Sei der Wandel, den Du in der Welt sehen willst. Die Schweizerin Maya Conoci hat sich diesen Spruch auf Englisch auf den Arm tätowieren lassen. Sie verkörpert seit 20 Jahren den Wandel. Damals stieg sie auf ein veganes Leben um, das keinerlei Konsum tierischer Produkte vorsieht.
Conoci ist Präsidentin des Vereins Animal Pride Switzerland mit Sitz in Kreuzlingen. Gemeinsam mit dem Deutschen Stefan Baier, Vorsitzender des Vereins Animal Pride mit Sitz auf der Insel Reichenau und seit zehn Jahren Veganer, gestaltet sie am Samstag, 13. September, das grenzüberschreitende Tierschutzfest Animal Pride Day (Tag für die Würde der Tiere) mit Demonstration und Festival.
„Jedes Lebewesen hat ein Recht auf ein artgerechtes Leben, egal wie viele Beine es hat“, sagt Maya Conoci. Für sie zählen Tiere und Kinder zu den Schwächsten. Beide könnten nicht für sich selbst eintreten. Beide brauchten deshalb den Schutz der Gesellschaft.

Stefan Baier ergänzt: „Tiere haben keine Stimme. Aber sie haben die gleichen Gefühle wie wir.“ Deshalb setzen sich die beiden für die Rechte und die Würde von Tieren ein. Symbolisch werde der Animal Pride Day grenzüberschreitend gestaltet, denn in Sachen Tierrechte gebe es keine Grenzen, sagt Baier. „Das ist weltweit das gleiche Anliegen.“
So engagiert sich Conoci gegen Tierleid
Conoci hält eine Hundeleine aus Stoff. Veganes Leben bedeutet für sie, nicht nur Fleisch, Eier, Milch und Honig wegzulassen, sie trägt auch kein Leder, kein Fell und auch keine Wolle. Denn es gebe international grausame Praktiken, um Wolle zu gewinnen. In ihrer Ausbildung zur Tierethik-Lehrerin habe sie verstanden, welches Leid Tieren angetan werde. „Da war mir klar, ich will das nicht unterstützen.“
Seitdem esse sie keine tierischen Produkte mehr und verwende sie nicht als Bekleidung. „Das sind unsere Mitlebewesen. Ich kann gar nicht anders. Ich muss auf nichts verzichten.“ Den Käse wegzulassen, sei ihr anfangs schwergefallen. Doch es gebe gute Alternativen. Sie spricht übrigens nicht von Ersatzprodukten. Denn dieser Begriff schließe ein, dass es sich um etwas Zweitrangiges handle, um etwas nicht so Gutes. Besser sei es, von Alternativen zu sprechen. „Das macht was im Kopf.“
Die pensionierte Geschäftsführerin der Stiftung Das Tier+Wir leitete im Tierethik-Unterricht Schulkassen dabei an, sich in die Lage von Tieren hineinzuversetzen und sich etwa auszumalen, das Leben auf der Fläche einer Telefonzelle zu verbringen. Oder sie stellte die vielen Mitglieder einer Klasse auf engstem Raum zusammen und fragte sie dann, ob sie sich wohlfühlten. Dies sei freilich nicht der Fall gewesen.
So würden junge Leute schnell begreifen, was Massentier-Haltung bedeutet. Viele fühlten nur deshalb nicht mit den Tieren, weil sie nicht die Individuen sehen. Manche verschlössen auch die Augen und wollten lieber nicht wissen, wie schlimm alles ist. Manche wüssten auch tatsächlich zu wenig Bescheid. Maya Conoci sagt: „Wenn man genug weiß, ist es völlig klar“. Inzwischen könne sie auch Zürcher Geschnetzeltes, Älpler Makkaroni oder Rösti ganz einfach vegan machen.
„Schon kleine Veränderungen bewirken viel“
Menschenrechte und Tierrechte gehören für sie zusammen. „Das darf man nicht trennen.“ Stefan Baier pflichtet ihr bei. Er hat eine kaufmännische Ausbildung bei einem großen Gemüseverteiler auf der Insel Reichenau absolviert. Inzwischen engagiert er sich beruflich für eine Kosmetik, die ohne Tierversuche auskommt und zu 95 Prozent vegan ist. Bei den restlichen Produkten werde Bienenwachs und Honig verwendet.
Die beiden räumen mit einigen Mythen auf, etwa der Vorstellung, dass der Mensch als Fleischfresser angelegt sei. Weder das Gebiss noch das Verdauungssystem passten dazu, sagt Maya Conoci. Für Veganer ist die Zusatzeinnahme des Vitamins B12 sinnvoll, um etwa Nervenschäden vorzubeugen; es ist veganen Lebensmitteln allerdings zum Teil auch bereits zugesetzt.
Viele Fleischesser wüssten nicht, dass auch das Futter mancher Tiere mit B12 versetzt wird. Stefan Baier sagt deshalb: Der Mensch könne auch ohne Umwege über das Tier gleich selbst Vitamin B12 einnehmen. Er ist überzeugt: Auch wenn viele Menschen nicht zu hundert Prozent vegan leben, „schon kleine Veränderungen bewirken viel“.