnahmen umzusetzen, wie Kathrin Knelange, Geschäftsführerin der Pflege, erläutert. Darunter die Schulung der Pflegekräfte, die Umsetzung von Notfallkontingenten, um schneller reagieren zu können , eine veränderte Kommunikation, um freie Betten möglichst schnell weitergeben zu können und eine schnellere Triagierung, also Einschätzung von Patienten.

Kathrin Knelange, Geschäftsführerin Pflege der Kliniken des Landkreises Lörrach
Kathrin Knelange, Geschäftsführerin Pflege der Kliniken des Landkreises Lörrach | Bild: Kliniken des Landkreises Lörrach

Neu sei auch eine neue Nutzung der Räume. Allen voran soll es ab April eine sogenannte „Holding Area“ geben: Ein Zwischenbereich, in dem Patienten auf ihr Bett auf einer Station oder auf ihre Entlassung warten. Der Bereich soll von speziell geschulten Pflegekräften betreut werden. So soll es in der Notaufnahme selbst mehr Platz und Kapazitäten geben.

Das neue Raumkonzept reduziere die Laufwege des zuständigen Personals, wie Flasbeck vorrechnet. Statt 14 bis 15 Kilometer pro Schicht und pro Pflegekraft können die Wege auf fast 2 Kilometer reduziert werden.

Dafür investiere das Krankenhaus sogar in Umbaumaßnahmen. Bisher werden die nötigen Räumlichkeiten aber noch auf andere Weise genutzt. Sowieso sei die Neustrukturierung ein Prozess, der nicht in wenigen Tagen abgeschlossen sei und Zeit brauche.

Künftige Trennung im neuen Klinikum

Bis der Prozess aber komplett beendet sein wird, werden Jahre vergehen – dauern wird es bis 2025 um genau zu sein. Dann soll nämlich das neue Zentralklinikum in Lörrach fertig gebaut sein.

Wenn es soweit ist, sollen Notfallpatienten und diejenigen, die mit einem Termin kommen, in komplett unterschiedlichen Strukturen versorgt werden.

Die räumlichen Möglichkeiten seien im bestehenden Gebäude nicht gegeben, doch bereits jetzt möchte das Kreiskrankenhaus aus der Notaufnahme einen eigenen medizinischen Fachbereich machen, der von einem Chefarzt geleitet wird. „Die Notfallmedizin als eigene Richtung entsteht erst langsam in Deutschland“, erklärt Samuel Hemmerling, oberärztlicher Leiter der Notaufnahme.

Dr. Samuel Hemmerling, oberärztlicher Leiter der Notaufnahme und Oberarzt der Klinik für Innere Medizin im KKH Lörrach.
Dr. Samuel Hemmerling, oberärztlicher Leiter der Notaufnahme und Oberarzt der Klinik für Innere Medizin im KKH Lörrach. | Bild: Kliniken des Landkreises Lörrach

Nebentätigkeiten, die mit der Notfallversorgung nichts zu tun haben, werden so langsam ausgelagert. Und die „Holding Area“ und die Schulung von interdisziplinären Personal sind nur weitere Schritte in diesem Prozess.

Nach weiteren Meilensteinen will die Klinikführung schon in wenigen Monaten weiter über den Stand der Umstrukturierung berichten.

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