Der erste Wahlgang ist geschlagen, nun geht es am 21. Oktober um die endgültige Entscheidung: Wer wird die neue Oberbürgermeisterin oder der neue Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen?

Derzeit hat der Tuninger Bürgermeister Jürgen Roth einen großen Vorsprung von knapp 4000 Stimmen. Das sollte reichen, sagen viele. Der an zweiter Stelle liegende Kontrahent Jörg Röber muss klar zulegen, vor allem in Schwenningen mit einer katastrophal niedrigen Wahlbeteiligung. Der SÜDKURIER beantwortet sechs Fragen rund um die Wahl.

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Wie geht es nun weiter, worauf müssen die Bürger achten?

Nachdem der erste Wahlgang für rechtmäßig erklärt wurde, geht es nun in die entscheidende Runde. Die Bürger erhalten keine neue Wahlbenachrichtigung für den 21. Oktober. Die alte ist auch für den zweiten Wahlgang gültig, berichtet die Sprecherin der Stadtverwaltung, Oxana Brunner. Wer sie nicht mehr findet oder weggeworfen hat, könne auch mit dem Personalausweis in seinem Wahllokal wählen.

Ändern sich jetzt die Stimmzettel?

Definitiv – sie werden neu gedruckt. Denn Gaetano Cristilli hat seinen Rückzug erklärt, möglicherweise folgen noch weitere oder es kommen noch neue Kandidaten hinzu. Sie können sich bis Mittwoch, 18 Uhr, entscheiden. Dann müssen sie aber alle notwendigen Unterlagen mitbringen, also auch bereits die 100 Unterstützerunterschriften. Derzeit sind noch fünf Kandidaten im Rennen, neben Roth und Röber noch Marina Kloiber-Jung, Cem Yazici und Fridi Miller.

Gibt es eine Erklärung für die schlechte Wahlbeteiligung in Schwenningen?

Viele VS-Kommunalpolitiker zeigen sich fassungslos. Es könne doch nicht sein, dass die Schwenninger so wenig Selbstbewusstsein hätten, dass einer Minderheit das Feld überlassen werde, ärgert sich SPD-Fraktionssprecher Edgar Schurr. In Schwenningen lag die Wahlbeteiligung bei nur 28 Prozent. Viele hätten das Gefühl, abgehängt zu werden, da die technischen Ämter nach Villingen ziehen sollen. Allerdings käme als Ersatz das große Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport ins Schwenninger Rathaus. Eine große Unzufriedenheit registrierte auch CDU-Sprecherin Renate Breuning, was sie aber nicht in jedem Fall nachvollziehen könne.

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Wenn in Schwenningen behauptet werde, die Stadt sei voller Baustellen, dann mag es zwar für den Moment mit Unannehmlichkeiten verbunden sein, es zeige aber auch, dass für die Stadt etwas getan werde. Roths Erfolg in Schwenningen führte sie nicht nur darauf zurück, dass die Politik Kubons dort nicht mehr gewollt werde, sondern auch auf die räumliche Nähe nach Tuningen. Die Schwenninger, Weigheimer und Mühlhausener würden sehr genau sehen, welch gute Arbeit Herr Roth dort leiste.

Die enttäuschende Wahlbeteiligung ist für den Freien Wähler-Fraktionssprecher Andreas Flöß nicht verständlich angesichts der gewaltigen Investitionenin den vergangenen Jahren. Frank Bonath (FDP) kann es nicht erklären, es würden in der Doppelstadt aber immer noch die falschen Fragen gestellt: Es gehe nicht darum, wo etwas, zum Beispiel ein neues Verwaltungszentrum, realisiert werde, sondern ob es dort sinnvoll sei, unabhängig ob dies jetzt in Villingen oder Schwenningen sei. 100 Millionen Euro seien in den vergangenen Jahren in Schwenningen investiert worden, betont der Grünen-Fraktionssprecher Joachim von Mirbach. Er habe das Gefühl, dass dort eine Kampagne gefahren werde, um eine schlechte Stimmung herbeizureden.

Wie viele Stimmen fehlten Roth zum Wahlsieg?

Es wurden am Wahlsonntag 27 495 Stimmen insgesamt abgegeben. Die absolute Mehrheit erreicht gewesen wäre, wenn einer der Bewerber 13 748 Stimmen erhalten hätte. Der bestplatzierte Kandidat ist Jürgen Roth. Er kam auf 13 188 einzelne Stimmen. Das heißt, dem 55-Jährigen fehlten ganze 511 einzelne Stimmen zum VS-Wahlsieg im ersten Wahlgang, erklärt Verwaltungssprecherin Brunner.

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Sind die Nichtwähler in der Mehrheit?

64 930 Menschen waren am Sonntag wahlberechtigt. 27 397 gaben ihre Stimme ab. 37 533 gingen nicht zur Wahlurne. Anders ausgedrückt: 57,8 Prozent der Villingen-Schwenninger sind bei dieser Oberbürgermeisterwahl im Lager der Nichtwähler. Deutlich mehr als jeder Zweite ging nicht zur Wahl.

Wird die Wahlbeteiligung im zweiten Wahlgang besser?

Das ist nicht garantiert. Es gibt zwar die Theorie, es seien bei der Abstimmung am 7. Oktober viele nicht zum Wählen gegangen, die mit einer Stichwahl gerechnet hatten, es gibt auch andere Denkansätze, die von ersten, warnenden Hinweisen umrankt sind. Wahlhelfer berichten dem SÜDKURIER mehrfach, dass sie in den Wahllokalen Stimmen von Wählern vernommen hätten, die sich dergestalt in den Wahllokalen geäußert hätten, nicht ein zweites Mal zur Wahl gehen zu wollen.