Bettina Sardu aus Wutöschingen ist ein bekanntes Gesicht in der Sportvereinigung Wutöschingen und genießt es, mit ihrem Hund laufen zu gehen oder im Fitnesstudio ins Schwitzen zu kommen. Doch es ist noch gar nicht so lange her, da war alles ganz anders.
Die Diagnose
Im Oktober 2018 erhielt sie die Diagnose Leukämie AML, nach einer Routine-Blutuntersuchung. Dann sei es Schlag auf Schlag bergab gegangen, erzählt Bettina Sardu. Schnell wurde ihr gesagt, dass sie ohne eine Stammzellenspende keine Chance auf Genesung habe.
Zuerst wurde ihr Bruder getestet, aber dieser war nur zu 50 Prozent passender Spender und sei somit nur eine Option für den Notfall. Die Suche wurde ausgeweitet. Sardu hatte Glück, denn „ich habe schnell die Nachricht bekommen, dass es einen passenden Spender gab“. Bevor die Transplantation beginnen konnte, musste die Zahl der Krebszellen gesenkt werden, erzählt Sardu.

Deswegen habe sie drei Chemotherapie-Blöcke in Freiburg über sich ergehen lassen müssen. Danach verbrachte sie ungefähr eine Woche in der Isolation im Krankenhaus, als Vorbereitung für die Transplantation.
Die Transplantation
Am 3. Januar 2019 fand die Stammzellenspende in Freiburg statt. Über ihren Spender wusste Bettina Sardu nur, dass er männlich ist. Die Transplantation sei wie eine Blutspende abgelaufen, erinnert sich Sardu, bloß mit konstanter Überwachung.
Nach der Transplantation sei es wichtig gewesen, dass das Immunsystem die Zellen annehme und sich wieder aufbaue. Sich an alle Details zu erinnern scheint Kraft zu kosten, doch Bettina Sardu spricht unermüdlich weiter über ihre Erfahrungen.
Der Rückschlag
Vier Wochen nach der Spende folgte eine Reha. Dort kam es dann zu einer Abwehrreaktion, die sich erst in einem Hautausschlag äußerte und später auch den Magen-Darm-Trakt und ihre Leber angriff, erinnert sich Sardu.
Kurz vor dem Nierenversagen sei sie wieder ins Krankenhaus eingewiesen worden, wo sie die nächsten fünf Monate verbracht habe. Die ersten drei habe sie künstlich ernährt werden müssen. Der Gedanke, wie es im Krankenhaus ohne den Besuch ihrer Familie gewesen wäre, lässt Sardu schaudern.
Nach einem harten Kampf und insgesamt acht Monaten Krankenhausaufenthalt sei das Schlimmste vorüber gewesen, reflektiert die 52-Jährige. Auch wenn sie die Nebenwirkungen immer noch spürt. Durch den langen Krankenhausaufenthalt habe sie viel Kraft verloren und diese wieder aufzubauen würde sehr lange dauern. Sogar heute, vier Jahre nach der Transplantation, sei sie immer noch schwächer als früher.

Der Weg zurück
Bettina Sardu musste noch ein Jahr Immunsuppressiva nehmen, um ihr Immunsystem zu unterdrücken, damit dieses nicht die Stammzellen angreife. Deswegen habe sie lange auf ihr Immunsystem achten müssen und durfte beispielsweise eine Zeit lang nur keimfreie Kost essen, das heißt nur durchgekochte Lebensmittel.
„Das Erste, was ich gegessen habe, nachdem ich nicht mehr auf Keimfreiheit achten musste, war ein schönes Steak, medium, und einen Salat“, erzählt Sardu lachend.
Als die Corona-Pandemie in Deutschland anfing, zählte Sardu zu den vulnerablen Gruppen. „Corona kam mir, blöd gesagt, ganz recht, da ich eh Menschenmengen vermeide und dann auch alle Maske trugen“, sagt sie. Im Januar 2021 steckte sie sich bei ihrem Mann an, hatte aber keine Symptome und habe die Erkrankung somit gut überstanden. Sobald Impfstoff zur Verfügung stand, sei sie geimpft geworden.

Der Lebensretter
Erst vor Kurzem hat die 52-Jährige ihren vierten Geburtstag nach der Transplantation gefeiert. Die Erfahrungen und die Erinnerungen an den Kampf gegen die Leukämie sind immer noch präsent. Die Bedeutung der Spende und das Bewusstsein, wie wichtig Stammzellenspender sind, habe sich aber erst langsam entwickelt. Einige ihrer Freunde, die sie in der Klinik kennengelernt habe, seien inzwischen gestorben.
Um so dankbarer ist Sardu für die Transplantation. Den Mann, der mit seiner Spende ihr Leben gerettet hat, hat sie inzwischen kennengelernt. Enrico Cobabus aus Rotweil verhalf der 52-Jährigem zu einem zweiten Leben. „Irgendwie ist es eine Beziehung wie mit einem Zwilling“, beschreibt sie. Die beiden stehen immer noch in Kontakt und verstehen sich sehr gut.
Der Blick in die Zukunft
Eine andere wichtige Stütze sei ihre Familie gewesen. „Die Unterstützung der Familie puscht auf, wenn man mal nicht mehr kann“, erinnert sie sich. Eben diese sozialen Kontakte seien wichtig, wenn man so lange in der Klinik sein muss.
Wenn sie inzwischen ähnliche Symptomen bemerke, werde ihr kurz mulmig, doch langsam gewinne sie auch das Vertrauen in ihren Körper zurück. „Alles ist anders wie vorher, aber jetzt bin ich viel achtsamer und dankbarer.“