Es scheint ein Auftrag zu sein, der nur schwer an die Firma zu bringen ist. Zumindest gelang es der Stadt Waldshut-Tiengen erst im dritten Anlauf, den Bau einer Photovoltaik-Anlage auf der erweiterten Grund- und Werkrealschule Gurtweil zu vergeben. Das Ganze wird nun zwar deutlich teurer als geplant, wie der stellvertretende Hochbauamtsleiter Besnik Istrefi in der jüngsten Gemeinderatssitzung darstellte: „Es spielt sich aber immer noch alles im realistischen Rahmen ab.“
Was war geschehen?
Der Auftrag für Lieferung und Montage der PV-Anlage auf der Gurtweiler Schule mit einer Leistung von 72 kWpeak war zunächst europaweit ausgeschrieben worden. Einige Firmen hätten zwar Interesse bekundet, letztlich aber keinen formellen Auftrag abgegeben, so Istrefi.
Im nächsten Schritt war der Auftrag beschränkt ausgeschrieben worden. Dabei waren vier der interessierten Firmen aus Baden-Württemberg und Berlin um Abgabe eines Angebots gebeten worden – wiederum ohne Erfolg, so Istrefi: „Eine Firma hatte ihr Angebot etwa 15 Minuten nach Ablauf der Frist abgegeben.“
Dieses Angebot habe nicht mehr berücksichtigt werden können. Im dritten Anlauf kam aber eben jene Firma doch zum Zuge, wie Istrefi weiter darstellte: Im Rahmen der freihändigen Vergabe war mit der Firma besprochen worden, dass diese ihr Angebot bis Ende des Monats hält.
Zugleich seien gezielt zwei weitere Unternehmen angesprochen worden. Eines habe nicht reagiert, das andere habe einen „völlig unannehmbaren Preis“ genannt. So sei letztlich die Firma Helio Project aus Bad Mergentheim zum Zuge gekommen.
Wie ist das mangelnde Interesse der Unternehmen zu erklären?
Sie sei durchaus überrascht, dass die Resonanz auf die Ausschreibungen so gering ausgefallen sei, erklärt die Erste Beigeordnete Petra Dorfmeister. Das sei sicherlich nicht der Standard und auch in ihrer Zeit an der Spitze des städtischen Bauressorts noch nie vorgekommen.
Erklärbar sei des höchstens mit der der Auftragslage der Fachfirmen, die aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise zugenommen habe. „Hinzu kommt auch, dass nun nach und nach alle Kommunen zeitgleich in diese Maßnahmen investieren, um die gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen“, so Dorfmeister weiter. Dadurch werde es zunehmend schwerer, an entsprechende Fachfirmen heranzukommen und Angebote zu erhalten.
Wie viel kostet es?
Bauausschuss wie auch Gemeinderat stimmten einer Auftragsvergabe an das Unternehmen zu, wenngleich die Angebotssumme mit 105.000 Euro deutlich über der Planung liegt. Die ursprüngliche Schätzung habe nämlich nur etwa 80.200 Euro betragen, so Istrefi. Dennoch befinde sich das Ganze noch in einem vertretbaren Rahmen. Und: Die Mehrkosten könnten durch Ersparnisse in anderen Gewerken kompensiert werden.
Der produzierte Strom soll derweil in den Eigenverbrauch der Schule fließen, sagte Istrefi auf Nachfrage von Ratsmitglied Armin Arzner (CDU). Die Überschüsse würden ins Stromnetze eingespeist, eine Speicherung sei nicht vorgesehen.