Bald wird es in Konstanz insgesamt 70 Lastenfahrräder geben, 44 kommen neu hinzu. Das Bundesumweltministerium unterstützt die Vorhaben von Stadt und Stadtwerken mit 332.608 Euro aus Mitteln der nationalen Klimaschutzinitiative. Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin im Ministerium, überreichte jetzt einen entsprechenden Förderscheck. Der Ausbau soll bis Frühjahr 2022 abgeschlossen sein.
Alles, was die Stadt für den Radverkehr tue, stehe in Konkurrenz zum Auto, räumte Oberbürgermeister Uli Burchardt bei der Übergabe des Förderschecks ein. Es stünden schwierige Entscheidungsprozesse an. Doch Konstanz werde unter dem Strich nicht nur aus ökologischen Gründen profitieren, sondern auch durch eine bessere Aufenthaltsqualität. Im Straßenraum und auf Plätzen werde es ruhiger und weniger gefährlich zugehen, wenn weniger Autos unterwegs sind.
Ziel sei letztlich, das Tempo zu drosseln und so die Lebensqualität zu steigern. „Wir stehen geschlossen für die Weiterentwicklung“, betonte Burchardt für die Stadtverwaltung. Konstanz schlage den Weg zu einer Stadt ein, in der viele Verkehrsmittel zur Nutzung bereit stehen, in der die Menschen also nicht mehr abhängig sind vom eigenen Auto. Die Fördermittel vom Bund habe man sich durch die Bemühungen für den Klimaschutz erarbeitet.
Maßnahmen sollen jährlich über 200 Tonnen Kohlendioxid einsparen
Diese Sichtweise bestätigte Rita Schwarzelühr-Sutter: „Konstanz hat 2019 als erste deutsche Gemeinde den Klimanotstand ausgerufen und beschäftigt sich seit über 20 Jahren intensiv mit dem Klimaschutz.“ Die integrierte Mobilität, der Ausbau der Infrastruktur für den Rad- und öffentlichen Nahverkehr seien wichtig für eine Stadt, die klimaneutral werden wolle. Durch die jetzt anvisierten Maßnahmen werde in Konstanz der Anteil des Klimagases Kohlendioxid um rund 215 Tonnen im Jahr gesenkt.
Die umweltfreundlichen Radlaster ergänzen schon seit Jahren die Verkehrsinfrastruktur in Konstanz. Nun ist geplant, sie mit 18 neuen Stationen flächendeckend in der ganzen Stadt zu etablieren, auch in den Ortsteilen Dettingen, Litzelstetten und Dingelsdorf. Der Ausbau der Stationen (aktuell sind es 13 mit 26 Lastenrädern) soll bis 1. April 2022 vollzogen sein. Eine entsprechende Ausschreibung wird vorbereitet.

Auf Zuschüsse werde die Leihe der Lastenräder und die der normalen Fahrräder, die in Konstanz Konrad heißen, auch in Zukunft angewiesen sein, betonte Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter. Allein die Betriebskosten lägen bei 160.000 Euro im Jahr. Diese werden mit Sicherheit noch steigen. Denn ein Teil der neuen Lasträder sollen Elektrospeicher bekommen, die jeden Tag ausgetauscht und neu geladen werden. Auch die Preise für die Ausleihe werden sich ändern. Aktuell kostet bei den Lastenrädern die halbe Stunde 1,50 Euro.
15 weitere Städte wollen dem Beispiel der Stadt Konstanz folgen
Bei den Leihsystemen handele es sich um einen wichtigen Teil der Radinfrastruktur, sagte Marco Walter, der die Lastenräder in einem Pilotprojekt in Konstanz etabliert hat. Er appellierte, nicht über die Kosten zu diskutieren. Schließlich käme ja auch niemand auf die Idee, Extragebühren für die Radbrücke zu verlangen. Er berichtet von 15 weiteren Städten, die dem Beispiel der Bodenseestadt folgen wollten.
Für eine verbesserte Radinfrastruktur in Konstanz sind neben dem Ausbau des Lastenradsystems weitere Maßnahmen geplant. Um die Kombination von Bus und Rad zu fördern, sei geplant, an vielen Haltestellen Abstellbügel zu installieren, sagte der Radverkehrsbeauftragte Gregor Gaffga. Zudem sollen im Paradies neue Abstellanlagen für Räder entstehen sowie Möglichkeiten, Radboxen zu mieten, um den eigenen Drahtesel geschützt vor Wind und Wetter unterzubringen. „So gut wie jeder fährt in Konstanz Rad“, unterstrich Gaffga.
Auch Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn strich die Bedeutung der alternativen Verkehre heraus: In Konstanz legten Einheimische nur 25 Prozent der Wege mit dem Auto zurück. Der Anteil des Radverkehrs sei auf 34 Prozent gestiegen.