Laufenburg/CH Blinde und Interessierte lädt das Rehmann-Museum an den Sonntagen 28. September und 26. Oktober jeweils von 14 bis 15 Uhr zu taktilen Spaziergängen mit Stefan Rehmann in seinen Skulpturengarten ein. Der Eintritt kostet 10 Franken, reduziert 5 Franken, teilt das Museum mit. Berühren, riechen, schmecken – in der Philosophie galten diese Sinne lange als zweitrangig, als nicht fähig, Kunst zu erfassen. Das ästhetische Potenzial wurde allein dem Sehen und Hören zugesprochen. Ganz im Gegensatz dazu lädt Stefan Rehmann, selbst blind, Psychotherapeut und passionierter Kunstliebhaber, zu einem einzigartigen Erlebnis ein: Eine taktile Reise im Skulpturengarten des Rehmann-Museums, um die Skulpturen Erwin Rehmanns neu zu erfassen und zu begreifen.
Dieses Angebot mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Was gibt es schon zu entdecken, wenn man schon alles gesehen hat? Es ist nur die Art der Oberfläche, die bei Bronze, Eisen und Gras den Unterschied macht. Und doch liegt die wahre Kunst und das Erleben in der Nähe, im direkten Kontakt, heißt es weiter. Anders als das Auge verlangt der Tastsinn Nähe. Er ermöglicht eine intime Verbindung zwischen Betrachter und Kunstwerk. Man könne nicht berühren, ohne berührt zu werden. Das mache die Kunsterfahrung verletzlich, aber auch authentisch.
Stefan Rehmann lädt dazu ein, diese andere Erfahrung von Kunst zu wagen. Die Spaziergänge bieten die Möglichkeit, Kunstwerke nicht nur mit dem Verstand, sondern mit dem ganzen Körper zu begreifen – und vielleicht eine heilsame Resonanz in sich selbst zu entdecken. Der Rundgang ermögliche es blinden und sehenden Menschen gleichermaßen, die Skulpturen nicht mit den Augen, sondern mit den Händen zu erkunden.
Stefan Rehmann ist Psychotherapeut und wohnt als Nachbar im ehemaligen Wohnhaus von Erwin Rehmann. Als blinder Kunstliebhaber möchte er die Wahrnehmung von Kunst über den Tastsinn einem breiteren Publikum zugänglich machen. Stefan Rehmann ist entfernt mit dem Bildhauer Erwin Rehmann verwandt. (pm/gan)