Die Sorge um die medizinische Versorgung in Tettnang wächst. Bürgermeisterin Regine Rist und der Gemeinderat schlagen Alarm. Mit der Schließung der Notfallpraxis in der Klinik und der Insolvenz des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) sieht sich die Stadt bereits mit zwei massiven Einschnitten konfrontiert. Beide Einrichtungen seien „elementare Bestandteile“ der medizinischen Versorgung, auch über die Stadtgrenzen hinaus. So steht es in einem offenen Brief, den Regine Rist und der Gemeinderat an die Stadt Friedrichshafen und deren Gemeinderat adressiert haben. „Mit größter Besorgnis“ nehme man in Tettnang die aktuellen Entwicklungen zur Kenntnis.

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Denn zusätzlich belasten Berichte über massive Defizite des Medizin Campus Bodensee (MCB) mit seinen Krankenhäusern in Friedrichshafen und Tettnang die Diskussion. Die Stadt Friedrichshafen als MCB-Hauptgesellschafter will die Trägerschaft für die Kliniken deshalb an den Bodenseekreis abgeben. Ob es dazu kommt, ist offen. Tettnang appelliert in dem offenen Brief eindringlich an die Nachbarstadt: Friedrichshafen solle keine unumkehrbaren Entscheidungen treffen, bevor nicht eine tragfähige Lösung für und mit dem gesamten Landkreis gefunden ist.

Investitionen nicht abschreiben

Das Tettnanger Krankenhaus versorge nicht nur die Stadt selbst, sondern auch das Umland, mit Schwerpunkten etwa in Orthopädie und Gynäkologie. In den Standort wurden in den vergangenen Jahren zudem Millionen investiert, unter anderem in moderne OP-Säle. Für die Stadt sei deshalb klar, dass diese Investitionen nicht verloren gehen dürften.

Die Klinik Tettnang GmbH gehört seit 2015 zum Medizin Campus Bodensee.
Die Klinik Tettnang GmbH gehört seit 2015 zum Medizin Campus Bodensee. | Bild: MCB/Nico Andersohn

Vorwurf: „Vor vollendete Tatsachen gestellt“

Der Gemeinderat fordert deshalb frühzeitige Szenarien, wie die medizinische Versorgung auch unter den Bedingungen der geplanten Krankenhausreform gesichert werden kann. Bisher allerdings fühle sich Tettnang als direkt betroffene Kommune außen vor gelassen. Weder in Entscheidungsprozesse noch in laufende Gespräche sei die Stadt eingebunden worden. Stattdessen werde man immer wieder vor vollendete Tatsachen gestellt, so der Vorwurf in dem offenen Brief. „Deshalb fordern wir Sie ausdrücklich auf, mit uns zu den Planungen und Möglichkeiten ins Gespräch zu kommen.“ Nur in enger Zusammenarbeit ließen sich tragfähige Lösungen entwickeln. Allerdings nur, wenn Tettnang aktiv beteiligt werde.

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Die Stadtspitze in Friedrichshafen sieht das anders. Auf Anfrage unserer Zeitung verweist das Rathaus darauf, man stehe mit Tettnang „immer wieder im Austausch“. Konkrete Inhalte oder Pläne will man derzeit jedoch nicht öffentlich kommentieren. „Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir uns zum laufenden Verfahren sowie über die Inhalte der Gespräche derzeit nicht öffentlich äußern werden“, so eine Sprecherin der Stadt.